Was Katzen-Senioren zu schaffen macht
Kaum ein anderes Tier fasziniert uns so durch die Eleganz und die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen wie die Katze. Ihr bewegliches Skelett erlaubt ihr sich im Sprung zu drehen und Positionen einzunehmen, die einen Gummimenschen vor Neid erblassen ließen.
Besonders biegsam ist die Wirbelsäule, deren einzelne Wirbelknochen nicht so starr miteinander verbunden sind wie beim Menschen oder bei anderen Tieren. Doch das Alter geht auch an samtpfotigen Akrobaten nicht spurlos vorbei: Im Lauf der Jahre kommt es zu Verschleißerscheinungen an Knochen, Bändern und Gelenken, aus denen sich Krankheiten wie z. B. Arthritiden (chronische Gelenksentzündungen) entwickeln können – aber nicht müssen. Die Gelenke sind dabei die Schwachstellen des Skeletts. Insbesondere der Gelenkknorpel, der bei der jungen Katze ein dickes, prall elastisches Kissen über den Enden der Knochen bildet, leidet unter den Jahren. Er wird dünner und verliert zunehmend an Elastizität. Seine glatte und gleitfähige Oberfläche kann rau werden. Dadurch können die Knochen beim Beugen oder Strecken eines Gelenks nicht mehr mühelos aneinander vorübergleiten. Zumal auch das Schmiermittel des Gelenks, die Gelenkschmiere, bei älteren Semestern nicht mehr die gleiche Qualität aufweist.
Auch Katzen spüren die Jahre
Bei jungen Tieren ist die Gelenkschmiere äußerst zähflüssig und bildet einen dichten Film über die Gelenkknorpel. Mit zunehmendem Alter wird die Gelenkschmiere dünnflüssiger – dadurch kann der "Gleitfilm" über dem Knorpel immer wieder einmal reißen. Dann reibt Gelenkoberfläche auf Gelenkoberfläche – was zur weiteren Abnutzung des Knorpels beiträgt. Alle diese Veränderungen können das Gewebe reizen und zu schmerzhaften Entzündungen führen. Eine Arthritis ist entstanden. Tatsächlich können viele Faktoren dazuführen, dass die Gelenke im Alter erkranken: Die genetische Veranlagung, eine Fehlstellung der Gliedmaßen, Verletzungen, Überbeanspruchung, Infektionen, Übergewicht und Fehlernährung. Insbesondere schlecht verheilte Verletzungen bergen die Gefahr einer bleibenden Veränderung im Gelenk. Die Behandlung von Lahmheiten gehört daher immer rasch in die Hände eines Tierarztes. Typisch für eine Arthritis ist, dass die Katzen vor allem nach Phasen der Ruhe Schwierigkeiten beim Aufstehen und Gehen haben. Mit der Zeit laufen sich die Patienten wieder ein, d.h. das Problem scheint besser zu werden.
Medikamente geben Lebensqualität
Das Fatale an diesen Entzündungen ist, dass sie zu weiteren Schäden an allen Geweben des Gelenks führen. In schweren Fällen kann es sogar zu Knochenwucherungen kommen. Heilbar sind Arthritiden nicht. Der Tierarzt bemüht sich, mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten, z.B. cortisonhaltigen Arzneimitteln, die Symptome und die Schmerzen zu lindern. Die Schmerzbehandlung dient zum einen natürlich dem Wohlbefinden der Katze, zum anderen soll sie dem Tier eine gewisse Beweglichkeit ermöglichen. Denn Gelenke müssen, auch wenn sie krank sind, in Bewegung bleiben, sonst verschlimmert sich die Arthritis, und es kann sogar zu einer Versteifung des Gelenks kommen. Katzen reagieren jedoch unterschiedlich empfindlich auf die eingesetzten Medikamente. Nebenwirkungen wie Erbrechen, Magen-Darm-Entzündungen bis hin zu Blutungen können auftreten.
In manchen Fällen muss operiert werden
So dauert es manchmal eine ganze Weile bis das passende Medikament und die richtige Dosierung im Einzelfall ermittelt sind. Altersbedingte "Materialermüdung" kann auch einem Bandscheibenvorfall oder einem Kreuzbandriss zugrunde liegen. Auslöser für beide Verletzungen ist jedoch meist ein Unfall. Die Behandlung richtet sich nach der Schwere des "Schadens". Wenn die Katze nach einem Bandscheibenvorfall "nur" lokale Rückenschmerzen hat, kann eine konservative Behandlung mit Medikamenten und vierwöchiger Boxenruhe ausreichen. Zeigt sie hingegen neurologische Störungen, wie z. B. Lähmungen und verminderte Stellreflexe, muss eine Operation erwogen werden. Auch bei einfachen Kreuzbandrissen kann die Katze konservativ behandelt werden. Diese Behandlung ist langwierig und besteht aus vierwöchiger Käfig- bzw. Zimmerruhe mit einem anschließenden vierwöchigen Hausarrest. Nach einer konservativen Behandlung kommt es außerdem zu stärkeren arthrotischen Veränderungen im Gelenk, daher sollte man auch in einfachen Fällen eine chirurgische Behandlung in Betracht ziehen. Bei komplizierten Fällen muss operiert werden. Neben der Schmerzlinderung und der Entzündungshemmung kann bei sehr alten, schwachen und mageren Katzen auch ein Muskelaufbau durch Anabolika sinnvoll sein. Denn eine kräftigere Muskulatur kann die Gelenke besser unterstützen und entlasten. Anabolika verringern Schmerzen, verbessern den Appetit und führen zu mehr Kraft und Bewegungslust. Sie sind allerdings keine Allheilmittel und sollten nur eingesetzt werden, wenn der Tierarzt es für sinnvoll hält.