Augenkrankheiten bei Katzen

Wenn wir gerade die Hand vor Augen nicht mehr sehen, ist es für Katzen längst noch nicht dunkel. Noch das letzte Restchen Licht fangen ihre Augen ein und nutzen es. Und so empfindlich das Katzenauge ist, so verletzlich ist es auch.

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Nicht nur die Verletzungen am Auge direkt, sondern auch in der Umgebung des Auges sind gefährlich für Katzen.© Florea Marius Catalin / iStockphoto

Die kleinsten Verletzungen, unscheinbarsten Entzündungen, aber auch unerkannte Krankheiten wie z.B. Diabetes mellitus, Leukose oder Bluthochdruck können der Katze das Augenlicht kosten. Jede Veränderung am Auge muss daher sofort vom Tierarzt untersucht werden. Nur er kann feststellen, ob die Veränderung harmlos ist oder schwerwiegend. Mutter Natur liefert ihr Meisterstück "Katzenauge" meist ohne Makel aus. Angeborene Augenkrankheiten sind bei Katzen selten. Nur Perser und Siamkatzen kommen häufiger mit der Anlage zu Augenproblemen zur Welt. Dabei stört das angeborene Schielen bei Siams die Tiere nicht oder nur wenig.

Mit Notfällen immer zum Tierarzt

Anders verhält es sich bei den eingerollten Augenlidern (Entropium), mit denen manche Perser geboren werden. Der Lidrand und die feinen Härchen der Lidhaut reizen ständig Binde- und Hornhaut, die sich so entzünden können. Der Tierarzt muss diesen Augenfehler chirurgisch beheben. Auch der gestörte Tränenabfluss kann bei Persern bereits angeboren sein. Man sieht die wenig schönen Tränenstraßen, die sich von den inneren Augenwinkeln entlang der Nase bis zum Mäulchen ziehen, aber auch bei Tieren, die einen Katzenschnupfen durchgemacht haben. Die meisten Erreger des Katzenschnupfens greifen auch die Augen an. Kommt es dabei zu Entzündungen der Tränenpunkte, der Abflüsse der Tränen, können diese zuwachsen. Theoretisch könnte man die Tränenkanäle chirurgisch öffnen – doch diese Operationen sind selten erfolgreich, weil diese Strukturen sehr fein und zart sind. Bei einem Katzenschnupfen sollten die Augen daher immer gleich mitbehandelt werden. Verschiedene Salben und Tropfen schützen das Auge vor bleibenden Schäden. Wichtig dabei: Verwenden Sie nie alte Produkte oder Reste, die in Ihrem Arzneischränkchen stehen! Zum einen verfallen Augenmedikamente rasch, und zum anderen muss das Medikament genau auf die Krankheit zugeschnitten sein – so führen beispielsweise Kortisonsalben, die z.B. bei allergischen Bindehautentzündungen gute Dienste leisten, bei Hornhautverletzungen zu Geschwüren. Verwenden Sie also bitte nur die Medikamente, die Ihnen der Tierarzt verschreibt.

Bei Auseinandersetzungen zwischen Katzen kommt es häufig zu Verletzungen am und um das Auge durch Krallenhiebe. Diese und andere Verletzungen, z.B. durch Fremdkörper, sind immer Notfälle, die sofort von einem Tierarzt behandelt werden müssen. Denn auch die allerkleinsten Kratzer sind infiziert und verursachen eitrige Entzündungen, die zum Verlust des Augenlichtes bzw. des ganzen Auges führen können. In der allerersten Not können Sie versuchen, das Auge zu spülen, und es bis zur Ankunft beim Tierarzt feucht halten. Da sich die Katze aber in der Regel gegen die Erste-Hilfe-Maßnahmen wehren wird, halten Sie sich nicht zu lange mit diesen Versuchen auf, sondern fahren Sie gleich zum Tierarzt. Eine Ausnahme von dieser Regel sind Verätzungen mit Säuren. In diesen Fällen stellt das sorgfältige und lange Spülen (ideal wäre eine halbe Stunde) des Auges mit Wasser die wichtigste Maßnahme dar. Vor den Krallenhieben Ihrer Katze können Sie sich schützen, indem Sie das Tier in ein Handtuch wickeln, falls irgend möglich sollte Ihnen eine zweite Person assistieren.

Der Graue Star kann angeboren sein

Nicht nur die Verletzungen am Auge direkt, sondern auch in der Umgebung des Auges sind gefährlich, weil die Eitererreger durch das Gewebe zum Auge hinwandern können. Sind die Lider verletzt, können sie das Auge zudem nicht mehr schützen und feucht halten. Einen besonderen Notfall stellt das Glaukom, der Grüne Star, dar. Bei ihm erhöht sich aus unterschiedlichsten Gründen (z.B. Entzündungen, Verwachsungen oder Tumore) der Augeninnendruck. Der erhöhte Druck schädigt gleich mehrere Strukturen des Auges und kann zur dauerhaften Blindheit führen. Anzeichen für ein Glaukom sind: die Vergrößerung eines oder beider Augen und ein- oder beidseitig: weite starre Pupillen, trübe, milchige Hornhäute oder Linsen. Perser und Siam scheinen besonders anfällig für das Glaukom zu sein. Der Graue Star, die Katarakt, ist eine Trübung der Linsen. Er kann angeboren sein, vor allem bei Persern und Persermischlingen, aber auch durch Verletzungen, Entzündungen, ein Glaukom oder Stoffwechselstörungen (Diabetes mellitus) entstehen. Auch Ernährungsfehler (z.B. zu wenig Arginin für Welpen) können zu einer Katarakt führen. Neben Persern scheinen auch Himalaya- und Burmakatzen anfällig für die Katarakt zu sein. Einige Augenkrankheiten entwickeln sich langsam und werden daher oft erst spät bemerkt. Häufig sind sie die Folge von anderen Krankheiten. Der schon erwähnte Diabetes mellitus schädigt nicht nur die Augenlinse, er führt auch zu einer schlechteren Durchblutung des Auges und kann damit eine Ablösung der Netzhaut zur Folge haben. Auch Nierenschäden können diese Durchblutungsstörungen verursachen, da sie den Blutdruck erhöhen.

Die von Viren verursachte Infektionskrankheit Leukose kann die Augen direkt und indirekt schädigen. In einigen Fällen treten nur an den Augen Leukosesymptome auf, während die Katze sonst gesund erscheint. Eine Veränderung der Augen, die kein Symptom für eine Augenkrankheit, sondern eine schwere Nervenschädigung ist, ist das Horner Syndrom. Bei ihm ist eine Pupille verkleinert und ein Augapfel liegt tiefer in der Augenhöhle. Auf eine Nervenschädigung kann auch das Augenzittern hinweisen – bitte gehen Sie in beiden Fällen zum Tierarzt. Schließlich das Symptom, das häufig auftritt und alles bedeuten kann: der Nickhautvorfall. Die Nickhaut oder das dritte Augenlid liegt im inneren Augenwinkel und ist dort auch zu sehen. Doch normalerweise wird sie erst registriert, wenn sie vorfällt, d.h. einen größeren Teil des Auges bedeckt als sonst. Ein Nickhautvorfall geht mit fast allen Augenkrankheiten einher. Er kann aber auch auf andere Krankheiten hinweisen von Wurmbefall bis zu schweren Allgemeinkrankheiten ist alles drin – auch dass nichts Schlimmes hinter ihm steckt und er von allein verschwindet. Gewissheit kann hier und in allen anderen Fällen nur der Tierarzt verschaffen. Zögern Sie daher nicht, ihn sofort aufzusuchen, wenn die Augen Ihres Stubentigers "irgendwie anders" sind als sonst.

Augenkontrolle

Mindestens einmal täglich sollten Sie sich die Augen und Augenumgebung Ihres Stubentigers ganz genau ansehen. Starren Sie der Katze dabei aber nicht direkt in die Augen, sondern tun Sie beispielsweise so, als betrachteten Sie ihre Nasenwurzel oder die Ohren. Denn das starre In-die-Augen-Schauen wird von Katzen als Aggression interpretiert – und Ihr Stubentiger würde darauf mit Flucht oder Angriff reagieren.

Hinweise auf Probleme mit den Augen sind

  • Trübungen
  • Lichtscheue
  • ständiges Blinzeln
  • Tränen
  • Verschmutzungen der Augenumgebungen
  • Schwellungen
  • Rötungen
  • Reiben und Kratzen
  • unterschiedlich große Pupillen
  • Augenzittern

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