Faultier
Faultiere verbringen den Großteil ihres Lebens hoch oben in den Bäumen des Regenwalds. In diesem Steckbrief erfahren Sie alles über Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Lebensweise und Ernährung von Faultieren.
Faultiere bilden eine Unterordnung der zahnarmen Säugetiere, zu denen auch Ameisenbären gehören. Insgesamt gibt es sechs Faultierarten, die sich auf die zwei Gattungen „Zweifingerfaultier“ und „Dreifingerfaultier“ aufteilen:
- Unau (Choloepus didactylus, Zweifingerfaultier)
- Hoffmann-Zweifingerfaultier (Choloepus hoffmanni, Zweifingerfaultier)
- Zwergfaultier (Bradypus pygmaeus, Dreifingerfaultier)
- Weißkehl-Faultier (Bradypus tridactylus, Dreifingerfaultier)
- Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus, Dreifingerfaultier)
- Kragenfaultier (Bradypus torquatus, Dreifingerfaultier)
Inhaltsübersicht
- Steckbrief
- Aussehen des Faultiers
- Fortpflanzung und Entwicklung
- Lebensweise und Verhalten
- Kommunikation zwischen den Faultieren
- Ernährung
Körperlänge: 48 cm (Zwergfaultier) - 80 cm
Gewicht: 2,5 kg (Zwergfaultier) – 10 kg (Kragenfaultier)
Lebenserwartung: 30 - 40 Jahre (nicht gesichert)
Verbreitung: Mittel- und Südamerika
Lebensraum: Tropenwald
Artbestand: Zwergfaultier vom Aussterben bedroht, Kragenfaultier gefährdet
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Zahnarme
Familie: Faultiere
Gattung: Zweifingerfaultier, Dreifingerfaultier
Art: sechs verschiedene Arten
Alle Faultiere haben an den Hinterfüßen drei Krallen. Die Unterscheidung in Zwei- und Dreifingerfaultiere liegt an den Vorderbeinen.
Aussehen des Faultiers
Weil sie die meiste Zeit mit dem Rücken nach unten in Bäumen hängen, ist der Körper der Faultiere ganz an das Leben über Kopf angepasst:
- Ihre inneren Organe wie Leber und Magen sind nach hinten verlagert
- Ihr Haarkleid hat den Scheitel nicht wie die meisten anderen Fellträger am Rücken, sondern am Bauch. So kann der Regen gut abtropfen, auch wenn das Faultier mit dem Bauch nach oben hängt.
Das Fell von Faultieren ist aber nicht nur deshalb einen genaueren Blick wert. Die einzelnen Haare haben auch kleine Rillen, in denen sich, vor allem bei Dreifingerfaultieren, Algen ansiedeln. Die lassen das Fell grünlich schimmern und verbessern die Tarnung der Baumbewohner. Außerdem dienen sie dem Faultier als Nahrungsreserve.
Die Arme und Beine der Faultiere sind im Vergleich zum Körper sehr lang und tragen Sichelklauen, die bis zu 7,5 Zentimeter lang werden können. Damit hat ihnen die Natur zwar eine ausgezeichnete Kletterausrüstung mitgegeben, sie aber am Boden zum hilflosen Herumrobben verurteilt. Wegen der langen Krallen können Faultiere so gut wie gar nicht laufen.
Fortpflanzung und Entwicklung
Faultiere haben keine festen Brunftzeiten. Es wird angenommen, dass weibliche Zweifingerfaultiere ganzjährig fortpflanzungsbereit sind, während bei den meisten Dreifingerfaultieren eine jahreszeitliche Abhängigkeit besteht. Die Tragzeit ist je nach Faultier-Gattung unterschiedlich und weicht zusätzlich von Art zu Art ab:
- Die Tragzeit des Dreifinger-Faultiers dauert bis zu acht Monate
- Die Tragzeit des Zweifinger-Faultiers dauert bis zu elf Monate
Generell übernimmt das Weibchen die Aufzucht der Jungen. Sowohl die Paarung als auch die Geburt des Nachwuchses spielen sich in den Baumkronen ab.
Das Faultier-Junge hat kurzes, dichtes Haar und seine Augen und Ohren sind geöffnet, wenn es auf die Welt kommt. Die ersten vier Wochen seines Lebens verbringt es im Fell seiner Mutter. Diese achtet beim Klettern kaum auf ihr Kind, sodass es sich gut festhalten muss, um nicht von Ästen heruntergeschubst zu werden. Nach einigen Wochen beginnt der Faultier-Nachwuchs langsam mit der Aufnahme fester Nahrung. Erst mit etwa neun Monaten trauen sich die Jungen, sich aus eigener Kraft an die Äste zu hängen.
Faultiere: Lebensweise und Verhalten
Die Lebensweise der Faultiere ist mit nur zwei Wörtern sehr gut beschrieben: Unsäglich langsam. Das spart nicht nur Energie, sondern dient auch dem Schutz vor Feinden, denn viele andere Tiere nehmen derartig zeitlupenartige Bewegungen gar nicht wahr.
Ein Faultier döst rund 15 Stunden am Tag. Dabei zieht es Kopf und Beine zu sich, um geschützt zu sein. Ein Nest oder feste Ruheplätze hat es nicht. Faultiere sollen außerdem gut schwimmen können.
Kommunikation zwischen den Faultieren
Von den Bewohnern der Regenwälder Südamerikas wird das Faultier auch manchmal "Ai" genannt. Denn diesen langgezogenen Laut gibt das Tier in der Paarungszeit von sich - und auch, wenn ihm etwas gerade nicht passt. Die lauten, schrillen Rufe der Weibchen sind dann weithin im Dschungel zu hören und sollen Männchen anlocken.
Faultier-Ernährung
Auch beim Fressen müssen sich die gemächlichen Dschungelbewohner nicht anstrengen: Ihre Nahrung wächst ihnen nämlich wie im Schlaraffenland regelrecht in den Mund. In den Baumkronen fressen Faultiere einfach Blätter, Sprösslinge und Blüten. Zweifingerfaultiere fressen auch ab und an Früchte oder kleinere Wirbeltiere.
Nur wenn der alte Baum leer gegessen und der nächste nicht über die Baumkrone erreichbar ist, müssen die Faultiere aus den luftigen Höhen zum Boden klettern und dort den Weg zum nächsten Stamm zurücklegen. Ein schwieriges Unterfangen, weil sie dort nur auf dem Bauch liegend vorwärts robben können. Häufig fallen sie dabei Fressfeinden wie Raubkatzen, Greifvögeln oder Schlangen zum Opfer.