Wildtier-Lexikon

Biber

Steckbrief, Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung. Hätten Sie's gewusst?

Biber
Der Mensch hat den Biber früher stark bejagt.© annette shaff-stock.adobe.com

Steckbrief

  • Körperlänge: 70 - 100 cm
  • Gewicht: 20 - 35 kg
  • Lebenserwartung: 10 - 20 Jahre
  • Verbreitung: Nordamerika, Skandinavien, Polen, Baltikum, Russland, Frankreich, Deutschland
  • Lebensraum: Fluss, See, Bach
  • Artbestand: Europäischer Biber und Kanadischer Biber gefährdet In Deutschland als gefährdet eingestuft, in Österreich und der Schweiz als stark gefährdet.

Systematik

  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Nagetiere
  • Familie: Biber
  • Gattung: Castor
  • Art: Europäischer Biber (Castor fiber), Kanadischer Biber (Castor canadensis)

 

Aussehen des Bibers

Der Biber hat einen recht gedrungenen Körperbau. Seine Augen und Ohren sind klein und letztere kann er, wie auch die Nasenlöcher, beim Tauchen verschließen. Auch sonst ist er sehr gut ans Leben im Wasser angepasst: Zwischen den Zehen der Hinterfüße hat er Schwimmhäute, und der Schwanz ist von einer harten, geschuppten Haut überzogen und dient als Ruder. Der Rest des Körpers trägt ein Haarkleid, das auch sehr praktisch ist: Es ist wasserundurchlässig. Am After haben die Biber eine Drüse, die ein fetthaltiges Sekret, das "Castoreum", absondert. Das wird zur Fellpflege am ganzen Körper verteilt. Die Tiere der kanadischen Art haben eine rötlich-braune Farbe; ihre europäischen Verwandten dagegen sind hell- bis dunkelbraun und in Russland oft ganz schwarz.

Fortpflanzung und Entwicklung

Zwischen Januar und März paaren sich die Biber - das geschieht im Wasser. Rund 105 Tage danach werden die Jungen geboren. Der Vater, der sein Leben lang monogam mit seiner Biberdame zusammenlebt, muss dann vorübergehend aus dem gemeinsamen Bau ausziehen, ebenso wie die Kinder des letzten Jahres. Die Nager leben in Familiengemeinschaften zusammen, die meist aus drei Generationen bestehen. Im Alter von zwei Jahren gehen die jungen Tiere dann ihre eigenen Wege, schließlich bringt ihre Mutter jedes Jahr wieder Nachwuchs zur Welt. Mit drei bis vier Jahren werden Biber geschlechtsreif.

Lebensweise und Verhalten

Jeder, der von einem Biber hört, denkt zuerst an die Dämme und Wasserburgen, die die kleinen Baumeister aufhäufen. Die Eingänge dieser Behausungen sind immer unter Wasser. Für den Bau nagen sie zuerst Äste und Stämme sanduhrförmig ab, bis sie umfallen. Diese häufen sie zusammen mit Schlamm und Steinen an, bis sich das Holz über dem Wasserspiegel auftürmt. Am Ende dichten sie die Konstruktion mit Schlamm und Lehm ab. Solche Bauwerke können bis zu 1,5 Meter hoch werden, und man hat schon Dämme gesehen, die mehr als hundert Meter lang waren. Wenn ein Fluss doch zu breit ist, ziehen die Tiere aber auch in eine Uferhöhle ein. Als exzellente Schwimmer und Taucher können sie bis zu 15 Minuten tauchen. Sie halten keinen Winterschlaf. Ihr Revier bewohnen sie paarweise; es wird mit dem Castoreum markiert.

Ernährung des Bibers

Biber ernähren sich ausschließlich vegetarisch. Sie fressen Kräuter, Sträucher, junge Triebe, Wasserpflanzen und Baumrinde. Man nimmt an, dass auch die medizinische Wirkung des Drüsensekrets ("Castoreum","Bibergeil") der Tiere, das man im Mittelalter als Heilmittel eingesetzt hat und das auch heute noch in der Homöopathie vorkommt, auf die Ernährung der Biber zurückzuführen ist: Die Rinde der Weide enthält "Salicylsäure", ein Stoff, der in ähnlicher Form auch in Aspirin vorkommt. Vermutlich gelangt die Salicylsäure über den Stoffwechsel der Biber in das Sekret und ist in dieser Form immer noch ein wenig wirksam.

Hätten Sie's gewusst?

Der Mensch hat den Biber früher stark bejagt. Aber neben seinem Fell und dem "Bibergeil", das als Heilmittel genutzt wurde, gab es noch einen anderen Grund für das "Interesse" an den fleißigen Nagern: Biberbraten galt im Mittelalter als Delikatesse. Besonders begehrt war sein schuppiger Schwanz, als vorzügliche Fastenspeise, da man den als "Fisch" und nicht als Fleisch ansah. Das hatte sogar die Medizinische Fakultät in Paris festgestellt und so erlaubte das mächtige theologische Institut den Katholiken den Verzehr des Biber-"Fleisches" auch an den höchsten Fastentagen.

Ein Biber in der Warnow © Manfred Becher, User mbhsug/YouTube

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