Qualzucht bei Hunden: Die Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden

In der Hundezucht gibt es immer noch Praktiken, bei denen Hunde aus rein optischen Gründen gezüchtet werden, was zu schweren gesundheitlichen Einschränkungen führen kann. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Merkmale besonders problematisch sind und wie Hunde durch verantwortungsvolle Zucht geschützt werden können.

Qualzucht bei Hunden Die Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden
© stock.adobe.com/Willy Mobilo

Bei Qualzuchten geht es grundsätzlich um Zuchtpraktiken, bei denen 
Hunde gezielt auf bestimmte äußerliche Merkmale hin gezüchtet werden, die ihnen jedoch gesundheitliche Probleme bereiten können. Wir erklären die häufigsten Körpermerkmale, die mit dem Begriff Qualzucht verbunden sind, und wie durch eine verantwortungsvolle Zucht gesundheitliche Probleme vermieden werden können. 

Brachycephalie

Ganz weit vorn auf der Liste der zu bemängelnden, die Lebensqualität ein schränkenden Qualzuchtmerkmale steht die sogenannte Brachycephalie, also die extreme Verkürzung des Gesichtsschädels bei Rassen, wie dem Mops oder dem Französischen- beziehungsweise Englischen Bulldog. Hunde, die oft schon bei der Geburt große Probleme haben. Die Welpen passen oft nicht zum Beckenmaß der Hündin. So beginnt das Leben nicht selten mit einem Kaiserschnitt. Hunde, die vom sogenannten brachycephalen, obstruktiven Atemwegssyndrom (BOAS) betroffen sind, ringen nicht selten ein Leben lang nach Luft, sind wenig belastbar und können kein normales Hundeleben führen.

Zusätzlich leiden sie nicht selten an Keil- oder Schmetterlingswirbeln, sowie deformierten Ruten, die sogar den Anus verlegen können. Schmerzen bei jeder Bewegung sind die Folge. Trotzdem sind diese Hunde beliebt. Nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Hunde stammt aus kontrollierter Zucht. Der Löwenanteil der Vermehrung findet ohne jede Kontrolle statt. Fakt ist leider, das auch ein als Welpe normal atmender Hund im Laufe seines Lebens, da die binde gewebigen Anteile der Atemwege mit der Zeit sozusagen „ausleiern“, noch Luftnot bekommen kann. Die Folge: Sündhaft teure Operationen, um dem Hund ein normales Leben bieten zu können. Wer Hunde liebt, sollte auf die Anschaffung eines brachycephalen Hundes, egal welcher Rasse oder Mischung, verzichten.

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Die Farbe Merle

Weiterhin stehen Hunderassen mit dem Merle-Faktor in der Kritik. Tatsächlich dürfen zwei Merles nicht miteinander verpaart werden, da es sonst zu Taubheit und oder Blindheit kommen kann. Es ist jedoch durch Gentests schon längst möglich, Hunde so zu verpaaren, dass derartige Behinderungen sicher vermie den werden können. Es gibt vor allem Hüte- und Treibhunderassen, sowie einige wenige Jagdhunderassen, zu denen der Merlefaktor von der Entstehung an gehört.

Würde man diese gesunden merlefarbenen Hunde nun verbieten und aus dem Genpool entfernen, hätte man den Rassen einen großen, nicht wieder gut zu machenden Schaden zu gefügt, denn nur genetische Vielfalt macht die Zucht gesunder Hunde möglich. Die wenigen Doppelmerles, die man zu sehen bekommt, stammen meist nicht aus deutschen Zuchten, sie stammen zu 99 Prozent aus dem Auslandstierschutz aus Süd- und Osteuropa. Inzwischen sieht man auch French Bullys, Labradore und andere Rassen mit den signifikanten Tupfen, die immer noch häufig als Schönheitsideal betrachtet werden. Dazu werden aus optischen Gründen Merle Träger in Rassen eingekreuzt, die in der Historie nie merlegezeichnet waren. Das verursacht zwar keine gesundheitlichen Probleme, aber hilft auch nichts. 

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Kurze Beine ein Problem?

Der zum Teil sehr lange Rücken von Dackel und Co. kann Probleme verursachen. Würde man hier in der Zucht auf ausgewogenes Gebäude achten und zudem bestimmte Tests durchführen, wäre dieser Teil der Kritik erledigt. Die verkürzten Beine selbst sind nicht direkt mit einer Degeneration der Bandscheiben assoziiert.

Auch hier können Gentests helfen, gesunde Hunde zu züchten. Tests auf Chondrodystrophie (CDDY) und Intervertebral Disc Disease (IVDD) und entsprechende Zuchtwahl helfen, gesunde Hunde mit verkürzten Beinen zu züchten, ohne dass diese Einschränkungen befürchten müssen. Dackel, Corgi und manche Terrier-Rassen können also ohne großen Aufwand weiterhin gesund gezüchtet werden.

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Haarlosigkeit

Haarlose Rassen wie der Xolocuintle oder der Chinese Crested stehen ebenfalls in der Kritik. Die Haarlosigkeit ist auf eine spontane Mutation zurückzuführen. In den Heimatländern der Rassen gelten diese Hunde zum Teil als Kulturgut und haben sich über tausende von Jahren erhalten.

Mit der Haarlosigkeit kann aber auch eine Veranlagung zu Kieferfehlstellungen und fehlenden Zähnen mit vererbt werden. Außerdem ist die nackte Haut empfindlicher als die behaarte. In einem aktuellen Urteil vom Januar 2025 hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ein Zuchtverbot gegen eine Züchterin mexikanischer Nackthunde aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen bestätigt. Ein endgültiges Urteil steht aber noch aus, es wurden Rechtsmittel eingelegt. 

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Stummelruten

Brachyurie, also „Stummelschwänzigkeit“ ist, für sich gesehen, kein Problem für den betroffenen Hund. Hunde kommunizieren zwar auch mit der Rute, doch betrachten sie in der innerartlichen Kommunikation immer das Gesamtdisplay. Ein stummelrutiger Hund „wedelt“ mit der gesamten Hüfte, wenn er sich freut und kann auch Ablehnung des Gegenübers in seiner Körpersprache so ausdrücken, dass es verstanden wird. Zwei Hunde mit Brachyurie dürfen nicht verpaart werden.

Auch hier dient ein Gentest zum Nachweis von Langrutigkeit, der bereits Standard ist. Züchter müssen ihre Hunde ohnehin auf Freiheit von Hüftgelenkdysplasie röntgen, eine Aufnahme mehr und schon sind die Lendenwirbel samt Rute dargestellt. So kann sichergestellt werden, dass es dort keine Wirbelveränderungen gibt. Betroffen sind hauptsächlich Hüte und Treibhunderassen. 

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