Breitrandschildkröte

Breitrandschildkröten sollte man nicht mit Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca) und Griechischen Landschildkröten (Testudo hermanni) zusammen pflegen, denn es ist schon mehrfach zu einer ungewollten Vermehrung gekommen. Erfahren Sie im Steckbrief Details zu Aussehen, Nachwuchs, Lebensweise, Ernährung und Haltung der Breitrandschildkröte.

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Breitrandschildkröten sind ideal für eine Freilandhaltung.© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Steckbrief

  • Körperlänge: Panzerlänge bis 43 cm
  • Lebenserwartung: über 60 Jahre
  • Verbreitung: Griechenland, südl. Albanien, Sardinien
  • Lebensraum: Trockengebiete, felsige Berghänge mit Bewuchs
  • Lebensweise: tagaktiv, standorttreu
  • Artbestand: gefährdet laut EU-Artenschutzverordnung, WA Kategorie A

Systematik

  • Klasse: Reptilien (Kriechtiere)
  • Ordnung: Testudines (Schildkröten)
  • Familie: Testudinidae (Landschildkröten)
  • Gattung: Testudo (Europäische Landschildkröten)
  • Art: Testudo marginata (Breitrandschildkröte)

Aussehen

Die größte Europäische Landschildkrötenart kann bis zu 8,3 kg wiegen. Breitrandschildkröten haben einen langgestreckten Panzer, deren vordere und besonders die hinteren Randschilder auffällig vergrößert und gewölbt sind (daher ihr Name). Männchen erreichen ganz im Gegensatz zu den anderen Europäischen Landschildkrötenarten größere Maße als die Weibchen. Zudem haben sie einen längeren, in einem Hornnagel endenden Schwanz und einen konkaveren Bauchpanzer als die Weibchen. Anhand der schwarzen, dreieckigen Flecken auf den Schildern des Bauchpanzers kann man sie leicht von den anderen Arten der Europäischen Landschildkröten unterscheiden. Mit zunehmendem Alter verändert sich die Färbung des Panzers, die schwarzen Anteile nehmen zu. Bei Jungtieren zeigen die Panzer große Gelbanteile.

Nachwuchs und Aufzucht

Die Überwinterung ist ein Muss für die Vermehrung. Sofort danach beginnen die Männchen mit der Balz. Sie beißen die Weibchen in die Vorderfüße und den Kopf, um sie zum Anhalten zu bringen, denn dann reiten sie auf. Nach rund 5 - 6 Wochen vergräbt das Weibchen ihr Gelege, welches 4 - 12 (seltener mehr) runde Eier enthalten kann. Die Eier messen 31 - 36 x 28 - 34 mm und wiegen 15 - 20 g. Bis zu drei Gelege können im Jahr abgelegt werden. In einem Inkubator sind die Eier auf Vermiculit oder Seramis-Granulat bei 29 - 33° C und leichter Nachtabsenkung bei einer Luftfeuchte von 65 - 80 % zu bebrüten. Dann öffnen die Jungtiere nach 58 - 70 Tagen die Eischalen mittels ihrer Eischwiele. Bis zum entgültigen Schlupf können noch bis zu zwei Tage vergehen. Jungtiere haben eine Panzerlänge von 30 - 40 mm und wiegen zwischen 7,5 und 17 g. Die Aufzucht der Jungen erfolgt in gut beleuchteten Zimmerterrarien. Ist die Witterung geeignet, ist ein Aufenthalt im Freiland anzuraten.

Lebensweise und Verhalten

Die Jahresaktivitätszeit reicht von März bis November, dazwischen wird eine Winterruhe gehalten. Die Tagesaktivität findet im Frühjahr und Herbst an Vor- und Nachmittagen statt, im Sommer wird sie in den Morgen und eventuell den Abend verlegt. Bei zu großer Hitze verbergen sie sich im Boden eingegraben, in Wohnhöhlen oder unter dichten Sträuchern. Es sind standorttreue Schildkröten, die man auch nach Jahren noch am selben Ort antreffen kann. Während der Paarung stößt das Männchen keuchend fauchende Laute aus.

Kommunikation und Sinnesleistungen

Ihr Sehvermögen ist gut ausgebildet, besonders Bewegungen nehmen sie früh wahr. Sie haben einen sehr guten Geruchssinn, und so finden sie in der Natur auf diese Weise ihr Futter, z. B. auch Aas. Zudem verströmen die Männchen während der Paarungszeit einen strengen Geruch. Dank der dunklen Panzer können sie die Wärme von nur wenigen und schwachen Sonnenstrahlen aufnehmen und nutzen. Erschütterungen können sie frühzeitig registrieren.

Ernährung

Breitrandschildkröten ernähren sich in erster Linie vegetarisch. In der Natur wechselt die Nahrung von frischem Grün im Frühjahr zu vertrockneter, stark faserhaltiger Kost im Sommer und Herbst. Obst und Gemüse sollte nur wenig gefüttert werden, vorwiegend ist Grünfutter anzubieten. Dazu eignen sich Wildkräuter wie Klee, Brennnessel, Wegerich, Löwenzahn, Disteln und Luzerne. Im Sommer sind dem Nahrungsangebot vermehrt Heu beizufügen. Mohrrüben, Chicoree können gelegentlich angeboten werden. Im Herbst ist nur noch Heu zu verfüttern, da sich die Tiere auf die Winterruhe vorbereiten. Handelsübliches Fertigfutter, tierische Nahrung und Kopfsalat gehören nicht zur optimalen Ernährung. Sepiaschalen sind für die Deckung des Kalkbedarfs generell anzubieten.

Haltung

Breitrandschildkröten sind ideal für eine Freilandhaltung, aber nur in Verbindung mit einem Frühbeethaus und Schutzhaus (gegebenenfalls zu beheizen). Eine optimale Kombination ist der Besatz von 2,3 - 4 (2 Männchen, 2 - 4 Weibchen), die Terrariengröße liegt bei einem Minimum von 20 m2. Das Freilandterrarium sollte nach Süden ausgerichtet und leicht abschüssig sein. Freie Flächen zum Sonnen und Büsche zum Verstecken müssen integriert sein. Wenn nur eine Zimmerhaltung möglich ist, muss auf eine ausreichend starke UVB-Strahlung in Verbindung mit Temperaturschwankungen geachtet werden. Es besteht die Pflicht einer Fotodokumentation bei dieser Art. Die Überwinterung ist kontrolliert bei Temperaturen von 3 - 6° C im Keller oder im Kühlschrank durchzuführen.

Hätten Sie's gewusst?

Breitrandschildkröten sollte man nicht mit Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca) und Griechischen Landschildkröten (Testudo hermanni) zusammen pflegen, denn es ist schon mehrfach zu einer ungewollten Vermehrung gekommen. Die Entstehung solcher Artbastarde sollte unterbleiben.

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