Schiff(skatzen) ahoi!
Früher waren Schiffskatzen ein absolutes Muss und genossen zudem ein besonders hohes Ansehen, da ihr Wohlergehen laut Seefahrerglaube für eine sichere Überfahrt garantierte.
An und für sich sind Katzen ja Landtiere. Hauskatzen leben in Symbiose mit ihrem Herrchen oder Frauchen, Wildkatzen und Großkatzen treiben sich in der Natur herum, Seeleoparden … sind keine Katzen, sondern werden den Robben zugerechnet. Und dann gibt es noch Schiffskatzen. Früher waren Schiffskatzen ein absolutes Muss und genossen zudem ein besonders hohes Ansehen, da ihr Wohlergehen laut Seefahrerglaube für eine sichere Überfahrt garantierte.
Heute allerdings sind Schiffskatzen äußerst rar geworden. Dank entsprechender Hygiene an Bord, finden sich kaum noch lästige und gefräßige Nagetiere an Bord von Schonern, Kriegs- und Kreuzfahrtschiffen. Vor allem Kriegsschiffe waren auch der beliebteste Einsatzort für Schiffskatzen. Und dort haben sich auch die größten Heldengeschichten zugetragen, wenn man denn jedem Wort eines Seemanns so trauen kann. Manche Katzen wurden gar mit mehreren Ehrenmedaillen ausgezeichnet. Berühmte Schriftsteller wie Rudyard Kipling, Mark Twain oder Daniel Defoe schrieben sogar in ihren Büchern über die schnurrenden Schiffssäugetiere.
Eine Katze im Haar kann Leben retten
Hier nur zwei absurdesten Geschichten kurz anzusprechen, ehe wir uns in eigenen Absätzen zwei Legenden der Schiffskatzen zuwenden: Durch Ihr lautes Mauzen rettete eine Schiffskatze dem Schiffbrüchigen Peter Bull aus Cuxhaven das Leben. Bull selbst fehlte die Kraft, um Hilfe zu rufen, als er in Ufernähe Personen wahrnahm. Das übernahm stattdessen die Katze, die sich die ganze Zeit in seinen Haaren verkrallt hatte und als Dank bis ans Lebensende versorgt wurde. "Unsinkable Sam" wechselte im zweiten Weltkrieg die Seiten, als sein Heimatschiff, die Bismarck, 1941 versenkt wurde und fuhr von nun an unter britischer Flagge. Nach zwei weiteren kriegsbedingten Untergängen, wurde er zunächst auf Gibraltar zur Landkatze, ehe er seinen Lebensabend in Großbritannien verbrachte.
Einmal mit Kater um ganz Australien – die Geschichte von Trim
Gleich zwei Statuen stehen zu seinen Ehren in Australien, eine in Großbritannien und das Café der Mitchel Library in Sydney trägt seinen Namen. Er besitzt einen eigenen Wikipedia-Eintrag und Websites huldigen seiner Katzenpersönlichkeit. Der schwarze Kater Trim (Geburtsjahr 1799) hat es für eine Katze zu einiger Berühmtheit gebracht. Er beeindruckte schon früh durch seine Seefestigkeit, konnte sich einmal, als er über Bord gegangen war, über Wasser halten und anschließend ein Hingeworfenes Tau erklimmen und verstand es, von der gesamten Mannschaft Leckereien bei den Mahlzeiten abzustauben. Gemeinsam mit seinem Herrchen Matthew Flinders, einem Forscher und Schiffskommandanten, umrundete er als erste Katze ganz Australien. Wahrscheinlich wäre er noch viele Jahre zur See gefahren, aber er und seine Mannschaft wurden aufgrund von Streitigkeiten zwischen England und Frankreich auf Mauritius inhaftiert. Dort verschwand Trim spurlos, sein Herrchen vermutete, dass sein letzter Aufenthaltsort ein Kochtopf war.
Bouchiq, eine Katze geht ihren Weg
Wir wissen es alle, auch wenn wir es nicht verstehen können: Manche Menschen können mit Katzen einfach nichts anfangen. Und um genau einen solchen Menschen geht es in der Geschichte der Schiffskatze Bouchiq, die der französische Zollinspektor Jaques Boucher de Perthes (1788–1868) festgehalten hat. Der neue Kapitän der Voltigeur, eines Vorzeigeschiffs der französischen Marine, mochte Bordkatze Bouchiq nicht. Er hasste die Katze so sehr, dass er sie zunächst von Bord warf und, als sie heimlich wieder aufs Schiff gelangt war trotz Protesten der Mannschaft, auf einer Insel aussetzen ließ.
So schlecht so gut, nur fing das Schiff nun an, sich seltsam zu verhalten, war schwer zu manövrieren und verlor im Gegensatz zu früher ein Wettrennen nach dem anderen. Die Mannschaft stand kurz vorm Meutern wegen der Starrsinnigkeit und Arroganz des neuen Kapitäns – die Ursache der Probleme, das war ganz klar, war die Abwesenheit von Bouchiq. Nach langem Hin und her entschied man sich, sich auf die Suche nach ihm zu machen. Dieser hatte irgendwie zurück in seinen Heimathafen gefunden, wo alle Welt nun davon überzeugt war, dass sein Schiff gekentert und untergegangen war. Die Totenmesse wurde bereits vorbereitet, als Bouchiq sich am dritten Tag seines Auftauchens zum Hafen aufmachte und dort wenig später sein Schiff, die Voltigeur, aufkreuzte. Mannschaft, Katze und sogar der Kapitän waren überglücklich. In Folge wurde das Schiff vom "Fluch" befreit und gewann wieder Regatta um Regatta.
Leg Dich besser nie mit einer Schiffskatze an!
Die Probleme der Voltigeur waren voraussehbar. Schließlich existieren auf See allerlei Mythen und Aberglauben zu Schiffskatzen. Die wichtigsten hierbei:
- Eine Schiffskatze, die von Bord geht, MUSS gerettet werden. Ertrinkt sie, kann sie einen unbändigen Sturm heraufbeschwören mit Gefahr für Leib und Leben der Mannschaft
- Verlässt eine Bootskatze ihr Schiff, ist dessen Untergang so gut wie sicher.
- Wer eine Schiffskatze schändlich behandelt, setzt das Leben der Mannschaft aufs Spiel.
Schiffskatzen heute
Sind Hunde an Bord, z. B. von Kreuzfahrtschiffen, in speziellen Transporträumen erlaubt und Begleithunde, ja sogar Begleitaffen für körperlich eingeschränkte Personen voll und ganz in den Schiffsalltag integriert, so sieht es bei Katzen und anderen Haustieren anders aus. Einer der Hauptgründe ist sicherlich, dass der Aufwand bzgl. Impfungen und Gesundheitsbestimmungen für jedes einzelne Tier zu groß wäre.
Bei der Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean gibt es allerdings noch einen weiteren Grund. Dort fährt seit vielen Jahren Captain Johnny zur See – mit seinem ständigen Begleiter, einem Grünpapagei. Und dass sich Katze und Vogel nicht so gut verstehen, haben wir alle ja schon in Kindertagen beim Anschauen von Silvester und Tweety-Cartoons gelernt. Dennoch gibt es bei der zum Konzern gehörenden Kreuzfahrtlinie Celebrity Cruises auch eine einzige Schiffskatze. Sie gehört der ersten Kapitänin des riesigen Kreuzfahrtschiffs Celebrity Summit, Kate McCue, heißt "Bug" (Nachname "Naked") und ist auch als Schmusetier für Katzenhaar-Allergiker geeignet. Der Grund: Bug Naked ist eine Nacktkatze, eine Sphinx.