Rabenschwarz und blitzgescheit

In der nordisch-germanischen Mythologie galten Raben als Symbol der Weisheit, im Mittelalter sah man in ihnen Boten des Todes. Raben werden viele Eigenschaften nachgesagt, in Wirklichkeit sind die Vögel aber vor allem eines: ausgesprochen intelligent.

Rabenschwarz und blitzgescheit
Insgesamt gibt es mehr als 100 verschiedene Rabenvogelarten auf der Welt.© Image courtesy of khunaspix at FreeDigitalPhotos.net

Zu einem nebelverhangenen Herbsttag gehören die Rabenvögel wie selbstverständlich dazu, mit ihrem tiefschwarzen Gefieder, dem kräftigen Schnabel und ihrer aufmüpfigen Körpersprache. Sie sammeln sich auf abgeernteten Feldern oder erhöhten Punkten und halten nach etwas Essbarem Ausschau. Auch auf der Kinoleinwand erschienen sie bereits, in der Verfilmung des Jugendromans "Krabat" von Otfried Preußler. Zeit für die Tierexperten der Fachmarktkette Fressnapf, die mystischen Vögel einmal vorzustellen.

Todesvogel und Symbol der Weisheit

Manch einem erscheinen Raben und Krähen, die zur Familie der Rabenvögel gehören, boshaft oder gar teuflisch und in Alfred Hitchcocks Film "Die Vögel" lauern sie zum Angriff. Dieses negative Bild mag daran liegen, dass die aasfressenden Tiere seit dem Mittelalter als Boten des Todes galten. Eine Krähe neben dem Galgen - das war kein seltenes Bild. Auch bösen Mächten sagte man nach, sie könnten die Gestalt einer Krähe annehmen, so wie in Otfried Preußlers Geschichte, die auf einer Sage beruht. Doch früher, vor der Christianisierung, waren die klugen, neugierigen Rabenvögel in vielen Kulturen hoch angesehen. In der nordisch-germanischen Mythologie waren sie Symbol der Weisheit. Zwei bekannte Raben waren "Hugin" (= Gedanke) und "Munin" (= Erinnerung), die untrennbar zum Göttervater Odin gehörten.

Intelligente Vögel mit Sozialkompetenz

Auch unter Biologen und Vogelkundlern ist man sich einig, dass Raben besondere Gaben besitzen und sehr klug sind. Ein kanadischer Wissenschaftler behauptet, sie seien die intelligentesten Vögel. Es scheint, als könnten sie die Handlungen anderer voraussehen und selbst geplant vorgehen. Das spricht für soziale Intelligenz, eine gute Beobachtungsgabe sowie Lern- und Merkfähigkeit. Außerdem besitzen sie ein sehr gutes räumliches Gedächtnis und die Fähigkeit mit Artgenossen, aber auch mit Menschen, zu kommunizieren. Raben können sogar sprechen lernen, was sich nicht nur auf einzelne Wörter beschränken muss! Wohl auch deshalb hielt man sie bis vor rund 200 Jahren noch als Haustiere. Das ist mittlerweile verboten. Rabenvögel zählen zu den Wildvögeln, für deren Haltung man eine Genehmigung durch die zuständige Landesbehörde braucht. Dafür müssen allerdings einige Auflagen erfüllt werden.

Rabe oder Krähe?

Insgesamt gibt es mehr als 100 verschiedene Rabenvogelarten auf der Welt, die übrigens nicht alle rein schwarz gefiedert sind. Raben und Krähen sind eine Gattung der Rabenvögel; Raben nennt man die größeren Tiere, Krähen die kleineren. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind vor allem die Aaskrähe, die Dohle, der Kolkrabe und die Saatkrähe weit verbreitet. Die Vögel sind anpassungsfähige Allesfresser, die sich auch gerne über die erlegte Beute von Raubtieren hermachen. Die Namen "Krähe" und "Rabe" sind übrigens beide lautnachahmenden Ursprungs - die Rabenvögel verdanken sie also ihren Krächz-Lauten, die sie von sich geben. So verwundert es, dass sie übergeordnet zur Gruppe der Singvögel zählen.

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