Erst Liebe, dann Hiebe bei Katzen
Katzen, die sich immer gut verstanden haben und urplötzlich wie Furien aufeinander losgehen, können einander buchstäblich nicht mehr riechen.
Keinen Schritt machte Damian ohne seine Julika. Die zwei Geschwister, die zusammen ins neue Zuhause gezogen waren, putzten sich gegenseitig, kuschelten zusammen und spielten immer miteinander. Bis Damian kastriert wurde. Aus war’s mit der heißen Liebe. Der noch von der Narkose dusselige Kater schwankte aus seinem Transportkorb, und schon begann Julika zu fauchen und die Krallen zu zeigen. Rückzug von Damian, der im Kennel seinen Narkoserausch ausschlief.
Kriegszustand
Doch auch an den folgenden Tagen änderte sich nichts. Julika prügelte ihren verstörten Bruder, sie lauerte ihm auf, wenn er aufs Kistchen wollte, und verwehrte ihm den Zutritt zum Futternapf. Die Familie musste eingreifen, um den kleinen Kater zu schützen. Noch entsetzter war eine Katzenhalterin, die zu ihren beiden Samtpfoten ein Jungtier aus dem Wurf einer ihrer Katzen behalten hatte. Als sie mit dem Katzenkind von der Impfung zurück nach Hause kam, wurde das Tierchen von der eigenen Mutter und dem Kastratenkater des Hauses regelrecht verdroschen. Zwar legte sich die Kampfeswut der beiden erwachsenen Tiere wieder, doch die Jungkatze machte ab sofort einen großen Bogen um die zwei. Zwei wahre Geschichten, die Alltagsgeschichten sind. Denn dass Liebe in Abneigung umschlägt, kommt in allen Katzenkreisen vor. Warum? Weil die Bindung von Katzengemeinschaften in erster Linie über den Geruch entsteht und hält. Um sie zu festigen, beschnuppern Katzen in ein und demselben Haushalt sich bei jeder Begegnung erneut, reiben Köpfchen oder Flanken aneinander, kontrollieren den Duft des Gegenübers wieder und wieder. Ob beim Putzen oder Kuscheln, überall werden Duftmoleküle ausgetauscht – für uns Menschen mit vergleichsweise armseliger Nasenarbeit unriechbar.
Fremd statt vertraut
Wird ein Tier aus der Gruppe entfernt – zum Beispiel für den Tierarztbesuch –, verliert es den "Nest"-Geruch und ist umgeben von Fremdaromen, die den Daheimgebliebenen zuerst einmal stinken. Deshalb wehren sie sich vehement gegen jede vertrauliche Annäherung. Anstatt sämtliche Gesten aus dem Beschwichtigungsrepertoire entgegenzusetzen – blinzeln, schnurren, Köpfchen senken –, geht das Opfer, heilfroh, dass es wieder daheim ist, forsch auf seine Ex-Freunde zu und verschlimmert damit deren Wut. Kleiner Trost: 90% solcher Ad-hoc-Prügeleien verschwinden nach einigen Tagen. Die kleine Katzengemeinschaft kommt sich wieder näher, und meistens herrscht Frieden. Bis zum nächsten Tierarztbesuch. Vorbeugen ist einfach: Trennen Sie niemals ein Tier von der Gruppe ab. Gehen Sie mit allen Katzen zum Tierarzt, in die Tierpension, auf Reisen.
Parfümieren hilft
Wenn mehr als drei Katzen in einer Familie wohnen, ist das natürlich problematisch. Dann sollten Sie vorbeugen. Nehmen Sie eine gebrauchte (also nach Ihren Katzen duftende) Decke mit und kuscheln Sie das getrennte Tier vor der Zusammenführung darin ein. Oder: Bürsten Sie vor dem Transport die daheim bleibenden Katzen kräftig mit einer weichen Naturbürste. Diese Bürste nehmen Sie ungereinigt mit. Bevor Sie dann die Patientin auf die anderen loslassen, bürsten Sie deren Fell gründlich mit der gebrauchten Bürste. Die Chancen sind gut, dass Sie mit der Decke oder der Bürste den Fremdgeruch entfernen oder mit dem Nestaroma überdecken. (Ursula Birr)
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