Wildtier gefunden: Was kann ich tun?
Lesen Sie hier, was zu tun ist, wenn Sie ein verletztes oder verwaistes Wildtier gefunden haben. Denn nur vorübergehend sind Wildtier-Findlinge bei menschlichen Adoptiveltern gut aufgehoben. Bessere Überlebenschancen haben sie, wenn sie in einer Wildtierauffangstation versorgt werden.
Warum ist das Wildtier, das gefunden wurde, verletzt oder verwaist?
Dass Wildtiere verletzt oder verwaist gefunden werden, kann unterschiedliche Gründe haben. Die häufigsten sind:
- Stürme, die Eichhörnchenkobel von den Bäumen fegen
- Baumfäll-Arbeiten, die Kinderstuben von Fledermäusen zerstören
- Beim Heckenschneiden fallen Vogelnester den Scheren zum Opfer
- Dacharbeiten reißen Marder- oder Schlafmausfamilien auseinander
- Bei Verkehrsunfällen verunglücken Elterntiere und die Jungen bleiben allein zurück
- Kidnapping durch Katzen, die Jungtiere verschleppen und mit nach Hause bringen
Das ist zu tun, wenn Sie ein verletztes oder verwaistes Wildtier gefunden haben
Nicht immer ist ein scheinbar hilfloses Wildtier, das gefunden wurde, tatsächlich verwaist oder verletzt. Bevor Sie das Wildtier mitnehmen, sollten Sie unbedingt prüfen, ob es tatsächlich Ihre Hilfe benötigt.
Beobachten Sie dazu das Wildtier in angemessenem Abstand. Bleiben Sie nicht zu lange in unmittelbarer Nähe des Findlings. So laufen Sie Gefahr, die Elterntiere, die sich noch in der Nähe befinden könnten, zu verschrecken. Greifen Sie erst ein, wenn Sie ganz sicher sind, dass der Wildtier-Findling nicht versorgt wird oder ein Notfall vorliegt.
In diesen Fällen können Sie schnell und einfach selber helfen:
- Vogel: Sollten Sie einen jungen Vogel gefunden haben, der aus dem Nest gefallen ist, dann nehmen Sie den jungen Vogel vorsichtig in die Hand und setzen Sie ihn in das Nest zurück. Beachten Sie auch unsere Erste Hilfe Tipps für Jungvögel.
- Feldhase: Oft werden junge Feldhasen von Katzen verschleppt. Prüfen Sie, ob der Hase verletzt ist. Ist der junge Hase unverletzt und ist Ihnen bekannt, an welchem Ort der Hase von der Katze aufgegriffen wurde, dann bringen Sie das Tier dorthin zurück. Rubbeln Sie es vorsichtig mit Gras ab, um den menschlichen Geruch zu beseitigen. Sie können auch gleich die Jägerschaft informieren. Jäger und Förster ziehen Hasen auf.
- Eichhörnchen und Igel: Sollten Sie ein Eichhörnchen oder einen Igel gefunden haben, dann informieren Sie die Profis. Hilfe finden Sie bei der Naturschutzbehörde, im Tierheim oder Wildpark. Lesen Sie auch unsere Tipps für den Umgang mit Igelwaisen.
- Greifvögel und Eulen: Wer Greifvögel und Eulen findet, ist VERPFLICHTET, diese in Auffangstationen zu bringen!
Die besten Überlebenschancen haben verletze oder verwaiste Wildtiere in Auffangstationen. Egal welches Wildtier (geschützt sind alle) Sie gefunden haben, sollten Sie sich dort Rat holen und das Tier ggf. dorthin bringen. Wir haben für Sie eine Liste mit Wildtierauffangstationen, an die Sie sich wenden können, zusammengestellt.
Erstversorgung von aufgefundenen Wildtieren
Da der Weg bis zur nächsten Wildtierauffangstation mitunter lang sein kann, sollten Sie eine Erstversorgung des verletzten oder verwaisten Wildtiers, das Sie gefunden haben, gewährleisten. Das ist zu tun:
- Feuchtigkeit zuführen: Fencheltee ist für Säugetiere gut geeignet. Sie können ihn mit dem Finger oder eine Pipette ins Mäulchen des Findlings träufeln. Bei älteren Tieren tunken Sie das Mäulchen vorsichtig in den Trinknapf.
- Energie zuführen: Eine Traubenzuckerlösung dient für Vögel als rasche Energiezufuhr und zur Kreislaufunterstützung. Tupfen Sie die Lösung tropfenweise mit dem Finger auf die Schnabelspitze.
- Hilfe bei Unterkühlung: Oft sind junge Findlinge auch unterkühlt. Mit Hilfe einer Rotlichtlampe (Mindestabstand 1 Meter) oder einer Wärmflasche (Temperatur ca. 35. Grad Celsius) könne Sie das Tier wärmen.
Wildauffangstationen – wie verletzten und verwaisten Wildtieren dort geholfen wird
In Wildauffangstationen kümmern sich Profis um verletzt und verwaist aufgefundene Wildtiere, die dort die besten Überlebenschancen haben. Sie werden dort aufgepäppelt, mit Artgenossen gehalten und schließlich ausgewildert, sobald sie fit sind und alle Fähigkeiten erlernt haben, die Ihnen das Überleben in freier Wildbahn sichern. Viel Liebe, Geduld, Fingerspitzengefühl und endlos Zeit sind nötig, um junge Wildtiere großzuziehen. Hier wollen wir Ihnen am Beispiel des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde die Arbeit von Wildtierauffangstationen genauer vorstellen:
Steinmarder brauchen Jagderfahrung
Ein Softie, der Menschen Hackbällchen aus der Hand frisst, kommt nicht weit im Leben. Flink, fit und jagderfahren muss ein Steinmarder sein, um sich seine Existenz mit Mäusefang sichern zu können.
Ein junger Steinmarder muss lernen, zu jagen. ©PHOTOCECH - adobe.stock.com
Findelkinder, die in die Wildtierauffangstation gebracht werden, wachsen darum in einem Steinmarder-Kindergarten auf. Dort spielen und raufen sie miteinander, trainieren den Umgang mit ihresgleichen und gleichzeitig ihre Fitness und Geschicklichkeit. Mit Mäusen und Ratten werden die jungen Jäger auf die Freiheit vorbereitet, denn sie müssen lernen, für ihr Futter zu kämpfen. Damit sie menschenscheu bleiben, haben die Kleinen in ihrem Gehege kaum Kontakt zu den Mitarbeitern der Wildtierauffangstation.
Feldhasen brauchen Kontakt zu Artgenossen
Junge Feldhasen, die in der Station landen – meist wurden sie von Katzen "gekidnappt" – haben als Vegetarier freilich ganz andere Ansprüche. Doch auch sie müssen lernen, sich mit Artgenossen auseinanderzusetzen. Schließlich sollen sie später an dem großen gesellschaftlichen Ereignis teilnehmen, der Hasenhochzeit. Eine Auswilderungsklappe in dem Freigehege, wo immer mehrere Tiere als Gruppe aufwachsen, überlässt den Hasen die Entscheidung über den Zeitpunkt ihres Abschieds selbst.
Eichhörnchen werden in Jungtiergruppen gehalten
Junge Eichhörnchen hingegen werden zur Auswilderung in parkähnliche Gegenden gefahren, wo Haselsträucher, Eichen und Buchen ihnen genug Futter bieten. Die Gruppe bleibt dort noch eine Weile zusammen, wie es üblicherweise Geschwister tun würden. Das hilft ihnen auch, sich fremden Tieren gegenüber besser durchzusetzen.
Wo Eichen, Buchen und Haselsträucher genug Futter bieten, werden die jungen Eichhörnchen ausgewildert. ©Vojtech Herout - stock.adobe.com
Der Vogel muss andere Grünschnäbel kennenlernen
Zumindest einen Kumpel seiner Art in der Kinderstube brauchen auch junge "Grünschnäbel", damit sie sich später als Vogel und nicht als Mensch verstehen. Auf den Menschen geprägte Tiere kommen nämlich ganz schnell in Teufels Küche, wenn sie Zweibeiner attackieren, etwa Krähen oder auch Marder.
Wenn Sie ein Wildtier gefunden haben, dann stellen Sie, bevor Sie etwas tun, erst sicher, ob es sich dabei wirklich um ein verletztes oder verwaistes Wildtier handelt. Sollte das Tier wirklich Ihre Hilfe benötigen, dann gewährleisten Sie eine Erstversorgung und bringen das Wildtier dann in die nächstgelegene Wildtierauffangstation. Dort sind seine Überlebenschancen am besten.