Das Abstreifen
Die Abstreifer unter den Pferden sind wahre Spezialisten. Doch nicht immer steckt Absicht dahinter, wenn die Beine des Reiters an Bäumen, Mauern oder anderen Begrenzungen abgestreift werden.
Gerade dabei kommt es oft zu Missverständnissen. Es geschieht nur selten, dass ein Pferd diese Taktik wirklich gezielt und absichtlich einsetzt. Sehr viel häufiger ist es einfach fehlendes Gleichgewicht, das Pferd samt Reiter gegen die äußere Begrenzung der Reitbahn taumeln lässt.
Mit Absicht?
Das Pferd, das den Reiter auf diese Weise gezielt loswerden möchte, agiert zielsicher, unbeirrbar und energisch. Es lässt sich kaum stoppen oder abwenden, selbst mit herumgezogener Kopf-Hals-Partie behält es doch die eingeschlagene Richtung bei und lässt sich auch durch Schenkelhilfen oder im Extremfall sogar Gerteneinsatz kaum beeindrucken. Hier handelt es sich um eine grobe Missachtung des Menschen. Doch auch in diesem Fall ist zu bedenken, dass das Pferd mit Sicherheit in der Vergangenheit entsprechende Erfahrungen gemacht hat, bei denen nicht nur der Respekt gegenüber dem Menschen, sondern auch das Vertrauen verloren gegangen ist. Es kann entsprechend langwierig sein, dieses Verhältnis wieder aufzubauen und zu festigen. (Mehr dazu unter Erziehung, Bodenarbeit)
Halt gesucht
Wenn Pferde nach außen drängen und dabei der Begrenzung der Reitbahn so nah kommen, dass die Knie des Reiters eingeklemmt werden, wird das oft als Abstreifen interpretiert. Meist jedoch ist es nur ein Zeichen für das fehlende Gleichgewicht des Pferdes. Unter dem Reitergewicht kann das Pferd die Spur nicht halten, enge Wendungen überfordern es, es schleudert nach außen und sucht dabei Halt an der Begrenzung. Vor allem bei jungen Pferden ist das zu beobachten, die ihre Balance unter dem Reiter noch nicht gefunden haben. Hier ist der Reiter gefordert, sein Pferd entsprechend auszubilden. (=> Skala der Ausbildung)
Was tun, wenn das Pferd den Reiter abstreift?
Instinktiv versuchen Reiter häufig, das Pferd von der Wand, Mauer, Bande usw. wegzulenken. Sie verkürzen daher den Innenzügel und bemühen sich, abzuwenden. Leider hat das meist nicht den gewünschten Effekt: Das zielstrebige Pferd lässt sich dadurch nicht vom Weg abbringen, das unausbalancierte Pferd wird dadurch noch weiter überfordert und schleudert weiter nach außen. Der Reiter muss also im Gegenteil die äußeren Hilfen verstärken. Der Außenzügel begrenzt die äußere Schulter, der Außenschenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt und begrenzt die Hinterhand. (siehe auch Hilfengebung) Der Reiter muss das Pferd deutlich mit den Beinen "einrahmen" und die Richtung bestimmt vorgeben, so ist es für das noch wenig ausbalancierte Pferd leichter, diese zu halten. Dem absichtlich agierenden Pferd, das davon ausgeht, in Besitz der Führung zu sein, wird es erschwert, diese tatsächlich zu übernehmen.