Die Anlehnung

Unzweifelhaft ist die Anlehnung ein wichtiger Punkt der Ausbildungsskala. Doch oft wird sie in ihrer Bedeutung missverstanden und gerät fälschlich ins Zentrum des reiterlichen Bemühens.

Die Anlehnung ist ein Kennzeichen des dressurmäßigen Reitens. Doch auch das Pferd, das später mit losen Zügeln in einer Signalreitweise weiter ausgebildet werden soll, wird sinnvollerweise zu Beginn seiner Laufbahn mit Anlehnung geritten.

Viele Reiter verstehen unter Anlehnung schlicht die gewünschte Kopfhaltung: Nase runter, das Pferd geht am Zügel. Und genau hier beginnen die Probleme: Die Haltung des Pferdes ist zwar ein Ergebnis der Arbeit, doch darf sie während der Ausbildung nicht das vorrangige Ziel sein.

Anlehnung und BeizäumungUnter Anlehnung versteht man die konstante und feine Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Diese Anlehnung kann sowohl bei aufgenommenen als auch bei langen Zügeln bestehen, sie wird erst mit dem völlig hingegebenen Zügel aufgegeben. Im Gegensatz dazu versteht man unter Beizäumung die Haltung des Pferdes mit der Nase leicht vor der Senkrechten, dem gewölbten Hals und dem Genick als höchstem Punkt. Die Anlehnung gehört zur Beizäumung, doch ist sie auch ohne diese möglich.

Warum Anlehnung?Durch die Anlehnung werden die Zügel zum heißen Draht zwischen Reiter und Pferd. Sie dienen nicht dazu, das Pferd in eine bestimmte Haltung zu zwingen, sie halten im Gegenteil eine feine, weiche und ruhige Verbindung, über die Reiter und Pferd beständig kommunizieren. So erhält der Reiter jederzeit eine Rückmeldung vom Pferd. Wichtig: Das Pferd sucht die Anlehnung – der Reiter erlaubt sie! Immer wieder muss darauf hingewiesen werden, dass Anlehnung nichts mit Zwang zu tun haben darf.

Über die Anlehnung wird dem Pferd ein Rahmen gegeben. Es tritt nach und nach an das Gebiss heran und somit vermehrt unter seinen Schwerpunkt. (=> Schwung, Versammlung)

VoraussetzungenNur ein Reiter, der zügelunabhängig und sicher im Gleichgewicht sitzt, kann seinem Pferd die gesuchte Anlehnung gewähren. (=> Sitz des Reiters) Viel zu oft halten Reiter sich – manchmal sogar unbewusst – am Zügel fest und verhindern so jede feine Kommunikation, fügen dem Pferdemaul schlimmstenfalls sogar Schmerzen zu.

Die Zügelhilfen stehen niemals allein, sondern sind immer im Zusammenspiel mit Schenkel- und Gewichtshilfen zu sehen (=> Hilfengebung). So wird letzten Endes die gewünschte Beizäumung zwar auch mithilfe der Anlehnung erreicht, jedoch niemals durch Ziehen am Zügel, sondern durch das Zusammenwirken der Hilfen. Das Pferd wird von hinten an das Gebiss heran geritten. Tatsächlich kommt hier also den Zügeln eher eine passiv verwahrende Rolle zu.

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