Geheimtipps der bekanntesten Hundetrainer

Noch nie gab es so viele Erziehungs-Philosophien für Hunde wie heute. Wir haben fünf Experten befragt, was kompetentes Hundetraining eigentlich bedeutet. Lesen Sie hier, was die Profis empfehlen. 

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Deutschlands bekannteste Hundetrainer verraten ihre Geheimnisse. © Stock.adobe.com/Alexandr

Als Hundehalter fällt es manchmal ganz schön schwer, im Hundeerziehungs-Dschungel den Überblick zu bewahren. Fünf Experten verraten, worauf es in der Beziehung von Mensch zu Hund wirklich ankommt.  

1. Martin Rütter: Einen Hund anschaffen

Alle Leute sollten sich noch vor der Anschaffung eines Hundes fragen, welcher Hund überhaupt zu ihnen passt. Man muss immer berücksichtigen, welche Bedürfnisse und Charaktereigenschaften man hat, welche Bedürfnisse und Charaktereigenschaften der jeweilige Hund hat. Ist das miteinander vereinbar? Und ganz wichtig: Für einen Hund muss man Zeit haben. Ein Hund ist kein Spielzeug, das man bei Bedarf rauskramt und dann wieder wochenlang verstauben lässt. 

2. Martin Rütter: Die richtige Hundeschule finden

Neben der Fachkompetenz der Hundeschule ist am wichtigsten, dass der Hundetrainer sowohl dem Menschen als auch dem Hund gegenüber Respekt und Geduld aufbringen sollte. Wenn Sie sich einer Hundeschule nähern, bei der Sie schon von Weitem die Hundetrainer auf dem Platz brüllen hören, können Sie getrost direkt wieder kehrtmachen. 

Man kann außerdem nicht allen Hunden per Schema F das gleiche Erziehungskonzept überstülpen. Daher sollte am Anfang immer ein individuelles Beratungsgespräch stehen. Nur so kann der Trainer die wirklichen Bedürfnisse von Hund und Mensch herausfiltern und einen entsprechenden Trainingsplan erstellen. Und schließlich muss die Chemie stimmen: Ich muss zu dem Trainer einen guten Draht haben, nur dann kann sich in der gemeinschaftlichen Arbeit Vertrauen entwickeln. 

Martin Rütter ist Entertainer, Moderator, Bestsellerautor und Deutschlands bekanntester Hundetrainer. Bis heute bildete er über 180 Hundetrainer aus. 
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In der Hundeschule müssen sich Mensch und Hund wohlfühlen. © Stock.adobe.com/Christian Müller

3. Masih Samin: Probleme im Training lösen

Voraussetzung, um ein Verhaltensproblem zu lösen, ist immer, dass man an der Ursache arbeitet und nicht nur an den Symptomen. Was wir als Menschen bei unseren Hunden erleben, ist das Oberflächliche. Der Hund bellt, zieht oder reagiert aggressiv an der Leine – und das stört mich als Halter. Doch die Ursache für ein Verhalten liegt meist ganz woanders. Versetzen Sie sich in die Perspektive des Hundes und beobachten Sie die Gesamtsituation genau. Bei einem Konflikt sollte man sich immer beide Seiten anschauen: Hund und Mensch. 

Masih Samin arbeitet als Hundeverhaltenstherapeut mit aggressiven, ängstlichen und traumatisierten Hunden. 
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Bei Problemen muss immer die Gesamtsituation betrachtet werden. © Stock.adobe.com/Christian Müller

4. Perdita Lübbe-Scheuermann: Typische Fehler im Umgang 

Man ist heute zum Hund lieber nett, als dass man Grenzen setzt. Ein Pauschalphänomen, dem ich häufig begegne, sind Hunde, die ihre Menschen im Alltag führen. Wenn der Hund seinen Halter an der Leine von A nach B zieht, ist das okay. Wenn der Hund dann aber an der Leine pöbelt, darf das nicht sein. Dabei tut der Hund das, was er ursprünglich beigebracht bekam: „Sei zuständig für mich!“. Dann ist er zuständig – und pöbelt – und wird dafür bestraft. 

Perdita Lübbe-Scheuermann betreibt seit 1994 die Hunde-Akademie in Darmstadt. 
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Ein Problem: Oft führt der Hund den Menschen. © Stock.adobe.com/Iulia

5. Norman Mrozinski: Hundtraining ohne Hilfsmittel

Beim Training arbeite ich mit Leine, wenn die Hunde nicht abzurufen sind, und mit Maulkorb, wenn sie beißen. Ansonsten verzichte ich auf Hilfsmittel. Wenn der Mensch mit dem Hund kommuniziert, ist das eine soziale Auseinandersetzung und damit etwas sehr Intimes. Da irgendwelche Mittelchen wie Clicker oder Wurfkette reinzubringen, stört nur.

Mit Futter werden die Hunde oft nicht belohnt, sondern in ihrem Verhalten manipuliert – eine Art „Zuckergusskontrolle“. Das bedeutet natürlich nicht, dass ein Mensch seinem Hund keine Kekse geben darf, aber im Training spielt das für mich nur eine untergeordnete Rolle. 

Norman Mrozinski ist Hundetrainer, Dozent, Sachbuchautor, Tierschützer und Blogger. Als Trainer ist er u.a. auf das Aggressionsverhalten von Hunden spezialisiert. 
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Zu viele Leckerli im Training halten manche Trainer für falsch. © Stock.adobe.com/Petra Eckerl

6. Michael Grewe: Kompetente Hundetrainer erkennen

Der Kommerz rund um den Hund hat in den letzten Jahren so zugenommen, dass für Hundehalter schwer nachvollziehbar ist, wo fachliche Kompetenz gebündelt ist. Grundsätzlich würde ich zwischen einem konventionellen „Sitz, Platz, Fuß“-Training und der Arbeit mit „Problemhunden“ unterscheiden.

Beim „Sitz, Platz, Fuß“-Training werden die Halter dazu angeleitet, wie sie ihrem Hund etwas beibringen, also wie sie richtig belohnen oder den Hund in die richtige Position führen. Beim Training mit „schwierigen“ Hunden geht es vor allem darum, dass der Hund seine Halter ernst nimmt. 

7. Michael Grewe: So nimmt der Hund mich ernst

Viele Leute heute sind so nett zu ihren Hunden – was völlig okay ist –, aber es fehlt die andere Seite. Der Hund hat niemanden, an den er sich anlehnen, aber auch anpassen kann. Man erwartet von Hunden heute, dass sie das Nette am Menschen als Argument nehmen, sich anzupassen – und das kann nicht funktionieren. Wenn ich nur nett bin, bin ich keine Qualität. Wenn ich aber auch eine abgegrenzte, ernste Seite habe, wird mein Nettsein zum emotionalen Feuerwerk.

Zudem wird heute gerne suggeriert, es gäbe in der Erziehung bessere Wege als Bestrafung. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, dass man ganz ohne Bestrafung Dinge lernen kann, die existenziell sind. 

Michael Grewe ist Hundetrainer, Autor, Dozent und Mitbegründer von CANIS – Zentrum der Kynologie, einer der führenden Ausbildungseinrichtungen für Hundetrainer in Deutschland. 
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