Gesundheit & Erkrankungen bei Terrarieninsassen
Im Bereich der Lurche, Kriechtiere und natürlich auch der Gliederfüßer sterben die weitaus meisten Terrarieninsassen an Haltungsfehlern, die die Pfleger zumeist aus Unwissen machen.
Generelles zur Gesundheit
Krankheiten werden durch verschiedene Ursachen erzeugt. Neben genetisch bedingten Defekten zählt meist das Einschleppen von Erregern über das Futter, durch Einrichtungsgegenstände aus anderen Terrarien oder aus der Natur dazu, und selbstverständlich können sie auch durch dauerhafte Haltungsfehler entstehen.
Hier einige Tipps, wie man vorbeugend tätig werden kann:
- Kaufen Sie keine "krank aussehenden" Tiere.
- Setzen Sie keine neuen Tiere ohne Quarantäne zu Ihren Pfleglingen (auch nicht, wenn die vom guten Bekannten kommen).
- Halten Sie generell Sauberkeit in Ihren Terrarien.
- Bevor andere Tiere in ein zuvor genutztes Becken eingesetzt werden, sollte dieses einer Flächendesinfektion unterzogen werden.
- Legen Sie keine Einrichtungsgegenstände aus Terrarien ohne Desinfektion in andere Becken
- Dasselbe gilt für nicht gefressenes Futter: Nicht in andere Terrarien geben, sondern vernichten.
- Verfüttern Sie gehaltvolle Nahrung, ergänzen Sie diese mit vitaminisierten Mineralgemischen.
- Beobachten Sie Ihre Pfleglinge, damit Sie rechtzeitig Veränderungen in ihrem Verhalten bemerken und darauf reagieren können.
- Pflegen Sie Ihre Tiere möglichst artenrein, keine "Gemischtterrarien" anstreben. Der "artenreiche Ausschnitt des Urwalds" im Terrarium ist eine Utopie!
- Suchen Sie sich einen "versierten Veterinär" in Ihrer Umgebung (bevor Sie erkrankte Tiere haben!). Wenn der Tierarzt "nur" Säugetiere behandelt, kann er kaum Ahnung von Lurchen, Kriechtieren und Gliederfüßern haben.
- "Doktern" Sie nicht selber an Ihren Patienten rum. Egal, ob innere und/oder äußere Parasiten und andere Erreger Ihre Pfleglinge quälen, gehen Sie zum Tierarzt.
Erkrankungen von Kriechtieren
- Rachitis
- Häutungsprobleme
- Parasiten
- Legenot
- Verletzungen
Besonders bei Schlangen finden wir Krankheiten der Atemwege (Lungenparasiten), Beulen in der Haut (Hautbandwürmer) und des Magen-Darm-Traktes. Wildfangtiere sind zudem häufig dehydriert. Dazu kommen Verletzungen wie der aufgescheuerte Nasen-Maul-Bereich (auch bei vielen Großechsen oder Schildkröten). Im Wasser lebende Reptilien sind besonders für Pilzerkrankungen anfällig. Schildkröten können Panzernekrose bekommen, zudem sind in ihren Ausscheidung häufig Erreger enthalten, die anderen Tieren sehr gefährlich werden können.
Erkrankungen von Amphibien
Da Amphibien für gewöhnlich Larvenstadien durchlaufen, gibt es bei ihnen eine Vielzahl von spezifischen Erkrankungen. Ein bekanntes Beispiel sind die berühmten "Streichholzbeinchen", die ein Ergebnis unzureichender Pflege, besonders bei der Aufzucht der Quappen, sind.
Aufgrund ihrer feuchten Haut, sind Amphibien besonders durch die Aufnahme von Schadstoffen gefährdet. Dabei reagieren sie auf Verunreinigungen im Wasser und auch in der Luft und müssen so als Bio-Indikatoren bezeichnet werden. Amphibien sind generell anfällig für Änderungen der Temperatur, Verschmutzungen des Bodens und Wassers durch Verunreinigungen und Gifte und sogar auch für Dauerlärm. Daher sind sie häufig Opfer von Infektionen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise darstellen können: Gewichtsverlust inklusive Hautgeschwüre (durch Pilz- und Schimmelerkrankungen), die durch Stress ausgelöste "Red-Leg-Disease", dazu kommen noch die Kratzseuche und die Molchpest.
Natürlich kommen noch Erkrankungen durch Parasiten dazu, die sowohl in der Haut als auch in den Organen oder dem Skelett auftreten können, das gilt für Larven als auch für fertig umgewandelte Amphibien. Die Anzahl dieser krankhaften, parasitären Ursachen ist recht groß und die Behandlung (sofern es eine gibt) bleibt dem spezialisierten Veterinär vorbehalten.
Erkrankungen von Gliederfüßern
Ganz allgemein muss gesagt werden, dass sich die Erkenntnisse über Erkrankungen von Gliederfüßern in den Anfängen befinden. Dies bedeutet zwangsläufig, dass wirksame Behandlungsmethoden in "den Kinderschuhen" stecken.
Doch sind viele Erkrankungen auch in dieser Tiergruppe auf Haltungsfehler zurückzuführen. Dazu gehören Fehler bei den klimatischen Bedingungen, wie zu kühl, zu heiß, zu feucht, zu trocken, und bei den Ernährungsbedingungen falsches oder belastetes Futter. Die Palette der Krankheiten oder krankhaften Störungen reicht von Häutungsschwierigkeiten bis Pilzinfektionen, von Verletzungen durch weitere Terrarieninsassen bis zu schleichenden Vergiftungen durch kontaminierte Nahrung.
Der Verlust von einzelnen Gliedern stellt häufig kein Problem dar, da diese sich bisweilen nach der nächsten Häutung regenerieren können. Dagegen kann starker, unbehandelter Milbenbefall für viele Gliederfüßer den Tod bedeuten.
Das Übertragen der verschiedensten Erreger wie Viren oder Bakterien kann durch das Futter eingeschleppt werden. Auch hier gilt: Sauberkeit im gesamten Terrarienbereich, optimale Ernährungs- und Pflegebedingungen helfen, viele Erkrankungen zu vermeiden, bzw. statten die Pfleglinge mit den nötigen Widerstandkräften aus, sodass diese weniger empfänglich für Krankheiten sind.
Vorbeugung durch Fachwissen
Fragen Sie! Fragen Sie die Züchter, Verkäufer oder Händler. Versuchen Sie ständig Ihr Wissen um Ihre Pfleglinge zu erweitern. Alle Haltungsfehler, die Sie machen können, sind bereits schon hunderte Male von Anderen gemacht worden. Es ist vollkommen unnötig, sie zu wiederholen!
Lesen Sie! In guten Fachzeitschriften finden Sie Artikel, die nicht nur Schönfärberei betreiben, sondern die auch Problemstellungen ansprechen, sowie deren Lösungen anbieten.
Treten Sie in Kontakt mit Züchtern, besuchen Sie Börsen, schauen Sie sich im Internet um, kaufen Sie Fachbücher und/oder -magazine, besuchen Sie Tagungen – tun Sie möglichst alles, um Ihre Pfleglinge optimal zu halten. Für zahlreiche Tierarten oder -gruppen gibt es Fachverbände, -vereine oder -gruppierungen. Informieren Sie sich über deren Tagungstermine.
Drei Leitsätze zum Schluss
- Das Vermeiden von Erkrankungen ist wesentlich leichter, kostengünstiger und erfolgreicher als das Behandeln von Krankheiten!
- Treten bei Ihren Pfleglingen bedenkliche Symptome auf, so sind diese umgehend einem versierten Tierarzt vorzustellen!
- Es kann passieren, dass die Kosten der tierärztlichen Behandlung und Therapie höher sind als die Anschaffungskosten für einen "neuen" Pflegling. Wenn Ihnen dass zu teuer ist, sollten Sie sich ein anderes Hobby suchen!