Nährstoffe aus frischen Samen für Vögel
In jedem Samen steckt eine Wundertüte an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen, die erst dann freigegeben werden, wenn das Korn gequollen und angekeimt ist. Für Vögel ist das nicht nur gesund, sondern auch ein richtiger Leckerbissen.
Was den Landwirten ein Dorn im Auge ist, bringt Power in unsere Jungvögel und stärkt ihr Immunsystem: die von ihren Eltern aus Feldern und Beeten herausgepickten frisch gekeimten Samen. Ein gerade aufgebrochenes Korn hat bis zu zehnmal mehr Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente als der Ur-Samen, denn die durch Licht, Wärme, Luft und Nässe aktivierten Keimzellen vermehren sich explosionsartig und haben bereits im Keimstadium beinahe die Nährstoffe der späteren Pflanze.
Worauf es bei der Zubereitung ankommt
Auch für Stubenvögel ein echter gesunder Leckerbissen. Doch Keimfutter selber herzustellen ist gar nicht so einfach, denn es muss – paradoxerweise – "keimfrei" sein. Warmer, feuchter Nährboden lockt Bakterien, Schimmelpilze und andere krankheitsverursachende Mikroorganismen an, die sich durchs Idealklima rasant vermehren. Hygiene ist deshalb extrem wichtig. Im Zoofachhandel gibt es Keimschalen, die das Ablaufen des Wassers gewährleisten und gut zu reinigen sind. Ersatzweise können Sie (möglichst dunkelwandige) Schraubgläser nehmen, deren Deckel Sie mit einigen Löchern versehen oder durch ein wasserdurchlässiges Gazetuch ersetzen.
24 oder 2 x 24 Stunden
Als Keimfutter eignen sich alle Samen, die auch im Fertigfutter sind: Sonnenblumenkerne, Hirse, wilder Reis, Mais, Hafer (ungeschält), Weizen... Achtung: Nicht mischen, das erhöht das Risiko einer "Infektion" Ihrer Keimlinge. Geben Sie eine Handvoll der Samen in Schale oder Glas und wässern Sie sie gründlich. Dann sollte Ihr Keimgut warm und dunkel stehen, bis die Körner gut gequollen sind, meistens 24 Stunden. Schon jetzt können Sie das Quellfutter anbieten. Aber Sie können einen Teil oder das Ganze auch weiter keimen lassen: Spülen Sie dann das Wasser gründlich ab, wässern Sie erneut und gießen dann das Wasser wieder ab. Das beugt Pilz- oder Schimmelbefall vor. Nach weiteren 24 Stunden zeigen sich in den gebrochenen Körnern meistens schon die ersten weißlichgrünen Keime, eine Delikatesse für Ihre Vögel.
Nicht mehr als zwei Zentimeter Grün
Sie können trotzdem Ihr Keimgut weiter sprießen lassen oder wiederum nur einen Teil füttern. Je nach Samen, Temperatur und Lichteinfall sprießt das Grün in den nächsten Tagen (regelmäßiges Spülen nie vergessen) allmählich oder blitzschnell. Ihre Vögel lieben die Sprossen in jedem Wachstumsstadium. Doch wenn der Keim mehr als zwei Zentimeter Grün getrieben hat, ist die Kraft des Samens verbraucht. Ab jetzt müsste das Jungpflänzchen Nährstoffe aus dem Boden erhalten, um weiter zu wachsen. Es hat dann auch Bitterstoffe (zur Abwehr gefräßiger Feinde) entwickelt und mundet den Vögeln nicht mehr. Wer noch nicht gefüttert hat, sollte die restlichen Sprossen in einen Blumentopf geben und mit etwas Glück daraus Futterpflanzen ziehen.
In schädlings- und giftfreier Blumenerde können Sie die Körnchen natürlich auch keimen lassen und Ihren Vögeln ein Tablett voller Erde mit unsichtbaren Leckerbissen bieten. Allerdings wird so ein Samen kaum das Aufquellen überleben. Denn alle Vögel entwickeln einen untrüglichen Instinkt für das versteckte Schlaraffenland und halten gar nichts von Futterreserven. (Ursula Birr)