Hund tragen: Ja oder Nein?

Viele Hundehalter heben ihre Hunde gerne und oft hoch und tragen sie herum. Doch das kann negative Folgen haben. Hier lesen Sie, warum Sie Ihren Hund nicht ständig tragen sollten und in welchen Situationen es aber sinnvoll sein kann.

Hund tragen
Den Hund tragen – ja oder nein? © annaav-stock.adobe.com

Gerade kleine Hunde werden häufig von ihren Menschen hochgehoben und herumgetragen, ganz egal wohin. Doch wenn Hunde zu häufig herumgetragen werden, anstatt selbst zu laufen, kann das schädlich für sie sein.

Wann ist das Tragen des Hundes notwendig?

Das Tragen von Hunden ist nicht pauschal schlecht. Nur das ständige Herumtragen des Hundes – ganz egal in welcher Situation und wohin – ist für die Tiere schädlich. In einigen Situationen ist es aber hilfreich oder sogar wichtig, den Hund auf den Arm zu nehmen, z.B. um:

  • einen Hund ins Auto zu setzen
  • den Hund eine steile Treppe hinaufzutragen
  • einen kranken Hund zum Tierarzt zu bringen
  • den Hund in einer stressigen Situation zu beschützen

Eine Aufgabe von Hundehaltern ist es, ihre Hunde zu beschützen und ihnen Sicherheit zu vermitteln. Das stärkt das Vertrauen der Hunde und die Bindung zum Menschen. Kommt der Hundehalter dieser Aufgabe nicht nach, kann das Vertrauen des Hundes im Gegenzug auch geschmälert werden. Daher müssen Hundehalter stressige (oder gefährliche) Situationen für ihre Hunde lösen.

Eine solche Situation kann, vor allem bei kleinen Hunden, in großen Menschenmengen, im hektischen Verkehr oder bei einer Begegnung mit anderen Hunden auftreten.

Wenn Sie beim Spaziergang z.B. schon aus der Weite einen Hund auf Sie und Ihren Hund zulaufen sehen und schon merken, dass dieser Hund evtl. nicht so gut sozialisiert ist oder Ihr Hund bereits gestresst wirkt, spricht nichts dagegen, diese Situation für ihn zu lösen, ihn auf den Arm zu nehmen und an einer „sicheren“ Stelle wieder abzusetzen. Wichtig ist, dass Sie die Situation richtig einschätzen können und frühzeitig sowie ruhig reagieren.

Das Hochheben allein ist aber keine Bewältigungstherapie. Hat Ihr Hund Probleme mit anderen Hunden oder mit Menschen oder hat er starke Ängste, sollten Sie professionelle Hilfe suchen.

Tragen Sie Ihren Hund dann aber auch nur auf den Arm und stecken Sie ihn nicht in einen Rucksack, eine Tasche oder Ähnliches.

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In manchen Situationen kann es wichtig sein, den Hund kurz hochzuheben und zu tragen. © yolya_ilyasova-stock.adobe.com

5 Gründe, warum Sie Ihren Hund nicht ständig tragen sollten

Tragen Sie Ihren Hund andauernd, auch wenn es eigentlich gar nicht nötig ist, kann das negative Folgen für den Hund haben:

1. Der Hund hat weniger Kontakt zu seiner Umwelt

Wird ein Hund ständig herumgetragen, hat er weniger Kontakt zu seiner Umgebung: Er kann weder am Boden schnüffeln, noch eigene Spuren legen, noch in Kontakt mit anderen Menschen oder Hunden treten. Doch all diese Dinge sind für Hunde essentiell. Nur so können sie ihr natürliches Verhalten richtig ausleben.

Gerade für Welpen ist es wichtig, den Umgang mit anderen Hunden zu lernen und Erfahrungen zu machen. Ansonsten entwickeln sie später womöglich Verhaltensauffälligkeiten oder Ängste, weil sie den Umgang mit anderen Hunden nicht richtig gelernt haben. Doch auch für erwachsene Hunde ist der Kontakt zu Artgenossen wichtig.

2. Der Hund hat weniger Selbstvertrauen

Den Hund auf den Arm zu nehmen, um eine stressige Situation für ihn zu lösen, ist vollkommen in Ordnung und auch wichtig. Doch wird ein Hund ständig herumgetragen, ist das kontraproduktiv. Denn wenn der Hund kaum noch selbst laufen muss und dadurch wenige Situationen „auf den eigenen Beinen“ erlebt, kann er an Selbstvertrauen verlieren – einfach, weil er kaum mehr etwas selbst machen muss und sich daher selbst weniger zutraut.

3. Der Hund bekommt zu wenig Bewegung

Ein Hund, der andauernd von seinem Besitzer getragen wird, bewegt sich kaum mehr selbst! Doch Bewegung macht Hunden nicht nur Spaß, sie ist auch wichtig für die Gesundheit und ein langes Hundeleben! Achten Sie daher unbedingt darauf, dass Ihr Hund genügend Bewegung abbekommt.

4. Viele Hunde wollen gar nicht herumgetragen werden

Die Halter meinen, sie tun ihren Hunden mit dem Tragen einen Gefallen, aber so ist es oft gar nicht: Oft wollen Hunde gar nicht hochgehoben und herumgetragen werden. Viel lieber erkunden sie ihre Umgebung auf ihren eigenen Beinen und mit ihrer Schnauze. Ein Hund sollte nur hochgehoben werden, wenn es ihm in einer Situation wirklich hilft. Das müssen Sie als Hundehalter lernen einzuschätzen: Wann braucht mein Hund meine Hilfe, wann nicht? Achten Sie dafür genau auf die Körpersprache des Hundes.

Wichtig ist außerdem, dass Sie Ihren Hund nicht einfach hochreißen. Unangekündigtes, plötzliches Hochheben kann äußerst unangenehm für Hunde sein. Üben Sie das Hochheben und heben Sie Ihren Hund angekündigt und vorsichtig hoch.

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Hunde erkunden ihre Umgebung für gewöhnlich lieber auf ihren eigenen Beinen. © Daniel Teetor-stock.adobe.com

5. Gesundheitliche Folgen durch das Tragen

Wird ein Hund ständig herumgetragen, kann das auf Dauer auch körperliche Folgen haben. Wird der Hund falsch getragen, kann das zum Beispiel Auswirkungen auf die Wirbelsäule haben. Mangelnde eigene Bewegung beeinträchtigt außerdem den Bewegungsapparat des Hundes.

Hunde hochheben - so geht es richtig

Je nach Größe, Gewicht und besondere Umstände sollten Sie beim Hochheben auf verschiedene Dinge achten. Einen größeren Hund (mehr als 18 kg) heben Sie am besten hoch, indem Sie von der Seite einen Arm um die Vorderbeine, einen um die Hinterbeine legen. Einen kleineren Hund (weniger als 18 kg) tragen Sie hingegen besser, wenn Sie eine Hand an seine Brust legen und ihn dann vorsichtig hochheben. Bei einem (hoch)trächtigen Weibchen sollten Sie den Bauchraum meiden, bei einem verletzten Hund besonders Acht auf die jeweilige Verletzung geben.

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