7 goldene Regeln zum Vermeiden von Wildunfällen

Jedes Jahr sterben hundertausende Wildtiere auf den deutschen Straßen. Besonders im Herbst, nach der Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit, häufen sich die Unfälle. Wir haben Tipps, wie Sie Wildunfälle vermeiden und sich nach einem Wildunfall richtig verhalten.

Wildunfall
Häufig werden Warnschilder zwar erkannt, aber nicht ernst genommen: Eine Ursache für Wildunfälle.© Stockwerk-Fotodesign-stock.adobe.com

Wildunfälle passieren im Bruchteil einer Sekunde: Gerade ist die Straße noch frei – und plötzlich läuft völlig überraschend ein Wildtier vor das Auto! Das ist sehr gefährlich, sowohl für das Tier als auch für den Mensch.

Wie viele Wildunfälle passieren jährlich?

Im Jahr 2018/19 sind laut dem Deutschem Jagdverband (DJV) schon allein beim Reh-, Rot-, Dam- und Schwarzwild über 234.000 Tiere im Straßenverkehr gestorben. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) spricht von 268.000 Wildunfällen, die im Jahr 2018 bei Versicherungen registriert wurden. Das würde einen Wildunfall alle zwei Minuten machen. Wie hoch die Zahl an Wildunfällen tatsächlich ist, ist unklar. Diese Zahl wird nicht erfasst.

Als Wildtiere werden lediglich das Schalenwild, also Rehe, Schwarz-, Rot- und Damwild, sowie Wildschweine erfasst. Alle anderen wilden Tiere, darunter zum Beispiel Füchse, Dachse, Vögel und Eichhörnchen „zählt kein Mensch“, so Eva Goris von der Pressestelle der deutschen Wildtierstiftung.

So gefährlich ist ein Wildunfall für den Mensch

Auch für Menschen kann ein Zusammenstoß mit einem Wildtier gefährliche Folgen haben: Das Statistische Bundesamt meldete im Jahr 2019 2477 Unfälle mit Personenschaden, bei denen Wildtiere auf der Straße die Ursache waren. 12 Menschen starben dabei, 584 wurden schwer verletzt.

Warum der Zusammenstoß mit einem Wildtier so gefährlich ist, wird deutlich, wenn man die Kräfte betrachtet, die dabei auf das Fahrzeug einwirken. Die Wucht, mit der ein Tier auf das Auto prallt, ist viel höher als sein eigenes Körpergewicht. So hoch ist dem DJV zufolge das Einschlagsgewicht verschiedener Wildtierarten bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h:

  • Rothirsch: 5 Tonnen (Gewicht eines Elefanten)
  • Wildschwein: 3,5 Tonnen (Gewicht eines Nashorns)
  • Damhirsch: 2,5 Tonnen (Gewicht eines Nilpferds)
  • Rehbock: 0,8 Tonnen (Gewicht eines Büffels)
Der Deutsche Jagdverband möchte Unfälle mit Wildtieren besser monitoren, um erforschen zu können, wie man diese Unfälle vermeiden kann. Dafür hat der DJV eine App entwickelt, den Tierfund-Kataster. In dieser kostenlosen App können Teilnehmer am Straßenrand gefundene Tiere – auch Fuchs, Igel und Co. – melden.
Unfall Wildtiere
Kleine Wildtiere wie Füchse werden gar nicht erst in die Statistiken mit aufgenommen.© kenzo.stock.adobe.com

Der Herbst als Hochsaison für Wildunfälle

Im Herbst ist die Gefahr eines Wildtierunfalls besonders hoch. Denn Wildtiere sind dämmerungsaktiv und bewegen sich vor allem am Morgen und am Abend, um Nahrung zu suchen.

Wenn im Oktober die Uhren auf die Winterzeit zurückgestellt werden, liegen die aktiven Phasen der Tiere genau in den Zeiten des Berufverkehrs – also wenn besonders viele Autos auf den Straßen unterwegs sind. Hinzu kommen Nebel und Co: „Die Sichtverhältnisse sind da sowieso schon schlecht“, erklärt Eva Goris von der Deutschen Wildtierstiftung. Daher ist zu dieser Jahreszeit besondere Vorsicht gefragt.

7 goldene Regeln: So können Sie einen Wildunfall vermeiden

Wildunfälle vermeiden können nur die Menschen. „Den Leuten muss bewusst sein, dass Wildtiere nicht nach rechts und links schauen“, sagt Eva Goris von der Deutschen Wildtierstiftung. Wie sie erklärt, führen viele Straßen durch die Pfade und Wanderwege der Tiere. Diese überqueren die Straße daher einfach. Die Verantwortung liegt hier beim Mensch.

Die Deutsche Wildtierstiftung hat deshalb 7 goldene Regeln zum Vermeiden von Wildunfällen:

  1. Erkennen Sie Gefahren-Zonen: Neben den Warnschildern "Achtung Wildwechsel" sind Unfallschwerpunkte oft durch blaue Reflektoren an Begrenzungspfählen gekennzeichnet. Häufig werden Orte, an denen Wildunfälle passiert sind, durch farbige Dreibeine markiert.
  2. Fahren Sie bremsbereit. Behalten Sie die Straßenränder im Auge, reduzieren Sie das Tempo. 
  3. Machen Sie sich klar, worauf Sie achten müssen: Tier-Silhouetten oder reflektierende Augenpaare bedeuten Gefahr! 
  4. Halten Sie ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug.
  5. Wenn ein Tier auftaucht, bremsen Sie so stark, wie es der nachfolgende Verkehr zulässt. Blenden Sie die Scheinwerfer ab. 
  6. Hat bereits ein Tier die Straße überquert, rechnen Sie mit Nachfolgern! 
  7. Ausweichmanöver können zu den schwersten Unfällen führen. Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, halten Sie das Steuer fest und bleiben Sie auf Ihrer Fahrbahnseite. 
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Bremsbereit fahren zum Vermeiden von Wildunfällen. © U. J. Alexander-stock.adobe.com

Ein häufiger Fehler, den Autofahrer machen, ist, dass sie die Warnschilder zwar erkennen, sie aber nicht ernst nehmen, erklärt Goris. In solchen Fällen müsse man jedoch „auf jeden Fall die Geschwindigkeit reduzieren“, erklärt sie. Wie wichtig das ist, zeigt folgende Grafik:

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So wichtig ist das Fahrtempo beim Vermeiden von Wildunfällen.© eigene Darstellung nach dem Deutschem Jagdverband

Was tun bei einem Wildunfall?

Wenn es trotzdem zu einem Wildunfall kommt, dann sollten Sie folgende Schritte nacheinander durchführen:

  1. Sichern Sie die Unfallstelle.
  2. Schauen Sie als nächstes: Was ist passiert? Liegt das Wild auf der Straße oder versucht es verletzt zu flüchten? In welche Richtung ist es davongelaufen?
  3. Verständigen Sie die Polizei. Diese wird den zuständigen Jäger kontaktieren. Ist das Tier davongelaufen, teilen Sie die Fluchtrichtung mit.
  4. Warten Sie auf weitere Anweisungen der Polizei. Bleiben Sie so lange am Unfallort, bis sie Ihnen sagt, dass Sie fahren können.
Gibt es verletzte Personen, so hat selbstverständlich das Absetzen eines Notrufs Priorität.
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Nach einem Wildunfall muss die Unfallstelle gesichert werden. © Animaflora PicsStock-stock.adobe.com

Diese Fehler sollten Sie nach einem Wildunfall unbedingt vermeiden

Aus Unsicherheit oder Angst machen Menschen nach einem Wildunfall oft unabsichtlich Fehler. Diese drei Fehler sollten Sie dringend vermeiden!

1. Ein verletztes Tier anfassen oder versuchen es zu „trösten“

Wie Eva Goris von der Deutschen Wildtierstiftung erklärt, möchten die Menschen das verletzte Tier häufig trösten. Das ist jedoch kontraproduktiv. „Für Wildtiere bedeutet der Mensch immer Stress“, erklärt sie. Menschen, die das Tier anfassen möchten, machen ihm daher nur noch mehr Angst. Es gilt: Halten Sie sich von dem verletzten Tier fern! Auch ein totes Tier sollten Sie aufgrund der Infektionsgefahr niemals anfassen.

2. Ein verletztes Tier mitnehmen

Nehmen Sie ein verletztes Wildtier niemals mit! Egal aus welchem Grund – das fällt unter Wilderei! Warten Sie am Unfallort, bis die Polizei eingetroffen ist.

3. Einfach davonfahren

Es hat gekracht, aber Ihnen und Ihrem Auto geht es gut? Dann fahren Sie bitte nicht einfach weiter, sondern halten Sie trotzdem an. Schauen Sie, ob Sie irgendwo noch ein (verletztes) Tier entdecken können.

Wenn das Wild nach dem Unfall einfach davonläuft – verletzt oder unverletzt – rufen Sie in jedem Fall ebenfalls die Polizei! Auch wenn es für Sie so aussieht, als wäre das Tier unverletzt davon gekommen, kann es sein, dass ihm doch etwas passiert ist. In diesem Fall würde es dann möglicherweise noch tagelang vor sich hin vegetieren, bevor es stirbt. Da ist es besser, wenn ein Jäger nach dem Tier suchen und ihm entweder helfen oder es von seinen Leiden erlösen kann.

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