Au Backe: Zahnpflege bei Katzen – macht das überhaupt Sinn?

Sie ist die am häufigsten vorkommende Krankheit unter Katzen: Jede zweite Katze über fünf Jahren ist davon betroffen. Mit unserem Experten Dr. med. vet. Michael Streicher gehen wir der Zahnerkrankung FORL/RL auf den Grund und erläutern Schwierigkeiten bei der Diagnose und Therapie.

Zahnpflege bei Katzen
© SvetMedvedeva/Shutterstock

Zähneputzen hilft definitiv!

Leider nicht gegen alle Erkrankungen der Zähne, aber gegen eine sehr gut: Parodontitis. Bei der Parodontitis handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates. Hauptursache der Parodontitis bei unseren Katzen ist bakterieller Zahnbelag, der zu einer Entzündung des Zahnfleisches führt.

Beim Menschen weiß man, dass die bakterielle Belastung, die von einer Parodontitis ausgeht, eine Erkrankung der Herzklappen auslösen kann. Zudem sind beim Menschen eine Vielzahl weiterer schwerwiegender Erkrankungen bekannt, die durch die in die Blutbahn gelangenden Bakterien ausgelöst werden können. Bei Katzen gibt es diesbezüglich keine wissenschaftlichen Untersuchungen, aber warum sollte es bei ihnen anders sein?

Eine gründliche Zahnhygiene ist bei Ihrer Katze der einzige Weg, den Zahnbelag zu verhindern.

Leider mögen Katzen das Zähneputzen überhaupt nicht

Die besten Chancen auf eine dauerhafte und zufriedenstellende Zahnreinigung hat man, wenn man schon frühzeitig damit beginnt. Bereits im Kittenalter können Sie Ihre Katze an Berührungen im Mund- und Zahnbereich gewöhnen.

Das Zähneputzen sollten Sie nicht zum Zeitpunkt des Zahnwechsels beginnen

Die Berührung der wackelnden Milchzähne kann nämlich sehr schmerzhaft sein. Im achten Lebensmonat sollten bei allen Katzen die Zähne gewechselt sein. Für die Reinigung der Zähne gibt es verschiedene Zahnbürstenarten und auch Zahncremes, die nicht nur die Zahnbeläge enzymatisch auflösen, sondern auch schmecken sollen.

Machen Sie Ihre Katze mit dem Putzen der Zähne langsam vertraut

Beginnen Sie damit, nur den Mund zu berühren und die Lippen zu heben. Nehmen Sie eine kleine Menge der speziellen Zahnpasta auf Ihren Finger, so dass Ihre Katze davon probieren kann. Die meisten Katzen akzeptieren das sehr gut und nehmen die Paste mit dem Fisch- oder Hühnchenaroma als Leckerbissen an. Beginnen Sie dann mit dem Zähneputzen. Erhöhen Sie langsam die Anzahl der Zähne, die geputzt werden, bis zu den Backenzähnen, wo sich der meiste Zahnstein bildet. Bürsten Sie langsam 30 Sekunden lang jede Seite des Kiefers. Plaque sammelt sich vorwiegend an der Außenseite der Zähne an, da die Katzenzunge die Innenseite der Zähne reinigt.

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Komplikationen beim Zahnwechsel erkennen

Katzen werden zunächst zahnlos geboren. Etwa zwei Wochen nach der Geburt beginnen die ersten Milchzähnchen herauszukommen, bis schließlich insgesamt 26 Milchzähne vorhanden sind. Diese Zähne begleiten die Katze bis zum Alter von etwa sechs Monaten. Danach fallen sie aus, um Platz für die bleibenden 30 Zähne zu machen. Überraschender Weise erkennen etwa 90 Prozent der Katzenhalter den Zahnwechsel bei der Katze nicht. 

In einigen Fällen kann es jedoch sein, dass Katzen während dieser Phase auf Gegenständen herumkauen, vermehrten Speichelfluss zeigen oder den Kopf schief halten. In sehr seltenen Fällen kann der Zahnwechsel auch mit Fieber einhergehen. Die Katze fühlt sich dann unwohl, mag sich nicht bewegen und isst nur wenig bis gar nichts mehr. Dann sollten Sie Ihren Tierarzt aufsuchen.

Einfach in der Theorie, schwierig in der Praxis

Leider muss man sagen, dass sich kaum eine Katze dauerhaft über die Zahnpflege freut. Sobald Sie merken, dass es entweder für Sie oder Ihre Katze in Stress ausartet, sollten Sie das Projekt Zähneputzen beenden.

Unabhängig vom Zähneputzen bekommt etwa jede zweite Katze in ihrem Leben Probleme mit einer anderen Zahnerkrankung: FORL oder, wie man es mittlerweile nennt, RL. Selbst, wenn Sie es schaffen würden, Ihrer Katze jeden Tag sehr gründlich die Zähne zu reinigen, so wäre die Wahrscheinlichkeit dennoch hoch, dass sie eine schwerwiegende Zahnerkrankung entwickelt. Vor diesem Hintergrund und dem Missfallen vieler Katzen gegenüber der Zahnreinigung, entschließen sich viele Katzenhalter bereits nach kurzer Zeit, die Zahnpflege bei Ihrer Katze zu beenden.

Über unseren Experten

In seiner Tierarztpraxis im hessischen Oberursel behandelt Dr. med. vet. Michael Streicher ausschließlich Katzen.

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