Studie: Hunde handeln überlegt beim Stehlen von Leckerlis
Hunde sind treue, liebevolle Begleiter – aber wie intelligent sind sie wirklich? Eine neue Studie kommt zu dem Schluss: Hunde sind durchaus klug. Sie können sich in Menschen hineinversetzen und stibitzen gezielt Leckerlis, wenn sie glauben, unbeobachtet zu sein.
Die Szene erinnert an ein typisches Video aus dem Internet: Ein Hund schleicht sich an ein Leckerli, das vermeintlich unbemerkt vom Besitzer fallen gelassen wurde, späht vorsichtig um sich und verschlingt die Beute blitzschnell, sobald niemand hinsieht. Doch steckt hinter diesem Verhalten mehr als nur Instinkt? Überlegen Hunde tatsächlich, ob sie beobachtet werden?
Diese Frage wurde vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersucht. Die Ergebnisse der Studie, die im Fachjournal Communications Biology veröffentlicht wurden, liefern spannende Einblicke in die kognitiven Fähigkeiten von Hunden.
Können Hunde sich in die Perspektive von Menschen hineinversetzen?
Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage, ob Hunde in der Lage sind, die Perspektive von Menschen zu übernehmen – also einzuschätzen, was eine Person sieht oder wahrnimmt, auch wenn sie diese nicht direkt sehen können.
Hunde verknüpfen Gehörtes mit Gesehenem
An der Studie nahmen 73 Hunde teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. In der Vorbereitungsphase durften sie sich frei im Raum bewegen und beobachten, an welchem Ort die menschliche Versuchsperson Karotten schnitt – begleitet von den typischen Schneidgeräuschen. Im Raum gab es zwei Futterstellen, aber nur eine war aus der Position der Versuchsperson sichtbar, die andere hingegen nicht.
Der Test: Hören statt Sehen – Hunde treffen eine Wahl
Im eigentlichen Test war die Versuchsperson nicht mehr im Raum. Stattdessen hörte eine Gruppe der Hunde das Geräusch des Karottenschneidens über Lautsprecher – ein Geräusch, das sie zuvor mit einer bestimmten Position der Person im Raum verknüpft hatten. Die Kontrollgruppe hörte stattdessen neutrale Straßengeräusche.
Nun mussten die Hunde entscheiden, ob und an welcher Stelle sie unerlaubt Futter stehlen wollten. Die entscheidende Frage war: Wählten sie den Napf, der von der vermuteten Position der Person aus sichtbar gewesen wäre, oder den, der außerhalb ihres Sichtfelds lag?
Das Ergebnis:
Die Hunde, die das Schneidegeräusch hörten, bevorzugten den nicht einsehbaren Teller. 28 von 36 Hunden wählten diesen Teller, obwohl er näher an der Stelle stand, an der die Person zuvor Karotten geschnitten hatte. Studienleiter Ludwig Huber sieht dies als klaren Hinweis darauf, dass Hunde das Geräusch mit der Position der Person verknüpften und daraus schlossen, wo sie sich unbemerkt bedienen konnten.
"Die Hunde versuchten bewusst, den Blickkontakt mit der vermuteten Person zu vermeiden – selbst wenn sie diese gar nicht sehen konnten", erklärt Huber. Dass sie den nicht einsehbaren Teller bevorzugten, spricht dafür, dass sie eine strategische Entscheidung trafen: lieber näher an der Gefahr, aber außerhalb des Sichtfelds.
Kein Zufall, sondern kognitives Denken
Die Hunde erinnerten sich offenbar daran, wo sich die Person befand, als sie das Schneidegeräusch hörten, und zogen daraus den Schluss, aus welcher Perspektive sie möglicherweise gesehen würden. Bei der Kontrollgruppe, die nur Straßengeräusche hörte, zeigte sich dieses Verhalten nicht. Das spricht gegen einen Zufall und für ein bewusstes kognitives Schlussfolgern. Christoph Völter, Mitautor der Studie, erklärt: "Die Hunde haben gelernt, dass das Geräusch mit einer bestimmten Perspektive eines Menschen verbunden ist – und nutzen dieses Wissen, um sich strategisch zu verhalten."
Wie intelligent sind Hunde wirklich?
Die Studie zeigt, dass Hunde in der Lage sind, auditive Eindrücke mit visuellen Erinnerungen zu verknüpfen – eine Fähigkeit, die auf komplexen kognitiven Prozessen beruht. Sie handeln nicht nur auf Basis von Erfahrungen, sondern treffen strategische Entscheidungen: Sie versuchen, nicht gesehen zu werden, wenn sie etwas Verbotenes tun, selbst wenn der Mensch in der Nähe ist. Das deutet darauf hin, dass Hunde in bestimmten Situationen vorausschauend und überlegt handeln – besonders wenn es um Nahrung geht.
Hunde handeln mit Bedacht – vor allem beim Stehlen
Ob es sich dabei um eine wahre "Theorie des Geistes" handelt – also die Fähigkeit, zu verstehen, was andere denken – ist wissenschaftlich noch umstritten. Klar ist jedoch: Hunde kombinieren Wahrnehmungen auf eine durchdachte Weise. Wer also glaubt, seinen Hund mit einem simplen "Ich gehe mal eben raus" täuschen zu können, hat ihn vermutlich unterschätzt. Die Hunde wissen ganz genau, wann sie unbemerkt zuschlagen können.
Das könnte Sie auch interessieren:
Transparenzhinweis: Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an redaktion@herz-fuer-tiere.de.
Quellen: