Übergewicht bei Katzen

Katzen sind gescheiter als Menschen. Sie stehen nicht stundenlang vor dem Spiegel, um ihre "Polsterung" zu prüfen, betasten nicht jedes Speckröllchen und zwängen sich auch nicht in figurformende Unterwäsche. Dennoch ist Übergewicht (und auch Untergewicht) nicht gesund für Katzen. Ab wann hat die Katze eigentlich Gewichtsprobleme? Und was können Sie dann tun?

Übergewicht bei Katzen
Ab wann hat die Katze eigentlich Gewichtsprobleme?© alri / Fotolia

Katzen heulen nicht ins Sofakissen, weil das gestrige Wiegen die Träume von der Bikinifigur mal wieder als Schäume entlarvt hat. Nein – ihr Aussehen macht einer Pummelmieze nicht zu schaffen. Aber dass ihr der Sprung aufs Fensterbrett nicht mehr auf Anhieb gelingt, sie Schwierigkeiten hat, sich ordentlich zu putzen, weil ihr der Bauch im Wege ist, und der dünne Katzenfrechdachs von nebenan seelenruhig über ihr Revier streift, weil er mittlerweile genau weiß, dass ihn die 7 Kilo Lebendgewicht sowieso nicht einholen können, das kann ein Katzengemüt schon bedrücken. Mal ganz abgesehen von der Gesundheit: Zu viel Gewicht ist eine psychische Belastung. Denn Lebensfreude hängt für die Katze auch mit Beweglichkeit zusammen. Tatsächlich erzählen Besitzer immer wieder, wie sich ihr übergewichtiger, griesgrämiger Garfield nach dem Abnehmen wieder in einen lebenslustigen und charmanten Stubentiger verwandelt hat.

Gibt es eine Idealfigur für die Katze?

Ab wann hat die Katze eigentlich Gewichtsprobleme? Ein muskulöser Maine-Coon-Kater darf natürlich mehr wiegen als eine zarte Siamesin. Daher ist es auch besser, sich an dem so genannten "Body Condition Score” zu orientieren. Hierbei werden bestimmte Körperteile beurteilt. Eine Katze mit Idealfigur ist wohlproportioniert, hat eine sichtbare Taille, wenig Bauch, und ihre Rippen sind beim Streicheln zu tasten. Zu mager ist die Katze, wenn sich ihre Rippen wie ein Waschbrett anfühlen und andere Knochen, insbesondere die Lendenwirbel, ohne schützende Fettschicht direkt unter der Haut liegen. Bei einem Pummelchen kann man die Taille nur mühsam, wenn überhaupt, erkennen. Die Rippen lassen sich kaum noch oder nicht mehr ertasten. Der Bauch ist deutlich gerundet. Das regelmäßige Wiegen (etwa einmal im Monat) ist trotzdem wichtig, um Veränderungen des Gewichts festzustellen. Rasches Zunehmen oder Abnehmen kann nämlich auch ein Symptom für eine Erkrankung sein. Am einfachsten wiegen Sie Ihren Stubentiger, indem Sie zuerst mit ihm auf die Waage steigen und sich anschließend alleine wiegen. Die Differenz aus beiden Ergebnissen ist das Gewicht der Katze. Wenn Ihre Katze ein Bäuchlein entwickelt, sollten Sie möglichst rasch die Notbremse ziehen – je länger Sie das Problem auf die lange Bank schieben, desto schwerwiegender wird es im wahrsten Sinne des Wortes. Vor der Diät für den Stubentiger steht der Gang zum Tierarzt. Er kann feststellen, ob nicht eine Krankheit hinter der Gewichtszunahme steckt. Außerdem kann er ausrechnen, wie viele Kalorien pro Tag die Katze höchstens zu sich nehmen sollte, um an Gewicht zu verlieren. Und zwar langsam! Radikale Fastenkuren schädigen die Leber der Katze. Bei stark übergewichtigen Tieren, die tagelang nichts zu sich nehmen, kann sich sogar eine lebensbedrohliche Leberlipidose entwickeln.

Zum Ziel führen mehrere Wege

Theoretisch kann man die tägliche Futtermenge einfach auf die vom Tierarzt empfohlene Menge reduzieren. Voraussetzung ist, dass die Katze auch nach der Reduktion der Futtermenge mit allen wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen versorgt wird. Die Reduktionsmethode hat den Vorteil, dass sich der Stubentiger nicht an neues Futter gewöhnen muss. In der Praxis hat sie jedoch häufig den Nachteil, dass sie nicht sättigend wirkt. Spezielle Diäten dagegen haben einen höheren Ballaststoffanteil, der für einen größeren Füllungsgrad im Verdauungstrakt sorgt. Selbst zubereiteten Mahlzeiten kann man Futterzellulose als Ballastsstoff (höchstens 5–10 g/Tag) zumischen, um den gleichen Effekt zu erzielen. Entscheidet man sich für ein Diätfuttermittel, sollte man die Katze langsam daran gewöhnen. Das neue Futter wird dazu in steigender Menge dem Gewohnten zugemischt – das alte Futter muss natürlich gleichzeitig reduziert werden. Häufig liegt es aber gar nicht am Futter im Napf, dass die Katze an Gewicht zunimmt oder die Diät scheitert. Es sind vielmehr die kleinen Schmankerl zwischendurch, die sich dem Stubentiger an die Hüften kleben. Eine Diät kann nur Erfolg haben, wenn alle Personen, die mit der Katze Kontakt haben, an einem Strang ziehen und ihr nichts mehr außer der Reihe zu Fressen geben. Machen Sie all diesen Personen klar, dass wahre Katzenliebe eben nicht durch den Magen geht. Tatsächlich ist geschenkte Zeit und Aufmerksamkeit der gesündere Liebesbeweis. Ausgedehnte Schmusestunden und intensive Fellpflege binden Mensch und Tier enger aneinander als Schinkenspeck und Butterplätzchen. Den völlig verzweifelten "Fütterern” können Sie eine genau abgemessene Menge an Diätfutter zum Verwöhnen des Stubentigers geben. Diese Menge müssen Sie natürlich von der Tagesration abziehen.

Sportliches Spiel hilft beim Abnehmen

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Diät ist Sport. Ja, Sport! Da Sie mit der Katze nicht joggen gehen können, spielen Sie mit ihr, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Auch der faulste Garfield wird irgendwann einmal einem Jagdspiel nicht mehr widerstehen können, wenn Sie ihn nur unermüdlich animieren. Nach ein paar Wochen werden Sie ihn nicht mehr wieder erkennen, "erleichtert” wird er selbst das Spiel suchen und seine wieder gewonnene Beweglichkeit genießen. Nun dürfen Sie nicht den Fehler machen, in den alten Trott zu fallen. Die Diät ist auf Dauer nur erfolgreich, wenn die Katze weiter maßvoll ernährt wird. (Barbara Welsch, Tierärztin)

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