Das feline Injektionsstellen-assoziierte Sarkom (FISS)

In seltenen Fällen können sich bei Katzen an Einstichstellen Bindehaut-Tumore bilden, die chirurgisch entfernt werden müssen. Wir klären über das Risiko von Injektionen auf.

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Einstichwunden von Spritzen können FISS auslösen. © Stock.adobe.com/Pixel-Shot

Eine kleine Schwellung nach dem Impfen oder einer Spritze ist normal. Wenn die Schwellung jedoch gar nicht abklingt und tendenziell immer größer wird, sollte man sie vom Tierarzt untersuchen lassen. Im schlimmsten Fall könnte es sich nämlich um ein felines Injektionsstellen-assoziiertes Sarkom (FISS) handeln. 

Wie entsteht FISS bei Katzen?

Das FISS ist ein Tumor des Bindegewebes, der unter anderem an einer Hautstelle entstehen kann, in die Katze einige Monate oder Jahre zuvor gespritzt wurde. Das FISS entwickelt sich relativ selten, schätzungsweise nur bei einer bis vier von 10.000 geimpften Katzen. 

Betroffene Katzen erkranken meist im Alter von acht bis zwölf Jahren daran, können im Einzelfall aber auch jünger sein. Über die Ursachen des FISS ist bislang nur wenig bekannt. Man vermutet, dass chronische Entzündungen die Bindegewebszellen so schädigen, dass sie zu Tumorzellen entarten. 

Auslöser für Entzündungen können sein:

  • Verletzungen
  • Fremdkörper
  • Insektenstiche
  • Nebenwirkungen von Impfungen oder Arzneimittelinjektionen

Da jedoch weniger als ein Prozent (0,01 bis 0,04 Prozent) der Katzen nach einer Injektion an FISS erkrankt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die betroffenen Tiere auch eine erbliche Veranlagung für die Entwicklung von Tumoren haben. 

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Beim Streicheln sollte man auf Schwellungen achten. © Stock.adobe.com/Anna Ritter

Risikofaktoren zur Entstehung von FISS 

Welche Faktoren begünstigen die Entstehung von FISS? Darüber gibt es viele Untersuchungen. Folgende Faktoren sind bisher dokumentiert: 

  • Anzahl von Injektionen an einer Stelle: mehr Injektionen, höheres Risiko. 
  • Position der Einstichstelle: Erfolgt die Injektion zwischen den Schulterblättern, ist das FISS-Risiko größer. 
  • Temperatur: Ist die Injektionslösung kühler als die Umgebungstemperatur, beeinflusst dies das Risiko von Entzündungen an der Einstichstelle. 
  • Verwendung von Adjuvantien (z.B. Aluminiumsalze): Dies sind Wirkstoffverstärker in Impfstoffen, die zur Verbesserung der Immunantwort eingesetzt werden. 
  • Erbanlagen: Eine Studie zeigte ein höheres Risiko bei Geschwistern von Katzen mit FISS. 

So lange sollten Sie Einstichstellen beobachten

Die Amerikanische Veterinärmedizinische Gesellschaft AVMA empfiehlt, Impf- oder Injektionsstellen über einige Wochen nach der Behandlung zu kontrollieren, um Veränderungen an diesen Stellen frühzeitig zu erkennen. Wenn die in den meisten Fällen völlig harmlose Schwellung an der Impfstelle in dieser Zeit tendenziell größer wird oder nicht verschwindet, sollte sie tierärztlich untersucht werden. 

Ältere Katzen, die ganz allgemein ein erhöhtes Tumorrisiko haben, sollte man regelmäßig nach Schwellungen in oder unter der Haut abtasten. Falls man dabei eine kleine Schwellung oder ein Knötchen entdeckt, sollte man Datum des Fundtages, die betroffene Körperstelle und die Größe der kleinen Geschwulst notieren. Die Eintragungen helfen enorm dabei, schnell zu erkennen, ob eine Schwellung allmählich größer wird oder andere Veränderungen aufweist.

Bei Geschwülsten mit mehr als einem Zentimeter Durchmesser sollte man gleich einen Tierarzt zurate ziehen. 

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Ein Tumor muss operativ entfernt werden. © Stock.adobe.com/feferoni

Entstehung von FISS verhindern

Einen hundertprozentigen Schutz gegen die Entwicklung eines FISS gibt es leider nicht. Aber es gibt Experten-Empfehlungen, wie man das Risiko für die Entstehung eines FISS verringern kann:

  • Impfen – so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
  • Nur an Körperstellen impfen oder spritzen, an denen sich ein Tumor leicht entfernen lässt. 
Die Gesundheitsgefahren durch einen lückenhaften Impfschutz oder eine unterlassene wichtige Behandlung sind für die Katze viel größer als das Risiko, ein FISS zu entwickeln. 

Katze hat FISS – wie behandeln?

Bei einem Verdacht auf FISS wird der Tierarzt Gewebeproben entnehmen und diese mikroskopisch von einem Speziallabor untersuchen lassen, um andere Ursachen für die Geschwulst auszuschließen. Wenn sich in der Gewebeprobe entartete Bindegewebszellen befinden, erhärtet das den Verdacht auf ein FISS. Eine endgültige Diagnose kann der Tierarzt jedoch erst stellen, wenn der Tumor entfernt und im Ganzen untersucht wurde. 

Je weiter das FISS in das umgebende Gewebe eingewachsen ist, desto schlechter stehen die Chancen auf eine endgültige Heilung. Dennoch können die Katzen je nach Schwere der Tumorerkrankung mit einer entsprechenden Behandlung und Pflege noch eine Weile ein gutes Leben haben. Sobald das Tier jedoch leidet und nicht mehr auf die Therapien anspricht, sollte man ihm einen sanften, schmerzfreien Tod ermöglichen. 

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