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Wollhaarmaus aus dem Genlabor - ein Schritt zur Wiederbelebung des Mammuts?

Eine Maus mit dem Fell eines Wollhaarmammuts wurde jetzt in einem Genlabor gezüchtet. Ist das der erste Schritt zur Entwicklung eines mammutähnlichen Elefanten? 

Wollhaarmaus mit aus dem Genlabor
Diese Mäuse aus dem Genlabor haben eine Haarstruktur, die dem Fell vom Wollhaarmammut ähnelt© Screenshot instagram.com/itiscolossal

Vor Jahren äußerte ein US-Genetiker die ambitionierte Idee, das ausgestorbene Wollhaarmammut genetisch wiederzubeleben. Nun stellt er zumindest eine Maus mit ähnlichen Merkmalen vor.

Die Mäuse mit dichtem, goldgelbem Fell sollen ein Zwischenschritt bei der Entwicklung eines möglichst mammutähnlichen Elefanten sein. Forschende des Unternehmens Colossal Biosciences in Dallas haben mittels Gentechnik Mäuse so verändert, dass ihre Haarstruktur der von Mammuts ähnelt.

Diese modifizierten Tiere verdeutlichten die jüngsten Fortschritte in der Genomeditierung, erklärte George Church, Mitgründer von Colossal und Harvard-Wissenschaftler. Church wurde insbesondere durch seine Ankündigung bekannt, einen kälteresistenten Elefanten erschaffen zu wollen, der nicht nur äußerlich, sondern auch in seinem Verhalten einem Mammut ähnelt.

Die genetischen Veränderungen an den Mäusen wurden bislang nicht durch Experten begutachtet oder in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. Die entsprechenden Forschungsergebnisse sind lediglich auf einem Preprint-Server einsehbar. Dennoch sorgt die Veröffentlichung für Aufsehen in der Fachwelt. Die Fähigkeit, mehrere Gene, die das Haarwachstum steuern, gleichzeitig so zu modifizieren, dass sie mit dem Erbgut einer anderen Art kompatibel sind, sei ein „bemerkenswerter Meilenstein“, sagte Dusko Ilic, Stammzellforscher am King’s College London.

Mammuts bleiben eine ferne Vision

Zu Beginn analysierte das Forschungsteam Genome von 121 Mammuts und Elefanten. Anschließend identifizierten sie zehn relevante Gene, die sich auf die Haartextur und den Fettstoffwechsel auswirken. Diese Gene tragen zur Kälteresistenz der Mammuts bei und konnten zudem mit dem Erbgut von Mäusen kombiniert werden.

Die auffällige goldgelbe Fellfarbe resultierte aus der Veränderung des Gens MC1R, das die Produktion des Farbpigments Melanin reguliert. Durch eine Modifikation des Gens FGF5 wuchsen die Haare der Mäuse dreimal länger als gewöhnlich.

Ethische Bedenken gegen die Wiedererschaffung

Tori Herridge von der Universität Sheffield wies darauf hin, dass weniger als zehn Prozent der genetisch veränderten Embryonen überlebten. Zudem wiesen nur sehr wenige der geborenen Mäuse tatsächlich alle gewünschten genetischen Anpassungen auf. Die Übertragung dieser Veränderungen auf Elefanten sei eine noch größere Herausforderung – und zudem ethisch nicht vertretbar.

Auch der Genetiker Sergiy Velychko von der Harvard Medical School äußerte Kritik. Die vorgenommenen Genveränderungen seien spezifisch auf Mäuse abgestimmt und hätten keine direkte Verbindung zu Elefanten oder Mammuts. „Wir sind seit 1981 in der Lage, Mäuse aus kultivierten embryonalen Stammzellen zu züchten, und die ersten Knockout-Mäuse wurden 1989 erzeugt – also vor fast 40 Jahren.“

Fehlgeleitete Hoffnungen

Die bei Mäusen angewandten Techniken ließen sich nicht einmal auf nahe Verwandte wie Ratten übertragen – „und schon gar nicht auf Elefanten“. Selbst grundlegende Fortpflanzungsmethoden wie Superovulation oder künstliche Befruchtung seien bei Elefanten bisher nicht erfolgreich gewesen. Zudem pflanzen sich Elefanten im Gegensatz zu Mäusen sehr langsam fort.

Während Mäuse eine Tragezeit von nur 20 Tagen haben, beträgt die Tragzeit Asiatischer Elefanten 22 Monate. Das Forschungsteam aus Dallas betont daher, dass Mäuse als Modellorganismen dienen, um die funktionellen Eigenschaften von Mammut-Genen zu untersuchen.

„Diese Mäuse anzuschauen ist ein wenig wie ein Blick in die Vergangenheit, aber mit einem hochselektiven Teleskop“, erklärte die Evolutionsbiologin Louise Johnson von der Universität Reading. Die Technik eröffne die Möglichkeit, bestimmte Hypothesen zu ausgestorbenen Lebewesen zu überprüfen. „Das ist eine interessante Arbeit, aber die Idee, dass wir etwas Ausgestorbenes zurückbringen könnten, ist eine falsche Hoffnung.“

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Quellen:

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