Nachwuchs im Chinchilla-Heim
Tierbabys sind unglaublich putzig. Es ist nur verständlich, dass sich viele Chinchilla-Besitzer Nachwuchs von Ihren Lieblingen wünschen. Eigene kleine Chinchilla-Kinder beim Erwachsenwerden zu beobachten ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Bevor Sie sich entschließen mit Ihren Tieren zu züchten sollten Sie genau über diesen Wunsch und seine Konsequenzen nachdenken. Die Aufzucht kleiner Chinchillas kostet viel Zeit und kann teuer werden. In der Regel wirft das Weibchen nur ein bis zwei Junge, doch in Ausnahmefällen können es bis zu sechs Geschwisterchen werden. Sie müssen sich schon vor der Paarung überlegen, was mit den Babys geschehen soll, wenn sie alt genug sind um von der Mutter getrennt zu werden. Suchen Sie sich schon im Voraus Abnehmer. Rechnen Sie immer damit, dass einer Ihrer Interessenten abspringt. Wenn Sie keinen neuen Besitzer für eines Ihrer Jungtiere finden, müssen Sie es behalten. Hat das Weibchen besonders viele Junge geworfen, müssen Sie die Kleinen eventuell zufüttern. Das erfordert viel Zeit und Geduld. Zudem müssen Sie in der Wohnung platz für ein zweites Gehege schaffen, denn das Böckchen muss gleich nach der Paarung vom Weibchen getrennt werden. Unterschätzen Sie auch nicht die Kosten einer Hobbyzucht. Wenn bei der Geburt Probleme auftauchen kann ein tierärztlicher Eingriff von Nöten sein. Sind die Jungtiere einmal geboren sollten sie auch vom Arzt untersucht werden. Ein zweites Gehege und das Futter für die Kleinen muss natürlich auch besorgt werden.
Haben Sie genug Zeit, Geld und Platz ist das Aufziehen junger Chinchillas eine spannende Sache und spätestens wenn die kleinen Racker ihre fröhlich durch ihre Wohnung hüpfen werden Sie für ihre Mühen belohnt.
Wer mit wem?
Es ist gar nicht so leicht das richtige Chinchilla-Pärchen zu finden. Am besten verstehen sich Jungtiere, die von Anfang an zusammen aufwachsen dürfen. Allerdings muss man hier beachten, dass das Weibchen zwar schon mit vier bis fünf Monaten geschlechtsreif ist, aber erst mit ca. neun Monaten gedeckt werden. Sie müssen Ihre Tiere also in getrennten Käfigen nebeneinander halten bis das Weibchen alt genug ist um gedeckt zu werden. Wenn "sie" gerade nicht in der Brunst ist darf "er" aber ruhig mit ihr Freilauf genießen. Wenn Sie ein fremdes Männchen zu Ihrem Weibchen setzten müssen Sie damit rechnen, dass es sehr lange dauern kann bis sich die Tiere verstehen und Nachwuchs zeugen. Manchmal klappt es sogar gar nicht und Sie müssen sich auf die Suche nach einem anderen Partner machen. Denken Sie auch daran, dass das Böckchen nach der Paarung vom Weibchen getrennt werden muss, damit es nicht erneut deckt. Wenn Sie nur einmalig Nachwuchs wollen können die beiden Tiere auch nach der Geburt nicht mehr zusammenleben und Sie müssen sowohl für das Männchen als auch für das Weibchen einen neuen, gleichgeschlechtlichen Partner finden. Allerdings kann das gerade bei einem Bock, der einmal gedeckt hat, schwierig werden. Haben Sie nichts desto trotz ein geeignetes Pärchen gefunden wird die Chinchilla-Dame den Bock erst einmal abwehren. Nach einer wilden Hetzjagd durch den Käfig kommt es dann zur Paarung. Dabei reitet das Männchen von hinten auf das Weibchen auf. Meistens findet diese in den Abendstunden statt und wird die ganze Nacht über mehrmals wiederholt. Ein "Beweis" für die Paarung ist der Deckpfropfen, ein etwa 2cm langer, wachsartiger Pfropfen. Allerdings garantiert dieser noch keine Befruchtung. Erst wenn das Weibchen kontinuierlich dicker wird und anfängt ein Nest zu bauen, können Sie sich auf Nachwuchs freuen. Nach der Paarung müssen Bock und Weibchen sofort getrennt werden. Nach vier bis fünf Tagen dürfte der Bock zwar zum Weibchen zurück, da Chinchillas ihre Kinder gerne zusammen groß ziehen, aber gleich nach der Geburt ist das Weibchen wieder paarungsbereit. Wenn Sie einmaligen Nachwuchs wollen, trennen Sie die Eltern.
Die Kleinen sind da
Chinchilla-Weibchen tragen ca. 111 Tage. Nach dieser langen Zeit kommen normalerweise ein bis drei Babys zur Welt. Meist erfolgt die Geburt problemlos während der Nacht. Es kann jedoch passieren, dass ein Kleines im Bauch stecken bleibt, die Mutter durch eine Mehrlingsgeburt überfordert oder eines der Babys schon im Bauch gestorben ist. Bemerken Sie Komplikationen, ziehen Sie den Tierarzt zu Rate. Chinchillas sind Nestflüchtlinge, das heißt sie kommen voll entwickelt zur Welt. Sie haben bereits ein dichtes Fell, ein Gebiss und die Augen sind offen. Nur wenige Minuten nach der Geburt sind die Jungtiere in der Lage hinter ihrer Mutter herzulaufen. Obwohl die Kleinen sechs Wochen lang von ihrer Mutter gesäugt werden, sind sie vom ersten Tag an am Chinchilla-Futter interessiert. Geben Sie deshalb gleich nach der Geburt mehr Futter in den Käfig. Durch die Anstrengungen des Säugens braucht auch das Muttertier mehr Nahrung als üblich. Hat das Weibchen mehr als drei Junge zur Welt gebracht braucht Sie möglicherweise nicht nur mehr Nahrung sondern auch Unterstützung beim Säugen. Dann Müssen Sie die Kleinen mit Ersatzmilch zufüttern. Fragen Sie auf jeden Fall einen Tierarzt um Rat. Die Jungtiere entwickeln sich sehr schnell. Sie erkunden schon nach wenigen Tagen neugierig ihre Umgebung und hüpfen und spring ausgelassen durch den Käfig. Obwohl die kleinen Racker vom ersten Tag an wie Miniaturausgaben ihrer Eltern aussehen und äußert munter und zutraulich wirken, sollten Sie die Familie erst einmal in Ruhe lassen. Sie können zwar ohne Bedenken ab und an ihre Hand in den Käfig legen und die Zwerge dran schnuppern lassen, erst ab der dritten Woche können Sie anfangen die Tiere vorsichtig in die Hand zu nehmen. Mit etwa 12 Wochen werden die kleinen Chinchillas geschlechtsreif. Dann müssen junge Böcken unbedingt von ihrer Mutter und ihren Schwestern getrennt werden um Inzucht zu vermeiden. Die Weibchen können problemlos bei der Mutter bleiben, wenn der Käfig groß genug ist. Wollen Sie ihre Jungtiere weitervermitteln, können Sie sie ab der 12. Woche in ihr neues Zuhause abgeben.
Der Letalfaktor
Möchte man zwei Chinchillas miteinander verpaaren, muss man nicht nur darauf achten, dass die beiden sich sympathisch sind, auch der Letalfaktor muss berücksichtigt werden. Tragen beide Elternteile den Letalfaktor in sich kommen die Jungtiere meistens verstümmelt oder behindert zur Welt. Alle Tiere in Velvet-Farben tragen diesen Faktor in sich und dürfen untereinander keinen Nachwuchs zeugen. Auch weiße Chinchillas sollten nicht verpaart werden. Halten Sie auf keinen Fall Pärchen dieser Farben zusammen. Es gibt Halter, die glauben diese Chinchillas würden keinen Nachwuchs zeugen, was jedoch falsch ist. Richtig ist, dass diese Chinchilla-Babys oft nicht lebensfähig sind oder sogar tot geboren werden. Für die Elterntiere ist das eine ernorme Belastung, die für die Mutter nicht selten tödlich verläuft.
Nachwuchs? Nein, danke!
Chinchillas leben am liebsten in Paaren zusammen. Ein Pärchen wird jedoch sehr schnell Nachwuchs zeugen. Natürlich können Sie das verhindern, indem Sie Ihr Männchen kastrieren lassen. Allerdings ist eine Kastration bei Chinchillas kein leichter Eingriff. Nicht selten treten Komplikationen auf, die für das Tier tödlich enden können. Daher sollten Sie stets versuchen Ihre Tiere mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen zu vergesellschaften, wenn Sie keine ganze Chinchilla-Familie halten wollen. Nur wenn ein Böckchen sich gar nicht mit anderen Männchen anfreunden kann sollten Sie über eine Kastration nachdenken. Suchen Sie sich dann in aller Ruhe einen Tierarzt der Erfahrung mit solchen Eingriffen hat. (Alexandra Frankh)Haltung: