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Knochensammler-Raupe: Sie nutzt Leichenteile als Tarnung

Die Erscheinung dieser Raupe erinnert an eine Szene aus einem Horrorfilm: Sie nutzt Körperteile ihrer Beute, um sich ein Tarnkleid zu basteln – darunter Beinchen, Flügel und Schädelreste. Diese Überreste werden von der Raupe akribisch sortiert, zerkaut und zu einer Art Schutzpanzer verarbeitet.

Zwei Knochensammler-Raube mit Tarnung aus Überesten ihrer Beute
Zwei Knochensammler-Raube mit Tarnung aus Überesten ihrer Beute© Daniel Rubinoff et al. 2025 / Rubinoff Lab, University of Hawaii, Mānoa

Das ungewöhnliche Tier wurde auf der hawaiianischen Insel Oʻahu entdeckt. Es handelt sich um eine fleischfressende Raupe, die laut einer Veröffentlichung im Fachjournal „Science“ zu den seltensten ihrer Art zählt. Sie lebt in einem kleinen, nur 15 Quadratkilometer umfassenden Bergwald. Nach vielen Jahren intensiver Suche konnten lediglich 62 Individuen dokumentiert werden.

Hawaiis Artenvielfalt ist für ihre Exzentrik bekannt – bedingt durch die geografische Isolation der Inseln. Hier leben unter anderem Libellenlarven, die sich außerhalb des Wassers entwickeln, Spinnen, die im Flug Beute machen, und mehrere Arten räuberischer Raupen. Diese sind eine echte Rarität: Nur etwa 0,1 Prozent der bekannten rund 200.000 Motten- und Schmetterlingslarven zeigen ein vergleichbares Jagdverhalten.

Die sogenannte Knochensammler-Raupe ist jedoch selbst unter diesen Besonderheiten außergewöhnlich. Sie macht sich Spinnennetze in Baumhöhlen oder Felsspalten zunutze, um dort nach verletzten oder toten Insekten zu suchen, die sich in den Fäden verfangen haben. Besonders makaber: Die Raupe schreckt auch nicht vor Kannibalismus zurück. Begegnet sie einem kleineren Artgenossen, verspeist sie diesen kurzerhand.

Zur Tarnung vor der Spinne, in deren Netz sie lebt, verwendet die Raupe Teile ihrer Opfer: „Die Körperteile werden sorgfältig auf ihre Größe hin vermessen, bevor die Raupe sie in ihre Sammlung einwebt“, berichten die Forscher. Dabei werde jeder neue Bestandteil mehrmals gedreht, mit den Mundwerkzeugen ertastet und so lange zerkaut, bis er in das Tarnkleid passt.

Wie die Forschenden weiter schreiben, zeigt die Strategie offenbar Erfolg: Bis heute wurde keine Knochensammler-Raupe beobachtet, die von einer Spinne getötet oder gefressen wurde.

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Quellen:

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