Gestrandeter Schnabelwal vor Sylt von Seehundjäger abgeschossen
Ein Schnabelwal wurde kürzlich an der Ostseite der Nordseeinsel Sylt gesichtet. Ein Seehundjäger hat das schwache Tier nun erschossen. Diese Entscheidung wird von einem Meeresbiologen als richtig eingeschätzt.
Am Morgen des 28. August erschoss ein Seehundjäger einen abgemagerten Schnabelwal in der Nähe von Munkmarsch auf Sylt (Kreis Nordfriesland). Das etwa vier Meter lange Tier war zuvor im Watt gestrandet. Laut dem Seehundjäger hatte der Wal wahrscheinlich eine Pilzinfektion und wäre ohnehin verendet.
Meeresbiologe: „Richtige Entscheidung, das Tier zu erlösen“
Rainer Borcherding, Meeresbiologe bei der Schutzstation Wattenmeer, erklärte, dass der erfahrene Seehundjäger richtig gehandelt habe. „Das Tier war sterbenskrank. Ich habe noch nie einen so leidenden Wal gesehen. Das Tier war vollkommen abgemagert und hatte schwere Hautschäden am Unterkiefer und um die Augen“, sagte Borcherding.
Junges Schnabelwal-Tier verendet
Es wird vermutet, dass es sich bei dem Wal um ein nur wenige Monate altes Jungtier der Schnabelwal-Art Nördlicher Entenwal handelte, das aus bisher unbekannten Gründen von seiner Mutter getrennt wurde. Der Kadaver wird nun an der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Büsum, im Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), untersucht. Ein ausgewachsener Nördlicher Entenwal kann eine Länge von bis zu neun Metern erreichen. Laut Borcherding liegt die weltweite Population bei etwa 40.000 Tieren, in der Nordsee gibt es jedoch nur wenige Dutzend Exemplare. Die Schnabelwal-Familie umfasst rund 20 verschiedene Unterarten.
Passanten versuchten, den Wal ins Wasser zu schieben
Der Wal war in den Tagen zuvor bereits an der Ostseite von Sylt gesichtet worden, dabei wirkte er orientierungslos. Am Donnerstagmorgen hatten Passanten versucht, das Tier zurück ins tiefere Wasser zu schieben, was jedoch erfolglos blieb. Borcherding rät in solchen Fällen, sofort die Polizei zu kontaktieren. Diese setzt sich dann mit den Seehundjägern der Schutzstation Wattenmeer in Verbindung.
Seehundjäger retten Tiere, statt sie zu jagen
Obwohl der Name „Seehundjäger“ etwas anderes vermuten lässt, besteht ihre Aufgabe nicht darin, Seehunde zu jagen. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer müssen zwar einen Jagdschein besitzen, doch ihre Hauptaufgabe besteht darin, verletzte oder hilflose Tiere zu retten oder, wenn nötig, ihr Leiden zu beenden. Laut Angaben des Nationalparks Wattenmeer transportieren die Seehundjäger verletzte Tiere zur Auffangstation nach Friedrichskoog oder erlösen sie, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. „Wegen der gestiegenen Population der Robben brauchen wir Seehundjäger, die weit draußen auf Sandbänken schwer leidende Tiere erlösen können“, sagt Borcherding.
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