News

Missverstandene Vierbeiner: Warum wir die Gefühle unserer Hunde falsch deuten

Laut einer aktuellen Studie sind Menschen häufig nicht in der Lage, die wahren Emotionen ihrer Hunde zu erkennen. Der Hauptgrund hierfür: Sie konzentrieren sich zu sehr auf die äußeren Umstände.

Missverstandene Vierbeiner Warum wir die Gefühle unserer Hunde falsch deuten
© stock.adobe.com/Eva

Viele Hundebesitzer sind überzeugt, dass sie und ihr Hund sich blind verstehen. Doch eine neue Studie der Arizona State University, veröffentlicht im Fachjournal "Anthrozoös", deckt eine unerwartete Schwäche in dieser Annahme auf. Die Ergebnisse zeigen, dass wir Menschen oft schlecht darin sind, die Emotionen unserer Hunde zu entschlüsseln. Obwohl der Hund als der beste Freund des Menschen gilt, hapert es häufig an der Kommunikation zwischen beiden.

Laut der Studienautorin Holly Grace Molinaro, Psychologie-Doktorandin an der Arizona State University, ist dies darauf zurückzuführen, dass "die Menschen nicht darauf achten, was der Hund gerade tut, sondern viel mehr auf die Situation, die den Hund umgibt – und daraus schließen sie auf den emotionalen Zustand des Tiers". Ein Beispiel: Wenn ein Hund ein Leckerli angeboten bekommt, wird oft automatisch Freude angenommen.

Das Forscherteam von Holly Grace Molinaro filmte Hunde und ihre Halter in verschiedenen Situationen, die unterschiedliche Emotionen bei den Tieren hervorriefen – vom freudigen Anblick des Lieblingsspielzeugs bis hin zur Angst vor dem Staubsauger. Anschließend wurden die Videos verändert, indem Hund und Halter isoliert und der Hintergrund entfernt wurden. Die Reaktionen der Hunde wurden dann mit den "falschen" Situationen verknüpft. So konnte es vorkommen, dass ein Hund, der eigentlich auf den Staubsauger reagierte, fälschlicherweise als Hund dargestellt wurde, der auf ein Leckerli reagierte.

Die Körpersprache der Hunde wird nicht beachtet

Die Ergebnisse waren eindeutig: Bei der Einschätzung der Emotionen der Hunde ließen sich die Teilnehmer stark von der scheinbaren Situation beeinflussen und nahmen die Körpersprache der Tiere nicht wahr. Ein Hund, der tatsächlich Angst vor dem Staubsauger hatte, wurde zum Beispiel als ruhig und glücklich wahrgenommen, nur weil er vermeintlich auf die Leine reagierte.

Molinaro erläutert in einer Mitteilung der Universität ein besonders eindrucksvolles Beispiel: "In unserer Studie sagten Probandinnen und Probanden, dass es dem Hund schlecht gehe und er aufgeregt sei, als sie ein Video sahen, in dem der Hund scheinbar auf einen Staubsauger reagierte. Doch als sie ein Video desselben Hundes sahen, das so manipuliert worden war, dass anstelle des Staubsaugers eine Hundeleine im Bild zu sehen war, berichteten alle Teilnehmenden plötzlich, der Hund sei voller Vorfreude auf einen Spaziergang."

Körpersprache wird missverstanden

Besonders auffällig war, dass mehr als die Hälfte der fast 500 Teilnehmer angaben, viel Erfahrung im Umgang mit Hunden zu haben – entweder als langjährige Hundebesitzer oder in einem beruflichen Kontext. Trotzdem konzentrierten sich auch diese Personen nicht genug auf die Signale, die der Hund tatsächlich aussandte.

Ein Weckruf für Hundebesitzer

Ein entscheidender Faktor für diese Fehleinschätzungen ist die menschliche Neigung zur Anthropomorphisierung, also der Tendenz, Tiere mit menschlichen Gefühlen und Eigenschaften zu versehen. Diese Projektion führt dazu, dass die wahren Emotionen der Tiere nicht erkannt werden. "Unsere Hunde versuchen nach Kräften, mit uns Menschen zu kommunizieren. Doch wir Menschen scheinen entschlossen zu sein, auf alles in der Situation zu achten, nur nicht auf den Hund selbst", kommentiert der ebenfalls an der Studie beteiligte Professor Clive Wynne.

Die Ergebnisse der Studie sind ein Weckruf: Sie zeigen, dass viele Menschen in einer falschen Sicherheit leben, wenn es darum geht, die Gefühlswelt ihrer Hunde zu verstehen. Fehlinterpretierte Emotionen können zu Missverständnissen führen, unnötigen Stress verursachen und sogar Verhaltensprobleme fördern. "Wenn wir als Menschen uns auf andere Aspekte konzentrieren, die nichts mit dem Hund zu tun haben, um auf dessen emotionalen Zustand zu schließen, dann müssen wir als Forschende und als Tierhalter wirklich zurück ans Reißbrett", erklärt Holly Molinaro. Vieles müsse noch einmal neu durchdacht werden.

Molinaro und Wynne betonen daher, wie wichtig es ist, dass Hundebesitzer sich immer wieder bewusst machen, dass sie die Emotionen ihres Hundes möglicherweise nicht korrekt wahrnehmen.

"Wir müssen uns eingestehen, dass wir nicht so gut darin sind, die Emotionen von Hunden zu lesen, wie wir vielleicht glauben", so Molinaro.

Die beiden Forscher sind überzeugt, dass es für Hundebesitzer besonders wichtig ist, sich weniger auf den situativen Kontext zu verlassen und stattdessen verstärkt auf die Körpersprache ihrer Tiere zu achten. Nur so können sie den emotionalen Zustand ihres Hundes richtig einschätzen. Wenn Hunde das Gefühl haben, von ihren Besitzern verstanden zu werden, stärkt dies nicht nur die Bindung zwischen Mensch und Hund, sondern fördert auch das Wohlbefinden der Tiere und erleichtert das Zusammenleben und die Erziehung.

Das könnte dich auch interessieren

Transparenzhinweis: Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an redaktion@herz-fuer-tiere.de.

Quellen:

"Ein Herz für Tiere" – Die neue Ausgabe jetzt bestellen
Aktuelle Meldungen aus der Tierwelt
Großer Haustierratgeber
Mensch & Tier
Wildes Tierleben
Spannende Unterhaltung
EHfT03_u1_u1_150dpi.jpg