Der vielseitige WiederkäuermagenWie Rinder und Schafe gehören auch die Ziegen zu den Wiederkäuern, das heißt sie verfügen über ein mehrhöhliges Verdauungssystem, das selbst kärglichste Nahrung äußerst effektiv verwerten kann. Mithilfe von Mikroorganismen wird das rohfaserhaltige Futter, das zuvor mit der sehr beweglichen Oberlippe und den unteren Schneidezähnen (im Oberkiefer gibt es nur eine harte Gaumenplatte, Schneidezähne fehlen hier) abgezupft und zerkaut wurde, im Pansen aufgeschlüsselt und zerkleinert. Dann wandert es über den Netzmagen und die Speiseröhre zurück ins Maul, wo das Wiederkäuen einsetzt. Der so zerkleinerte und eingespeichelte Nahrungsbrei gelangt nun über die Schlundrinne in der Speiseröhre direkt in den Blättermagen und weiter in den Labmagen, wo die eigentliche Verdauung einsetzt. Die zahlreichen Mikroorganismen aus dem Pansen werden hier ebenfalls verdaut und bilden so eine wichtige Eiweißquelle.
GrobfutterUnerlässlich für eine ungestörte Pansenfunktion ist ein hoher Anteil an Grobfutter in der Futterration. Im Frühjahr und Sommer reicht in der Regel der Weidebewuchs völlig aus. Ziegen und Schafe können auch gut zusammen gehalten werden, da die Ziegen eher längere, schon etwas verholzte Pflanzenteile bevorzugen, während Schafe lieber das saftige, kürzere Grünfutter fressen. Auch Blätter von Büschen und Bäumen, kleine Zweige und Rinde gehören zum Nahrungsspektrum einer Ziege. Wenn sie die Möglichkeit hat, nimmt sie aber auch gerne das Geranienbeet der Nachbarn oder gar das frisch gewaschene Betttuch an der Wäscheleine. So genügsam Ziegen auch in Notzeiten sind, so naschhaft und wählerisch können sie bei reichhaltigem Angebot sein, denn sie mögen es, Neues auszuprobieren.
WinternahrungIm Winter bildet Heu die Hauptnahrungsgrundlage, bereichert durch Silage, frisch geschnittene Zweige und, je nach Bedarf, Kraftfuttergaben in Form von Getreide, Rüben- oder Melasseschnitzel oder Ölsaatschrot. Auch Obst in kleineren Mengen, Rüben, Karotten, nicht gekeimte Kartoffeln oder ab und zu trockenes Brot werden als Leckerei gerne angenommen. Der Kraftfutteranteil muss dem tatsächlichen Bedarf angepasst sein, da die Ziegen sonst schnell verfetten.
TrächtigkeitGeißen im letzten Trächtigkeitsdrittel können langsam an Kraftfutter gewöhnt werden, welches sie in der Laktationsperiode, vor allem in den ersten zwei Monaten in größerer Menge benötigen. Bis zu eineinhalb Kilogramm Kraftfutter pro Tag können dann für eine Milchziege notwendig sein. Unmittelbar nach der Lammung ist es sogar oft so, dass die Geiß ihren stark erhöhten Bedarf selbst mit maximaler Futteraufnahme zunächst nicht ausreichend decken kann und in dieser Zeit an Gewicht verliert (mehrere Kilogramm sind möglich). Nach etwa sechs Wochen ist dann aber das Gleichgewicht wiederhergestellt und die Ziege erreicht wieder ihr normales Gewicht.
MineralstoffeMinerallecksteine für Schafe und Ziegen oder entsprechende Futterbeimischungen sind ebenfalls notwendig, um den Bedarf an Mineralstoffen und Spurenelementen ausreichend zu decken.
WasserversorgungDer Wasserbedarf einer erwachsenen Ziege schwankt je nach Leistung und Tagestemperatur zwischen etwa fünf und 15 Litern pro Tag. Es muss also ständig frisches, sauberes Trinkwasser zur Verfügung stehen.
FütterungsfehlerDie häufigsten Fütterungsfehler bei der Haltung von Ziegen und ihre möglichen Folgen sind:
- Plötzlicher Futterwechsel kann zu Verdauungsstörungen und Leistungsrückgang führen.
- Zu geringer Raufutteranteil kann Verdauungsstörungen und gestörte Pansentätigkeit hervorrufen.
- Mineralstoffmangel kann Knochenschädigungen, Hornschäden, Milchfieber und Leistungsabfall zur Folge haben.
- Zu hoher Kraftfutteranteil kann Folge-Verfettung hervorrufen.
- Verdorbenes oder vergiftetes Futter kann zu Verdauungsstörungen führen, ernsthaften Erkrankungen oder sogar zum Tod. (Autor: Heike Pankatz)