Tierschutz

Erste Hilfe für Jungvögel - Teil 3

Unterschiedliche Jungvögel stellen unterschiedliche Ansprüche. Besonderheiten gibt es unter anderem für Mauersegler, Entenküken, Gänseküken, Greifvögel und Eulen.

Jungvögel pflegen - Teil 3
Achtung: Rabenvögel fixieren sich schnell auf "ihren" Menschen; eine erfolgreiche Auswilderung verläuft dann problematisch.© Gabriela Neumeier/pixelio.de

Futter für Rabenvögel

Rabenvögel wie Krähen, Elstern, Eichelhäher: Zur Aufzucht eignen sich Hunde- und Katzendosenfutter, Weichfresserfutter, vermischt mit Tartar (Rinderhack), gekochtem Eigelb und Magerquark, Innereien wie Herz und Leber von Kalb und Rind, Regenwürmer, Insekten, Mehlwürmer in kleinen Mengen, aufgeweichte Beoperlen und natürlich Heimchen. Mit einer Plastik-Einmalspritze (ohne Nadel natürlich) aus der Apotheke wird dem Vogelkind das Futter sanft in den Schlund gedrückt. Achtung: Rabenvögel fixieren sich schnell auf "ihren" Menschen; eine erfolgreiche Auswilderung verläuft dann problematisch.

Die Aufzucht von Mauerseglern

Besondere Sorgfalt erfordert die Pflege von Mauerseglern. Expertin Christiane Haupt schreibt: "Der Mauersegler ist ein reiner Insektenfresser. Als Futtertiere eignen sich hervorragend kleine Grillen. Eine Mahlzeit besteht aus 3 bis 6 Grillen (ca. 2-2,5 cm groß; gern mehr, wenn der Vogel sie annimmt) bzw. Beoperlen. Bitte füttern Sie kein Tartar! Gefiederschäden, die bis zur Flugunfähigkeit führen können, wären die Folge! Im Gegensatz zu jungen Singvögeln sperren Mauersegler-Nestlinge in menschlicher Obhut fast nie. Es ist schon vorgekommen, dass junge Segler viel zu selten gefüttert wurden, weil man sie aufgrund des ausbleibenden Sperrens für satt hielt. Ganz besonders achtsam müssen Sie das Gefieder behandeln, denn von ihm hängt das Vogelleben ab."

Besonderheiten bei Enten- und Gänseküken

Enten- und Gänseküken brauchen in ihrem Auslauf eine flache Schale Wasser und bekommen als Futter Würmchen, Schnecken, Zwieback, Kornbrei und Vogelmiere, gehackte junge Brennnesseln, eingeweichte Haferflocken, ab und zu gehacktes, hartgekochtes Ei sowie als Spezialfutter Kükenaufzuchtfutter. Bieten Sie das Futter in verschiedenen Schälchen und im Wasser schwimmend an. Manchmal ist ein Griff in die Trickkiste nötig, um die Küken ans Futter zu locken: Rühren Sie mit dem Finger darin, und die Neugierde tut ihr Übriges. Entenküken darf man nur unter Aufsicht schwimmen lassen, da sie sehr leicht ertrinken. Nach ein paar Minuten Bad im warmen Wasser trocknen Sie Ihre Schützlinge im Rotlicht. Erst nach der Mauser  und mit ihrem neuen Federkleid kann man sie an privaten Gewässern auswildern, wo sie noch einige Zeit gefüttert werden können.

Greifvögel und Eulen

Wie bereits erwähnt, müssen Sie Tiere dieser Arten auf jeden Fall weggeben. Es könnte jedoch sein, dass sie ein paar Stunden in Ihrer Obhut bleiben und versorgt werden müssen. Diesen Vogelarten können Sie Tartar und Rindfleischstückchen geben. Zur Festigung der Knochen ist es ratsam, Futterkalk zuzugeben. Halten Sie die Nahrung den Jungvögeln direkt vors Gesicht. Wenn sie nicht zuschnappen wollen, hilft es oft, den Schnabel mit dem Futter zu berühren. Bei älteren Tieren genügen drei Fütterungen täglich.

Zurück in die Freiheit

Ihr Schützling muss lernen, selbstständig zu fressen. Am schnellsten erreichen Sie das, wenn Sie ihm, sobald er größer ist, nur noch die Hälfte aus der Hand und die andere Hälfte in einem Schälchen anbieten. Wenn er selbstständig frisst, können Sie ihm die Freiheit zurückgeben. Ihr Gast muss auch vollständig befiedert und seine Schwanzfedern gewachsen sein. Damit Ihr Pflegling die besten Überlebenschancen hat, müssen Sie Folgendes beachten: Haben Sie keine Außenvoliere, wird der Käfig auf einem Balkon oder auf der Fensterbank platziert, damit sich der Vogel allmählich mit der neuen Umgebung vertraut machen kann. Bitte unbedingt Zugluft vermeiden! Reagiert Ihr Schützling mit Panik auf die Raumumstellung, hängen Sie den Käfig zuerst von drei Seiten zu. Er sollte mit einer flachen Badegelegenheit und dem gewohnten Futter ausgestattet sein. Nach einigen Tagen kann man schließlich die Käfigtür öffnen und dem Vogel Freiflug gewähren. Wenn er Hunger hat, wird er in den meisten Fällen zurückkommen. Mit etwas Glück verwildert er allmählich.

Lassen Sie den flüggen Vogel nur dann frei, wenn sein Gesundheits- und Gefiederzustand einwandfrei ist. Wasser muss an den Federn abperlen. Die Monate Juli und August sind am besten zur Auswilderung geeignet, da hier das Narungsangebot am größten ist. Dem Vogel verbleibt auch noch genügend Zeit bis zum Herbstzug bzw. zur Überwinterung, um sich völlig an das Freileben zu gewöhnen. Weitere Hilfe, Ratschläge und Tipps erhalten Sie bei den örtlichen Tierschutzvereinen, den Ortsvereinen des Landesbundes für Vogelschutz bzw. NABU (Naturschutzbund Deutschland) und den Adressen im Anhang. Vor allem bei Verkehrsunfällen mit Greifvögeln oder an Wochenenden ist auch die Polizei der richtige Ansprechpartner, die dann den zuständigen Jagdpächter verständigt.

Erste Hilfe

Sitzen Vögel aufgeplustert und ruhig da, sind sie meist erschöpft oder krank. Ihr Rachen ist dann gräulichweiß gefärbt. Spezielle Aufbaunahrung Traubenzuckerlösung: 10 g Traubenzucker in 100 ml lauwarmem Wasser auflösen, Elektrolytlösung: in Apotheken erhältlich; gemäß Packungsbeilage anwenden; Flößen Sie dem Patienten alle halbe Stunde je einen Tropfen vorsichtig mit der Pipette ein. Achten Sie darauf, dass er sich beim Eingeben nicht in Rückenlage befindet. Kleine Hautrisse/Fleischwunden betupft man mit blutstillender Watte aus der Apotheke. Eine schnelle Stillung der Blutung ist wichtig! Wenn Sie mit Ihrer Diagnose unsicher sind, wenden Sie sich bitte an einen Tierarzt mit Erfahrung in Vogelbehandlung.

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