Rennmäuse brauchen Ganztagsbeschäftigung

Eigentlich wollte Tierpfleger Jürgen Wagner verschiedene Sorten Einstreu für Rennmäuse testen. Doch dann merkte er, dass es auf die Streu überhaupt nicht ankommt, sondern auf die Beschäftigung für die superfleißigen Mäuse.

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Foto: Thomas Brodmann / animals-digital.de© Foto: Thomas Brodmann / animals-digital.de

Jürgen Wagner ist Ausbilder und Prüfer für Tierpfleger an der Uni Gießen. Und er ist Rennmaus-Fan. Bei den eigenen Mongolischen Wüstenrennmäusen fiel ihm immer wieder das Scharren in den Käfigecken auf. Stundenlang konnten die Mäuse auf den Hinterbeinen stehend Scharrbewegungen ausführen. Lag’s an der Streu?

Jürgen Wagner besorgte sich zwölf verschiedene Sorten handelsübliche Kleintierstreu und zusätzlich Chinchilla-Sand. Je 14 Tage "testeten" jeweils fünf seiner Mäuse den neuen Belag ihrer Gehege.

Zwölf verschiedene Streusorten im PraxistextAm Sozialverhalten, Spielen, der Körperpflege änderte sich wenig, notierte er beim Beobachten. Doch beim Scharren zeigten sich deutliche Unterschiede. In den Gehegen, in deren Einstreu aus Papier oder Holzstückchen bestand, hörte schlagartig das Scharren auf. Die Rennmäuse schufteten jede freie Minute, bis sie die Einstreu in feinste Teilchen zernagt hatten, und begannen erst dann prompt wieder zu scharren.

Wagners Theorie: Die fleißigen Wüstentiere scharren, weil sie sich langweilen. Sobald es etwas zu tun gibt, widmen sie sich dieser Aufgabe. Um sicherzugehen, gab der Rennmaushalter in die Gehege mit Sand- und Steinstreu Holzwolle, Papphäuschen und einen Hundespielzeug-Igel. Und wieder verstummten augenblicklich die Scharrgeräusche. Wieselflink zerfetzten die scharfen Rennmauszähne die Papier- und Holzfasern, hochinteressiert bestupsten und umsausten sie das merkwürdige Spielzeug. Jürgen Wagner rüstete seine Rennmauskäfige komplett um.

Arbeitsmaterial für RennmäuseInzwischen wechselt er (wegen des Stresses für die Mäuse) die Streu nur alle 14 Tage, bietet dafür aber massenhaft Arbeitsmaterial an: ein Häuschen aus gepresster Petersilie zum Beispiel, diverse Papphäuser, Weiden- und Obstbaumzweige zum Zernagen, ein Labyrinth aus Holz.

Sogar fürs Futter müssen die Nager arbeiten: Es hängt jetzt in Herz- oder Kringelform im Käfig und muss auf Zehenspitzen oder mit einer Turnübung erst einmal erbeutet werden. Das Scharren wie früher hört der Rennmaus-Beobachter nicht mehr. Dafür sieht er seine Mäuschen jetzt häufiger - bei der Arbeit.Verhalten & Beschäftigung:

Beschäftigungsmöglichkeiten für Mäuse

 

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