Futtertester und entwickler

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, erst recht nicht mit Hunden und Katzen, aber man kann es testen.Wie dies funktioniert erfahren Sie im folgenden Bericht.

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© animals-digital.de

Chefkoch für alle Felle

Der Geschmack ist nur eines von vielen Kriterien für ein modernes Futter. Es muss heute noch ganz anderen Anforderungen genügen: nach neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengesetzt sein, optimal auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten werden und beim Käufer, dem Tierhalter, auch ankommen.

Das ist angesichts wachsender Konkurrenz auf dem Heimtiersektor eine echte Herausforderung für einen Mitarbeiter in der Produktentwicklung. Um einer solchen Aufgabe gewachsen zu sein, braucht dieser umfangreiche Kenntnisse in Lebensmitteltechnik, Ernährungsphysiologie von Hund und Katze, ein Gespür für Trends, Einblick in die Marktsituation und Einfühlungsvermögen in die Käuferseele. Das erfordert ein Studium mit einigen Zusatzausbildungen für den, der in die erste Reihe will.

Trend-Setter bei Hundefnahrung

Hundefutter ist schon lange nicht mehr einfach eines für alle, das nur gefressen werden muss. Der Trend geht seit einigen Jahren dahin, Spezialangebote zu entwickeln. In langwierigen Versuchsreihen wird dann ein neues Produkt getestet und den Hunden nach einem genauen Futterplan gegeben. Ein möglichst standardisiertes Bewegungsprogramm hilft dabei, zu sehen, wie das Futter von den Hunden verwertet und vertragen wird.

Im Masterfoods-Petcenter in Verden an der Aller (Mars-Konzern), sind rund 60 Hunde als "Fresstester" bzw. "Testfresser" im Dienst. Sie vertreten alle Gewichts- und Aktivitätsklassen, so dass dem Produktentwickler, Eberhard Walther (52), Chefkoch in Verden, auch die passende Hunderasse zum Testen einer Spezialnahrung zur Verfügung gestellt werden kann. Die Tiere werden dann gewogen und untersucht. So sieht der Tester schließlich, wie sie sich entwickeln und der Chef kann die Rezeptur, wenn es nötig und sinnvoll erscheint, anpassen.

Neue Geschmacksrichtungen hängen auch von den Modetrends ab, die in der Ernährung von uns Menschen gerade aktuell sind. Solche Trends muss der Produktentwickler erkennen und in entsprechende Produktlinien für die Ernährung von Hunden und Katzen umsetzen. Auf diese Weise kam schon vor einigen Jahren Futter auf den Markt, das auf das Alter abgestimmt war. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Spezialangeboten: Etwa energiereiche Kost für aktive Hunde oder ballaststoffreiches für faule Möpse, Diätfutter zum Abspecken, Aufbaufutter für mickrige Welpen, Angebote für kleine, mittlere, große Hunde. Eberhard Walther erklärt dazu: "Die Ernährung ist auch auf das ‚Temperament’ der Tiere abzustimmen und das entspricht sehr oft auch dem Temperament von Herrchen oder Frauchen."

Er weiß, was Hunde mögen.

Ein Entwickler von Tierfutter beugt sich ganz und gar den Fressvorlieben seiner vierbeinigen Zielgruppe. Denn aus reiner Vernunft wird kein Hund einen Napf leeren, der zwar mit Gesundem gefüllt wurde, aber seine empfindliche Hundenase beleidigt und erst recht seine Geschmacksnerven. Hunde und Katzen haben ein so gutes Geruchs- und Geschmacksempfinden, dass sie jede Rezepturänderung wahrnehmen. "Und dennoch bleibt die Frage offen: ist die Änderung positiv oder negativ? Leider kann man die Tiere nicht fragen", sagt der Chefkoch.

Vom Kochlabor frisch in den Napf

Das Testen von neuem Futter am Hund kommt erst ganz zum Schluss einer langen Reihe von Arbeiten in der Futterküche und im Lebensmittellabor. Und das ist nicht unbedingt so sehr appetitlich aus menschlicher Sicht.  Die wichtigste Eigenschaft für jemanden, der Tierfutter zubereitet, ist nämlich, dass er sich nicht vor Innereien, Knochen und rohem Fleisch ekelt. "Wir verwenden zwar Rohstoffe, die für den menschlichen Verzehr freigegeben werden, die aber aufgrund unserer heutigen Essgewohnheiten praktisch nicht mehr verwendet werden, etwa Leber, Herz, Lunge, Niere. Wer das nicht anfassen, riechen oder überhaupt ansehen kann, der ist in diesem Beruf verkehrt", sagt Eberhard Walther.

Als Chef versteht er selbstredend viel von Lebensmitteln und von Lebensmitteltechnik. Sein Arbeitsfeld geht jedoch weit darüber hinaus. Er leitet ein Team und muss in einer solchen Schlüsselstellung auch für Diskretion sorgen.

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