Rehkitzrettung im Frühjahr: Mit Drohnen gegen den sicheren Tod auf deutschen Feldern
Bevor Mähmaschinen die Felder durchpflügen, starten Tierschützer ihren Wettlauf gegen die Zeit – und retten mit Hightech jedes Jahr Zehntausende Rehkitze vor dem sicheren Tod.
Wenn andere noch schlafen, beginnt für Frank Neumann und sein Team die Rettungsaktion: Noch vor Sonnenaufgang schickt der Verein Rehkitzrettung Brandenburg e.V. seine Drohnen in die Luft. Ihr Ziel sind Rehkitze – wenige Tage alt, reglos im Gras kauernd, unsichtbar für das menschliche Auge. Diese Überlebensstrategie schützt zwar vor Fressfeinden, wird aber zur tödlichen Falle, sobald landwirtschaftliche Maschinen anrücken.
Frühschicht für das Leben
Rund 90.000 Kitze sterben laut Schätzungen jedes Jahr in Deutschland unter den Mähwerken. Sie besitzen in ihren ersten Lebenstagen keinen Fluchtinstinkt.
„Der fehlende Fluchtimpuls wird ihnen zum Verhängnis, wenn das Mähwerk naht“, sagt Vereinsgründerin Marina Stolle im Ein Herz für Tiere Magazin.
Um dem entgegenzuwirken, engagieren sich in Brandenburg rund 45 feste Mitglieder und bis zu 350 Freiwillige, darunter neun ausgebildete Drohnenpiloten. Ihre Mission: mit Technik, Teamgeist und Schlafentzug die Felder durchkämmen, bevor die Mahd beginnt.
Die Einsätze starten oft mitten in der Nacht. Nur so ist es möglich, die Körperwärme der Kitze per Wärmebildkamera zu erkennen, bevor sich das Feld durch die Morgensonne erwärmt. Jede Minute zählt – denn sobald die Temperatur der Umgebung an die 22 Grad des Rehkitz-Rückens heranreicht, wird das Tier auf dem Bild unsichtbar.
Ehrenamt unter Hochspannung
Ein Einsatz dauert oft nur wenige Stunden, aber er verlangt viel: Disziplin, Technikverständnis – und starke Nerven.
„Wer einmal ein Kitz schreien hören hat, dessen Beine abgemäht wurden, wird aufstehen – ganz egal, wie müde er ist“, berichtet Frank Neumann.
Trotz des belastenden Einsatzes motivieren Momente wie die Rettung von 15 Kitzen auf einem einzigen Feld oder die enge Kooperation mit verantwortungsbewussten Landwirten wie Bernhard Schlegel. Früher sei er mit einer Menschenkette durch die Wiesen gezogen, heute überlässt er die Suche den Profis mit Drohne.
Doch nicht alle Bauern sind so kooperativ. Manche weigern sich oder zeigen Desinteresse, obwohl sie laut Tierschutzgesetz verpflichtet sind, ihre Felder vor der Mahd auf Wildtiere zu überprüfen. Die Rehkitzretter setzen trotzdem auf freiwillige Zusammenarbeit statt Druck.
Am Ende wird jedes gefundene Kitz vorsichtig mit Handschuhen und einem Grasbüschel aufgenommen, damit es den Geruch seiner Mutter nicht verliert. In einer Transportbox wartet es am Feldrand, bis die Mahd vorbei ist – dann wird es zurückgelegt, in der Hoffnung, dass die Ricke zurückkehrt. Ein kleiner Sieg in einem großen, jährlich wiederkehrenden Kampf.
Quelle: Ein Herz für Tiere Magazin, Ausgabe 05/25
Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten
Rehkitzrettung Brandenburg e.V.
www.rehkitzrettung-brandenburg.com
IBAN: DE51 1605 0000 1000 6025 55
PayPal: info@rehkitzrettung-brandenburg.com
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