Wenn der Welpe beißt: Ursachen und Training

Die Beißhemmung ist nicht angeboren, sondern muss vom Welpen erst erlernt werden. Wie wichtig dabei die Mutterhündin und die Wurfgeschwister sind, lesen Sie hier. 

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Welpen erlernen die Beißhemmung durch soziale Interaktion mit ihren Wurfgeschwistern© stock.adobe.com/Mariusz Blach

Welpen lernen während der Sozialisierung mit anderen Hunden, wann sie zu doll beißen. Die sogenannte Beißhemmung muss jedoch auch in ihrem neuen Zuhause von den Bezugspersonen weiter trainiert werden. Aus welchen Gründen Welpen beißen und wie Sie richtig damit umgehen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Inhaltsübersicht

Darum beißen Welpen

Zu Beginn ist es ganz normal, dass Welpen beißen. Noch haben sie kein Gespür dafür, wann der Einsatz ihrer Zähne erlaubt ist und in welchem Maße. Diese Fähigkeit wird als Beißhemmung beschrieben. Der Welpe lernt, das Zubeißen in seiner Intensität zu steuern und zu kontrollieren. Idealerweise erwerben Welpen diese Fähigkeit zwischen der vierten und sechzehnten Lebenswoche. Sowohl die Mutterhündin als auch die Wurfgeschwister spielen dabei eine zentrale Rolle. In dieser Lebensphase testen Welpen spielerisch die Grenzen ihrer Sozialpartner und werden in ihre Schranken verwiesen, wenn sie es übertreiben. Diese sozialen Erfahrungen prägen den Welpen in seinem Verhalten, wodurch eine Beißhemmung ganz automatisch antrainiert wird. 

Die Beißhemmung ist nicht angeboren, sondern bildet sich im Laufe der Zeit durch Erfahrungen.

Es gibt jedoch auch andere Gründe, wieso Welpen beißen:

  1. Der Welpe beißt in die Leine
  2. Der Welpe beißt in Gegenstände
  3. Der Welpe beißt aus Trotz

Welpe beißt in die Leine

Wenn der Welpe in die Leine beißt, dann sieht er diese entweder als Spielzeug an oder er ist verunsichert. Daher ist Leinentraining so wichtig. Die Leine ist zunächst für den Welpen unbekannt und plötzlich ganz nah an seinem Körper. Das kann ihm Angst machen oder verunsichern. Trainieren Sie das Anlegen der Leine und verbinden Sie diese mit etwas Positivem.

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Welpen, die in die Leine beißen, sehen diese als Spielzeug an© stock.adobe.com/otsphoto

Welpe beißt in Gegenstände

Wenn Welpen damit beginnen Möbelstücke anzuknabbern, kann das am Zahnwechsel liegen. Der setzt ca. ab dem vierten Lebensmonat ein. In dieser Zeit schmerzt das Zahnfleisch. Dann versuchen sie sich durch das Knabbern an harten Gegenständen Abhilfe zu schaffen. Damit Ihre Möbelstücke unbeschadet bleiben, können Sie Ihrem Welpen Kaustangen geben. Das Kauen lindert die Schmerzen und beschäftigt den Hund.

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Welpen im Zahnwechsel neigen dazu, an harten Gegenständen wie Möbeln zu kauen© stock.adobe.com/leszekglasner

Welpe beißt sich selbst

Wenn Welpen oder Hunde generell sich selbst beißen, beispielsweise Rute oder Pfoten, ist das nie ein gutes Zeichen. Hierbei kann es sich um eine Verhaltensstörung oder um ein gesundheitliches Problem handeln. Äußerliche Verletzungen oder Hausveränderungen können ein Grund für das Verhalten sein. Lassen Sie Ihren Hund vom Tierarzt begutachten, um gesundheitliche Gründe ausschießen zu können. Ist dies der Fall, sollten Sie sich frühzeitig mit einem Hundetrainer in Verbindung setzen, um gegen das Fehlverhalten anzuarbeiten. 

Welpe beiß aus Abneigung

Wie Kleinkinder legen auch Welpen Trotzverhalten an den Tag. Wenn Sie ihm beispielsweise ein Spielzeug wegnehmen, kann es sein, dass der Welpe seinen Unmut durch Beißen zum Ausdruck bringt. Er hat also ein Problem mit dem Akzeptieren von Grenzen. Hier sollten Sie früh und konsequent gegen anarbeiten. 

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Die Beißhemmung muss im neuen Zuhause des Welpen weiter trainiert werden© stock.adobe.com/Lubo Ivanko

Beißtraining mit dem Welpen

Bereits die Mutterhündin verweist ihre Welpen in ihre Schranken, wenn sie beim Spielen zu weit gehen. Sie, als Bezugsperson des Welpen, machen nichts anderes. Generell gilt jedoch, dass das Training immer von den erwachsenen Familienmitgliedern übernommen werden sollte. Kinder werden von Hunden nicht als erwachsene Lebewesen angesehen und nehmen sie nicht immer ernst.

Wenn Welpen miteinander spielen, ist das nicht mit dem Spielen mit Menschen vergleichbar. Der Welpe lernt, dass er seine Wurfgeschwister zwicken, in ihr Fell beißen und sich mit ihnen raufen kann. Die Haut von Hunden ist nicht so empfindlich und von Fell geschützt. Das gilt jedoch nicht für Menschen. Die Haut ist dünn und sensibel. Ein Zwicken kann, besonders bei Kindern, schnell zu Verletzungen oder Angstverhalten gegenüber dem Hund führen. Daher ist es wichtig, die Beißhemmung des Welpen weiter zu trainieren, wenn er in sein neues Zuhause einzieht. 

Sie sollten im Haushalt feste Regeln etablieren, die von allen Familienmitgliedern gleichermaßen eingehalten werden. Hier müssen alle als eine geschlossene Einheit agieren. Der Hund versteht nicht, wieso er bei Herrchen in die Füße beißen darf, bei Frauchen hingegen nicht. Gleiches gilt beispielsweise für alte Hausschuhe. Der Welpe kann nicht zwischen neu und alt unterscheiden. Daher ist es sinnvoll, wenn Haushaltsgegenstände generell Tabu für den Welpen sind. Bei Spielzeug ist das natürlich etwas anderes. 

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Wenn der Welpe beißt, brechen Sie die Situation sofort ab und ignorieren Sie ihn© stock.adobe.com/olga_sova

Welpe beißt: Der sofortige Abbruch

Im Welpenspiel als auch im Spiel mit dem Menschen gibt es Grenzen: Wer zu fest zubeißt, muss die Konsequenzen tragen. Setzt Ihr Welpe seine Zähne im Spiel mit Ihnen ein, lösen Sie die Situation sofort auf. Sie können zeitgleich auch einen kurzen Schmerzensschrei von sich geben und die Situation abbrechen. Stehen Sie auf, entfernen Sie sich von dem Welpen und ignorieren ihn. Wenn der Welpe beißt, lernt er auf diese Art schnell, dass sein Verhalten unerwünscht ist. Wie so oft lautet die Zauberformel Konsequenz. Wenn Sie dieses Verhalten einige Male wiederholen, wird der Welpe sein Spielverhalten anpassen.  

Es reicht nicht aus, den Welpen nur ein paar Sekunden nach einem Spielabbruch zu ignorieren. Warten Sie mindestens 15 Minuten, bevor Sie erneut mit ihm spielen. 

Ein Hund, der nie gelernt hat, seine Zähne vorsichtig einzusetzen, kann schnell gefährlich werden. Besonders dann, wenn im Haushalt auch Kinder leben. Das Training der Beißhemmung ist nicht abgeschlossen, wenn der Welpe den Wurf verlässt, sondern muss im neuen Zuhause weitergeführt werden. 

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Ein Hund, der nie gelernt hat, seine Zähne vorsichtig einzusetzen, kann schnell gefährlich werden© stock.adobe.com/Daxiao Productions

Welpe beißt: Das dürfen Sie nicht tun

Die meisten Welpen verstehen den Spielabbruch nach wenigen Wiederholungen. Schließlich kennen sie dieses Prinzip bereits von ihren Wurfgeschwistern. Trotzdem gibt es auch Welpen, die etwas länger brauchen, bis sie eine Lektion verinnerlicht haben. Nur nicht ungeduldig oder emotional werden. Bleiben Sie konsequent und ruhig. Wiederholen Sie den Spielabbruch und warten Sie lange genug, bis Sie es erneut versuchen. 

Damit der Lernerfolg nicht minimiert wird, sollten Sie folgende Verhaltensweisen Ihrerseits dringend vermeiden:

  • Grobe Maßregelungen: Schnauzengriff, Alphawurf, Nackenschütteln oder Ähnliches würde Ihr Hund falsch verknüpfen.
  • Schlagen oder Wegschubsten könnte Ihren Welpen ermutigen, das wilde Spiel weiter zu spielen.
  • lange Schimpftiraden: Etablieren Sie lieber ein eindeutiges Kommando, das als Abbruchsignal dient.
  • wilde Rauf- und Zerrspiele verwirren den Hund. Er wird nicht verstehen, wieso er manchmal beißen darf und manchmal nicht.
  • das Beißen ignorieren und weiterspielen: Ihr Welpe wird so nicht lernen, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist.
Trainieren Sie in kleinen Schritten, andernfalls wird der Welpe überfordert. Trainieren Sie maximal 15 Minuten und geben Ihrem Welpen genügend Zeit, das Erlernte zu verarbeiten. 

Welpe beißt und ist aggressiv

Kein Hund wird aggressiv geboren, das muss klar sein. Wenn Ihr Welpe knurrt und aggressiv ist, dann liegt es an einer falschen Verknüpfung oder einer fehlenden Sozialisierung. Die ist zudem nicht abgeschlossen, wenn der Welpe vom Züchter zu Ihnen nach hause kommt. Auch dann müssen Sie proaktiv den Kontakt zu anderen Hunden, nicht nur zu Welpen, suchen. Wenn Sie beginnen, aufgrund von unerwünschtem Verhalten bestimmte Situationen mit Ihrem Welpen zu meiden, verstärken Sie dieses Verhalten

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Mit konsequenten Regeln und ausreichend sozialen Kontakten, wird beißen kein Problem© stock.adobe.com/Wendy

Wenn Sie von Beginn an konsequente Regeln aufstellen und Ihrem Welpen genügend soziale Kontakte ermöglichen, wird beißen kein Problem werden. 

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