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Wie der Klimawandel Eisbären in den Energiemangel treibt – und was das für ihren Nachwuchs bedeutet

Sie stehen wie kaum ein anderes Tier für die Arktis – doch Eisbären geraten durch die Klimakrise zunehmend in Not. Eine neue Studie zeigt nun in nie dagewesener Deutlichkeit, wie der Verlust von Meereis ihr Überleben bedroht. Besonders dramatisch: Die Tiere finden nicht nur weniger Nahrung – sie verlieren auch die Energie, um Nachwuchs großzuziehen.

Wie der Klimawandel Eisbären in den Energiemangel treibt
© canva

Die Forschenden sprechen von einem „Energiedefizit“, das Eisbären zunehmend schwächt – mit Folgen für die gesamte Population.

Warum Eisbären hungern müssen

Mit dem Rückgang des Meereises in der Arktis verlieren Eisbären ihren wichtigsten Lebensraum: die Eisflächen, auf denen sie Robben jagen. Stattdessen müssen sie länger an Land ausharren – ohne ausreichend Nahrung. Die Jagdsaison schrumpft, die Fastenzeit wird länger.

Diese Entwicklung kostet die Tiere viel Energie. Besonders Weibchen sind betroffen: Ohne genug Körperfett können sie keine Jungen austragen oder säugen. Die Folgen sind sinkende Geburtenraten und eine höhere Jungtiersterblichkeit.

Studie zeigt dramatischen Rückgang

Ein internationales Forschungsteam hat nun erstmals ein bioenergetisches Modell entwickelt, das genau berechnet, wie viel Energie Eisbären aufnehmen und verbrauchen – über das ganze Leben hinweg. Grundlage sind mehr als 40 Jahre Daten aus der Region Westliche Hudson Bay in Kanada.

Das Ergebnis ist erschütternd: Die Zahl der dort lebenden Eisbären hat sich seit 1980 fast halbiert. Weibliche Tiere wiegen heute im Schnitt 39 Kilogramm weniger als früher, Jungtiere 26 Kilogramm. Die Energie reicht oft nicht mehr aus, um den Nachwuchs durchzubringen.

„Unser Modell zeigt ganz konkret, was passiert, wenn das Eis schwindet“, erklärt Mitautor Professor Péter Molnár. „Weniger Jagdzeit bedeutet weniger Nahrung, weniger Energie und letztlich: weniger überlebende Tiere.“

Junge Eisbären sind am stärksten gefährdet

Die Überlebenschancen von Eisbärenjungen hängen davon ab, wie viel Gewicht sie vor ihrer ersten Fastenperiode zulegen können. Doch dafür bleibt den Muttertieren immer weniger Zeit. Viele schaffen es nicht, genug Milch zu produzieren – die Kleinen verhungern.

Laut Studie ist die Wurfgröße in den letzten 40 Jahren um 11 Prozent gesunken. Immer mehr Mütter behalten ihre Jungen länger bei sich, weil diese zu schwach sind, um alleine zu überleben. Das könnte langfristig die Zukunft der gesamten Population gefährden.

Was die Forschung für den Artenschutz bedeutet

Die Forschenden sehen die Region Westliche Hudson Bay als Frühwarnsystem für Eisbären weltweit. Denn was hier geschieht, könnte bald auch andere Populationen treffen. Die Arktis erwärmt sich viermal schneller als der globale Durchschnitt.

Das Modell könnte künftig helfen, gefährdete Bestände frühzeitig zu erkennen und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln. So lässt sich berechnen, wie viel Energie Eisbären in verschiedenen Regionen benötigen – und wie der Klimawandel das Gleichgewicht stört.

Eisbären sind ein Symbol für die Verletzlichkeit der Natur. Ihr Überleben hängt entscheidend davon ab, wie wir mit der Klimakrise umgehen. Ohne entschlossenes Handeln wird ihr Lebensraum weiter schrumpfen – und mit ihm die Zukunft dieser einzigartigen Tiere.

Die Studie wurde von der kanadischen Regierung und wissenschaftlichen Stiftungen gefördert und in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.

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Quellen:

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