Die Katze barfen
Mit "Barf" wird eine in den USA ursprünglich für Hunde entwickelte Ernährungsstrategie bezeichnet, die sich an den Gewohnheiten wild lebender Verwandter orientiert. Welche Vor- und Nachteile Barfen bei Katzen hat, lesen Sie hier.
"BARF" stand zunächst für "Born Again Raw Feeders", wurde dann in "Bones And Raw Foods" umgetauft und wird hierzulande als "Biologisches Artgerechtes Rohes Futter" bezeichnet. Wie dieser Name schon verrät, soll das Barfen also eine besonders artgerechte Ernährung sein, bei der Fleisch, Fisch und Co. ausschließlich roh verfüttert werden.
Katze barfen: Vorteile
Barfen gilt als besonders natürliche Fütterungsmethode, da sie sich an dem Speiseplan der wilden Verwandten orientiert. Da sich das Verdauungssystem der Katze während der Domestikation noch nicht wesentlich verändert hat, ist es wichtig, dass das Futter einer Hauskatze ähnlich zusammengesetzt ist wie die Beute wilder Katzen, also der Anteil an Proteinen, Fetten, Kohlehydraten und Co. ähnlich verteilt ist. Mit Barfen kann man das bewusst so steuern und die Rationen so optimal wie möglich für die Katze zusammensetzen.
Außerdem weiß man so ganz genau, welche Inhaltsstoffe das Futter hat und dass es frei von Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern und Co. ist. Ein weiterer Vorteil von Barfen für Katzen ist, dass das Futter in der Regel verträglicher ist, zum Beispiel im Fall von Futtermittelallergien. Außerdem landet so immer frisches Futter im Napf.
Katze barfen: Risiken
Auch wenn das Barfen von Katzen als besonders artgerecht gilt, birgt es auch viele Risiken:
1. Fehlfütterung und falsche Dosierung
Das wohl größte Risiko davon, Katzen zu barfen, ist die falsche Dosierung der Nährstoffe und eine daraus resultierende Mangel- oder Überversorgung der Katze.
Neben fehlenden oder überdosierten Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen spielt auch die Menge an Protein eine wichtige Rolle. Da Katzen Fleischfresser sind und viel Protein benötigen, wird oft angenommen, dass es hier kein „zu viel“ geben kann. Doch auch Katzen können mit Protein überversorgt werden, was Leber und Nieren schädigen kann.
Tipp: Es ist ratsam, regelmäßig die Blutwerte Ihrer Katze zu überprüfen. So fallen Fehlversorgungen bestimmter Nährstoffe auf und können angepasst werden.
2. Hygiene und Keime
Bei rohem Fleisch besteht immer ein Restrisiko für Parasiten oder Krankheitserreger, die sowohl auf die Katze als auch auf den Menschen übergehen können. Gerade bei alten, jungen oder immunschwachen Katzen sollte man das Barfen daher genau überdenken.
Allgemein gilt: Kaufen Sie nur Zutaten von hoher Qualität für Ihre Katze. Denken Sie auch daran, dass das unter Umständen viel Geld kosten kann.
3. Ungeeignete Lebensmittel
Wer seine Katze barft, sollte sich genau damit auseinandersetzen, welche Lebensmittel für die Stubentiger gut verträglich sind und welche nicht. So ist rohes Schweinefleisch beispielsweise gefährlich für Katzen. Unverträgliche oder gar giftige Lebensmittel haben nichts im Barf-Futter der Katze zu suchen. Erkundigen Sie sich genau, welches Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch für Katzen gut verdaulich ist.
4. Aufwand
Auch der zeitliche Aufwand ist ein Punkt, den man unbedingt beachten sollte, bevor man seine Katze barft. Die Rationen zuzubereiten ist deutlich aufwendiger, als Fertigfutter in einen Napf zu füllen. Stellen Sie sich die Frage, ob sie dafür täglich Lust und Zeit haben und ob es jemanden gibt, der Sie vertritt, wenn Sie zum Beispiel im Urlaub sind.
Katze barfen: Nährstoffbestandteile
Generell ist wichtig, dass Barf-Rationen nicht nur aus Fleisch, sondern auch aus einem kleinen Teil Gemüse und Kohlenhydraten bestehen. Auch auf ausreichend Flüssigkeit muss geachtet werden.
Wichtig: Art und Menge der zugesetzten Nährstoffe sind abhängig von Wachstum, körperlicher Aktivität, Gewicht, Alter und Gesundheitszustand der Katze. Der Futterplan sieht also für jede Katze anders aus. Daher geben wir hier keine genauen Werte an, sondern zeigen lediglich einen Überblick, welche Bestandteile von Barf-Rationen für Katzen allgemein wichtig sind.
Folgende Bestandteile muss die Nahrung einer Katze aufweisen:
- Ballaststoffe (Gemüse) werden zwar unverdaut wieder ausgeschieden, sind aber unerlässlich für die Verdauung.
- Kohlenhydrate (also Stärke, enthalten in Getreide, Reis Kartoffeln) in gekochtem Zustand. Katzen brauchen allerdings nur sehr wenig davon.
- Tierisches Fett ist ein wichtiger Energielieferant und außerdem zur Verwertung fettlöslicher Vitamine notwendig. Eine Katze braucht zwischen sieben und zwölf Prozent Fett täglich. Pflanzenöle können den Bedarf an essenziellen Fettsäuren nicht decken und sollten nur in Kombination gegeben werden.
- Tierisches Eiweiß (Proteine) ist unentbehrlich für die Bildung und Erhaltung der Körpersubstanz. Katzen benötigen vergleichsweise viel Eiweiß, das hochwertig sein und ausreichend essenzielle Aminosäuren enthalten muss (Muskelfleisch, Fisch, Innereien, Eier, Milch und Milchprodukte). Muskelfleisch bildet den Hauptbestandteil. Innereien wie Leber, Milz oder Niere müssen dringend richtig dosiert werden, um eine Überversorgung zu vermeiden. (Leber zum Beispiel maximal zweimal pro Woche)
- Vitamine sind lebenswichtige organische Verbindungen. Vermeiden Sie ein Überangebot an fettlöslichen Vitaminen (A/D/E/K), weil es, in der Leber gespeichert, zu Vergiftungserscheinungen kommen kann. Wasserlösliche Vitamine hingegen (B-Komplex, C) werden mit dem Harn ausgeschieden und müssen frisch zugesetzt werden, weil sie im Gegensatz zu den fettlöslichen auch nicht hitzebeständig sind. Vitamin C wird in Eigensynthese hergestellt und muss in der Regel nur bei kranken Tieren gegeben werden.
- Mineralstoffe wie Kalzium, Phosphor, Magnesium und Eisen sind enorm wichtig für Knochen, Zähne, Muskeln und Blut.
- Taurin ist eine essenzielle Aminosäure, die Katzen nicht selbst herstellen können.
Kitten barfen?
Auch Kitten können theoretisch bereits durch Barf gefüttert werden. Ab der vierten Lebenswoche kann man damit langsam beginnen. Allerdings sollte am Anfang noch alles zu einem Brei püriert werden. Ab acht Wochen kann vorsichtig mit klein geschnittenem Fleisch begonnen werden.
Wenn das Kätzchen nicht bei Ihnen geboren wird, sondern mit rund zwölf Wochen zu Ihnen kommt, ist es zuvor schon an eine andere Ernährung gewöhnt worden. In diesem Fall sollten Sie die Ernährung langsam umstellen. Beginnen Sie nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit schrittweise damit. So kann sich das Verdauungssystem des Kätzchens schonend umgewöhnen.
Fazit: Katze barfen – ja oder nein?
Barfen kann eine gesunde und artgerechte Form der Katzenernährung sein. Allerdings nur, wenn man es richtig angeht: Hohe Lebensmittelqualität und die richtige Zusammensetzung der Rationen sind wichtig. Ansonsten kann es zu Mangelerscheinungen oder sogar Krankheiten führen. Überstürzen Sie daher nichts, sondern informieren Sie sich umfassend und sprechen Sie mit einem Katzen-Ernährungsexperten sowie einem Tierarzt. Sie können Ihnen dabei helfen, einen Futterplan aufzustellen und beurteilen, ob Barf für Ihre Katze überhaupt geeignet ist.