Zwergmäuse

Afrikanische Zwergmäuse gehören zu den kleinsten Säugetieren der Erde. Lediglich die Hummelfledermaus ist noch etwas kleiner. Erfahren Sie im Steckbrief alles zu Aussehen, Nachwuchs, Verhalten, Ernährung und Haltung von Zwergmäusen.

Steckbrief Zwergmäuse
Zwergmäuse im Steckbrief © pixabay.com/Alexas_Fotos

Steckbrief

  • Körperlänge: 5 – 7,5 cm (Schwanzlänge: 5 – 8 cm)
  • Gewicht: ca. 12 g
  • Körper: schlank, sehr klein
  • Kopf: rund mit spitzer Schnautze
  • Fellhaar: dicht, kurz
  • Lebenserwartung: 2 – 3 Jahre

 Systematik

  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Nagetiere
  • Familie: Mäuseartige
  • Gattung: Echte Mäuse
  • Art: Afrikanische Zwergmaus

 

Aussehen

Beim ersten Anblick mag man es kaum glauben, aber bei Zwergmäusen handelt es sich um echte Lebewesen. Es ist schon bemerkenswert, dass sich ein so kleines Säugetier in der Natur durchsetzen konnte. Den Zwergmäusen ist dies jedoch hervorragend gelungen, wie nicht zuletzt ihr großes Verbreitungsgebiet in Afrika zeigt. Zwergmäuse sehen tatsächlich aus wie die Miniaturausgabe einer Hausmaus (Mus musculus). Alles ist bei ihr einfach zwei Nummern kleiner.

Nachwuchs und Aufzucht

Zwergmäuse sind gewöhnlich sehr fruchtbar. In Menschenobhut gibt es allerdings auch Paare bzw. Gruppen, bei denen der Nachwuchs dauerhaft ausbleibt. Hier hilft nur das Neuverpaaren bzw. Umstrukturieren der Gruppe. Die Tragzeit der Zwergmäuse beträgt ca. 19 Tage. In den letzten Tagen der Trächtigkeit ist dem Weibchen die Trächtigkeit deutlich anzusehen. Die Wurfgröße beträgt meist 2 - 6 Jungtiere, die nach 12 - 14 Tagen die Augen öffnen. Kurz vorher beginnen die Jungtiere, die zu diesem Zeitpunkt bereits ein gut ausgebildetes Fell besitzen, im Käfig umherzulaufen. Leider kommt es immer wieder vor, dass ein Wurf wenige Tage nach der Geburt plötzlich verschwunden ist, obwohl ausreichend Wasser und animalisches Futter zur Verfügung stand.

Bei der Zucht der Zwergmäuse gibt es zwei unterschiedliche Philosophien. Während ein Teil der Halter die Zucht mit Paaren favorisiert, erzielen andere Halter gute Zuchterfolge bei Gruppenhaltung. Dabei sollte die Gruppe aber nicht zu groß werden, da es sonst zu großem Stress innerhalb der Gruppe kommen kann, was entweder das Ausbleiben von Nachwuchs oder das Töten und Fressen von Jungtieren zur Folge haben kann. Eine Gruppengröße von 10 Tieren hat sich als für die Zucht günstig erwiesen, wobei die Gruppe durchaus aus mehr Weibchen als Männchen bestehen kann. Idealerweise wird eine solche Gruppe aus Jungtieren zusammengesetzt und bleibt zeitlebens zusammen.

Der Nachteil der Gruppenzucht ist, dass keinerlei Abstammungsnachweis geführt werden kann. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass es zu Inzucht kommen kann, die dauerhaft zu kleineren, weniger vitalen Tieren führen kann. Es sollte deshalb Ziel eines jeden Züchters sein, nur unverwandte Tiere miteinander zu verpaaren, um auch langfristig einen gesunden Stamm Zwergmäuse in Menschenobhut zu erhalten.

Lebensweise und Verhalten

Die afrikanische Zwergmaus oder Knirpsmaus ist in ganz Afrika südlich der Sahara verbreitet. Sie bevorzugt offene Busch- und Steppenlandschaften, kommt jedoch als Ernteschädling auch in der Nähe menschlicher Ansiedlungen vor. Grundbedingung für das Vorkommen der Zwergmaus ist Wasser, in dessen Nähe sie sich stets aufhält.

Insgesamt kommen im Gebiet südlich der Sahara 10 Arten Zwergmäuse vor, von denen Mus minutoides das größte Verbreitungsgebiet hat. In ihrem Habitat lebt die Zwergmaus in Gruppen. Sie halten sich unterhalb der Grasdecke bzw. innerhalb der Grasschicht auf. Einige Forscher berichten ebenfalls von ausgedehnten Gangsystemen, die knapp unter der Grasnarbe angelegt werden. In ihrer Heimat, ist die Zwergmaus nicht an bestimmte Fortpflanzungsperioden gebunden. Würfe kommen über das ganze Jahr verteilt vor und sind nicht von der Regenzeit abhängig.

Die Tragzeit der Zwergmaus beträgt ca. 20 Tage, nach denen 2 - 8 (meist 4 - 5) Junge zur Welt kommen, die vollkommen nackt sind. Nach 6 - 8 Tagen beginnt das Fell zu wachsen, mit ca. 12 Tagen öffnen die Jungen die Augen. Mit 16 - 18 Tagen ist das gräuliche Jugendfell vollständig, welches später in das braune Adultfell umwechselt. In freier Wildbahn erreichen Knirpsmäuse ein Alter von ca. 2 Jahren.

Kommunikation

Die Kommunikation der Zwergmäuse erfolgt hauptsächlich über den Geruchssinn. Sie markieren ihr Revier mit Urin, um so andere Gruppen fernzuhalten. Auffällig ist, dass in Menschenobhut der Urin auch innerhalb des Unterschlupfs abgesetzt wird. So entsteht innerhalb des Unterschlupfs ein Mikroklima mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Ob ein ähnliches Verhalten auch im natürlichen Lebensraum gezeigt wird, ist bisher unbekannt.

Ernährung

Je kleiner ein eigenwarmes Lebewesen ist, desto höher ist sein Energiebedarf. Deshalb sollte den Zwergmäusen immer ausreichend Futter zur Verfügung stehen. Dabei sollte man jedoch nicht den Fehler machen, zu fettreiche Sämereien zu verfüttern, da es sonst leicht zur Verfettung der Zwergmäuse kommt. Folge sind Organschäden, die über kurz oder lang zum Tod der Tiere führen.

Das Grundfutter der Zwergmäuse sollte deshalb aus Hirse, Glanz, Hafer und ähnlichen Getreiden bestehen. Bei mir hat sich eine Mischung aus Wellensittichfutter und Kanarienfutter mit Wildsämereien  bewährt. Allein durch das Grundfutter kann der Eiweißbedarf der Zwergmäuse aber nicht gedeckt werden. Wird kein zusätzliches Eiweiß gereicht, kann es zu Schwanzanfressen oder Auffressen der Jungtiere kommen.

Deshalb sollte Lebendfutter den Speiseplan der Zwergmäuse regelmäßig erweitern. Bestens geeignet sind Heimchen oder frisch gehäutete Mehlwürmer. Da Heimchen und Mehlwürmer oftmals nur mit Zeitungspapier oder ähnlich "nahrhaftem" Futter ernährt werden, bevor sie in den Handel kommen, sollten die Tiere vor dem Verfüttern mindestens eine Woche mit Weizenkleie und Obst oder Gemüse aufgepäppelt werden, damit sie beim Verfüttern auch ausreichend Vitamine und Eiweiß und weniger Giftstoffe wie Druckerfarbe und ähnliches enthalten.

Die Gabe von Obst und Gemüse hilft, den Vitaminbedarf der Knirpsmäuse zu decken. Leider ist die Akzeptanz von Grünfutter bei den Zwergmäusen eher gering. Zwar gibt es immer wieder Tiere, die Obst und Gemüse gerne fressen, der Großteil der Zwergmäuse lässt Grünfutter jedoch links liegen. Dennoch sollte man den Tieren regelmäßig Grünfutter anbieten, da sich die Ernährungsgewohnheiten der Tiere u.U. radikal ändern können. Außerdem gibt es saisonale Schwankungen in den Ernährungsgewohnheiten der Tiere.

Wasser

Wasser darf bei der Zwergmaushaltung niemals fehlen, da es bei Wassermangel zu Kannibalismus kommen kann. Durch das Töten und Auffressen von Artgenossen versuchen die Tiere ihr Flüssigkeitsdefizit auszugleichen. Da die meisten Zwergmäuse kaum Grünfutter annehmen, kann auf diesem Weg den Zwergmäusen kaum Flüssigkeit zugeführt werden. Aufgrund der geringen Größe der Knirpsmäuse sollte das Wasser in kleinen, möglichst flachen Schalen gereicht werden, da die Mäuse kaum die Kraft haben, aus den handelsüblichen Nippeltränken zu trinken.

Gruppenhaltung

Bei der Gruppenhaltung gibt es widersprüchliche Meinungen. Während ein Teil der Halter gute Erfahrungen mit Gruppenhaltung gemacht haben, berichten andere von Aggressionen und sogar Kannibalismus. Ursache für diese Probleme sind oftmals Tiere, die neu in die Gruppe gesetzt werden und so das bisherige Gruppengefüge durcheinander bringen. Aber auch Eiweißmangel oder Krankheiten können zum Zusammenbrechen der Gruppenstruktur führen, was leider oftmals für die unterlegenen Tiere mit schweren Verletzungen oder sogar dem Tod endet. Ein häufig beschriebenes Problem ist der Kannibalismus bei Wassermangel. Hier versuchen die Tiere durch Töten und Fressen eines Artgenossen, ihren Flüssigkeitsmangel auszugleichen. Wer also Gruppenhaltung betreiben möchte muss unbedingt darauf achten, dass die Tiere ausreichend Wasser und Eiweiß erhalten. Bei den geringsten Anzeichen von Spannungen innerhalb einer Gruppe sollte eingegriffen werden und gegebenenfalls das unterlegene Tier entfernt werden. Auch beim Zusammensetzen fremder Tiere ist äußerste Vorsicht geboten.

Temperatur

Zwergmäuse haben aufgrund ihrer geringen Größe eine äußerst ungünstige Energiebilanz. Deshalb ist für sie die Umgebungstemperatur besonders wichtig. Je höher diese ist, desto weniger Energie müssen die Mäuse verschwenden, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Deshalb ist eine Haltungstemperatur von 21- 30oC unbedingt einzuhalten. Bei niedrigeren Temperaturen verlieren die Mäuse zu viel Energie, so dass es dauerhaft zu Unterkühlung kommen kann. Außerdem dürfte bei zu kalter Haltung die Lebensdauer der Tiere rapide absinken. Eine Zucht ist unter 21°C nicht möglich.

Hätten Sie's gewusst

Afrikanische Zwergmäuse gehören zu den kleinsten Säugetieren der Erde. Lediglich die Hummelfledermaus ist noch etwas kleiner.

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