Hilfe und Rat

Wenn Katzen wild auf Wolle sind

Kaum ist ein Problem bei der Katze gelöst, entsteht schon wieder ein Neues. Eine Besitzerin klagt: Meine Miriam frisst Kleider, am liebsten mag sie Wolle – Pullover, Socken, Handschuhe, Mützen, alles was sie erwischen kann. Seit wir alles sofort wegräumen und die Schränke verschließen, macht sie sich über die Polstermöbel her. Wir klären auf, was zu tun ist. 

Katze ist verrückt nach Wolle
Pica bezeichnet das krankhafte Fressen von Stoffen aller Art (sogar Gummibänder, Kunstfasern oder Pappe) im Fachjargon© T. Campbell / Fotolia

Miriam ist kein Einzelfall. Vor allem unter den exotischen Rassen und auch bei Mischlingen ist diese Leidenschaft öfters zu beobachten. Wo die Gründe für das gestörte Verhalten liegen, ist bisher nicht geklärt. Während man früher vorwiegend psychologische Gründe verantwortlich machte, etwa die Katze sei zu jung entwöhnt oder der Katzenmutter all zu früh weggenommen worden, werden heute auch nahrungstechnische Probleme diskutiert: Weil Wohnungskatzen nicht wie ihre freilaufenden Artgenossen Beute fangen und diese mit Haut und Haar auffressen können, mangelt es einigen scheinbar an Ballaststoffen, und eben diese versuchen sie sich durch Wollefressen zu beschaffen. Auf Grund einer Umfrage hält es der britische Katzenpsychologe Peter Neville für denkbar, dass diese Verhaltensstörung vererbt werden kann. Wie auch immer, gegen Pica, wie das krankhafte Fressen von Stoffen aller Art (sogar Gummibänder, Kunstfasern oder Pappe) im Fachjargon genannt wird, sollte unbedingt etwas getan werden. Nicht allein, weil es dem Besitzer eine Menge Geld kostet, sondern weil Katzenzähne und -maul Schaden nehmen und zum anderen die verschluckte Wolle zum tödlichen Darmverschluss führen kann.

Eine Heilung ist derzeit nicht möglich

Doch gibt es Wege aus diesem zwanghaften Verhalten, auch wenn den für sein Tier richtigen nur der betroffene Besitzer selbst herausfinden kann. Katzen sind Individualisten, und jede hat ihre Vorlieben und besondere Abneigungen. Cat Watch, eine Zeitung der Cornell University College für Veterinary Medizine, empfiehlt, der Katze alternative Genüsse anzubieten, die sie fressen und verdauen kann. Wie zum Beispiel Katzenminze, Katzengras (gekeimter Roggen, Weizen oder Hafer) oder Schnittlauch. Außerdem rät sie, dem Katzenfutter Kleie oder Gemüse unterzumischen. Beides sorgt für mehr Faserstoffe im Menü der Stoff-Fresserin. Versuchen Sie es anfangs mit wenig gehacktem Gemüse und steigern Sie die Menge. Testen Sie, welche Sorten der Katze schmecken. Und lassen Sie das Katzengras nie ausgehen, am besten Sie ziehen im Haus eine Mini-Wiese, wo sie nach Belieben knabbern kann. Bieten Sie zum Kauen auch zähe Fleischbrocken und Trockenfutter an.

Langeweile als mögliche Ursache?

Manchmal scheint auch Langeweile mit im Spiel zu sein, wenn Stubentiger einen Heißhunger auf Wolle entwickeln. Davon betroffen sind vor allem so aktive und intelligente Katzen wie Siamesen. Denn auch mehr Beschäftigung mit dem Tier hilft in einigen Fällen. Ausprobieren lohnt sich – vielleicht ist das ja schon die halbe Lösung des Problems. Um die Katze von Möbelbezügen oder Gardinen abzuhalten, raten alle Verhaltensexperten zu Duftstoffen, die der Katze stinken. Und die muss der Besitzer einfach austesten: Manche Katzen lassen sich von Tabasco-Sauce abschrecken (aber wer will damit schon sein Sofa bekleckern), andere von Pfeffer oder Chillipulver. Parfum, Deo, Menthol oder Eukalyptusöl haben schon geholfen, und oftmals einfach nur einige Spritzer Zitronensaft in einem Winkel des Möbels.

Saugen abgewöhnen

Manche Katzen saugen wie besessen an (bestimmten) Kleidungsstücken ihrer Besitzer, ohne sie allerdings zu fressen, andere wiederum haben es auf die Haut ihrer Halter abgesehen, nuckeln mit Inbrunst an Hals und Armen. Auch in diesen Fällen sollte man unbedingt auf eine vollwertige Ernährung der Katze mit reichlich Ballaststoffen achten und ausprobieren, welches Mittel wirkt. Das ist individuell recht unterschiedlich.

Saugobjekt Stoff

Unterbinden Sie die Kauerei, indem Sie die Katze jedesmal und immer wieder von dem betreffenden Kleidungsstück wegheben. Spülen Sie Ihre Wäsche mit Mitteln, die der Katze zuwider sind, wie etwa Essig oder Zitronensaft – den sauren Geruch mögen viele nicht. Auch stark riechende Stoffe wie Pfefferminzöl wirken abschreckend, wenn man die Textilien damit einsprüht.

Haut-Nuckeln

Dieses kindliche Verhaltensmuster läßt sich abgewöhnen, auch wenn meist nur mit viel Geduld: Manchmal dauert es sogar mehr als ein Jahr. Heben oder schieben Sie das Tier von sich weg und sagen Sie jedesmal mit Nachdruck "Nein". Streicheln und spielen Sie statt dessen mit der Katze. Hat es der "Säugling" hauptsächlich auf eine Stelle abgesehen, dann testen Sie, ob nicht ein paar Tropfen Parfüm oder eine stark duftende Creme oder Seife ihr die Sauglust verleiden.  Text: Nina Blersch

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