Artgerechte Tierhaltung: Warum Gesellschaft für Kleintiere wichtig ist
Viele Kleinsäuger sind gesellige Tiere und brauchen Artgenossen. Warum das für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden so wichtig ist, erfahren Sie hier.
In vielen Haushalten gehören Kleinsäuger wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Chinchillas zu den beliebtesten Haustieren. Doch immer wieder wird bei Tierhaltern der Fehler gemacht, diese Tiere allein zu halten. Artgenossen sind für das Wohlbefinden dieser Tiere unerlässlich. In diesem Artikel erklärt die Expertin Dr. Juliana Bartl, warum Gesellschaft für Kleinsäuger so wichtig ist und was Tierhalter beachten sollten.
Warum soziale Tiere Gesellschaft brauchen
Viele kleine Heimtiere sind von Natur aus sehr soziale Wesen. Sie leben in freier Wildbahn in großen Gruppen, in denen sie durch Kommunikation, gemeinsame Aufgaben und sozialen Austausch überleben und gedeihen. Diese Verhaltensweisen müssen auch in der Heimtierhaltung berücksichtigt werden, um das Tierwohl zu garantieren.
Gemeinsames Leben ist lebensnotwendig
Die Vorteile der Gruppenhaltung sind vielfältig: Tiere, die mit Artgenossen zusammenleben, können ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Sie kommunizieren miteinander, teilen sich Aufgaben und erleben ihren Alltag gemeinsam. Körperkontakt und das Teilen von Nahrung sind essentielle Elemente, die das Leben der Tiere bereichern und deren Wohlbefinden fördern. Auch das Bedürfnis nach sozialer Interaktion und einer festen Struktur innerhalb der Gruppe sind wichtige Faktoren, die die geistige und körperliche Gesundheit der Tiere stabilisieren.
Kaninchen: Komplexe Kommunikation und harmonische Gruppendynamik
Kaninchen sind in der Haltung als Gruppentiere bekannt, deren Kommunikation oft komplex und feinfühlig ist. In einer gut zusammengestellten Gruppe können sie sich perfekt austauschen und gemeinsam die Herausforderungen des Lebens meistern. Doch die Zusammenstellung einer Kaninchengruppe erfordert Fingerspitzengefühl. Es gibt Kaninchen mit territorialem Verhalten, die den Kontakt zu anderen Tieren nur schwer akzeptieren, während andere Tiere eher sanft und nachgiebig sind.
Wichtige Tipps zur Kaninchenhaltung:
- Kastration: Kastrierte Männchen sind weniger aggressiv, was für ein harmonisches Zusammenleben unerlässlich ist.
- Gleiche Altersgruppen: Junge Kaninchen sind verspielt, während ältere Tiere lieber ruhen. Eine ähnliche Altersstruktur in der Gruppe fördert die Harmonie.
- Gruppenstärke: Das Minimum sollte aus einem kastrierten Rammler und einer Häsin bestehen. In größeren Gehegen kann auch eine größere Gruppe gehalten werden, solange genügend Platz und Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind.
Meerschweinchen: Je mehr, desto besser
Meerschweinchen sind ebenfalls sehr soziale Tiere, die in der Natur in großen Gruppen leben. Auch in der Heimtierhaltung ist eine Gruppenhaltung notwendig, um ihr Wohlbefinden zu garantieren. Zwei Meerschweinchen sind besser als eines – und je mehr, desto besser.
Optimale Gruppenhaltung für Meerschweinchen:
- Kastrierte Böcke: Um unerwünschte Vermehrung und Aggressionen zu vermeiden, sollten die Männchen kastriert werden.
- Kleine Gruppen: Eine Kombination aus einem kastrierten Bock und mehreren Weibchen ist ideal. In größeren Gruppen müssen genügend Rückzugsmöglichkeiten angeboten werden, um Stress zu vermeiden.
Chinchillas: Soziale Hierarchien im Gehege
Chinchillas sind hochsoziale Tiere, die in freier Wildbahn eine klare Rangordnung innerhalb ihrer Gruppen haben. Sie übernehmen verschiedene Aufgaben wie Aufpasser oder Melder. In der Heimtierhaltung ist es daher besonders wichtig, mehrere Tiere zusammen zu halten, damit sie diese sozialen Strukturen ausleben können. Auch hier gilt: Alleinsein ist nicht artgerecht!
Tipps für die Haltung von Chinchillas:
- Kastration: Ein kastriertes Böckchen in einer Gruppe von mehreren Weibchen ist optimal.
- Gruppenzusammenstellung: Besonders bei weiblichen Tieren kann es zu territorialen Konflikten kommen, besonders während der Brunst. Deshalb sollten neue Tiere mit Vorsicht in die Gruppe integriert werden.
Degus: Gleichgeschlechtliche Gruppen oder gemischte Gruppen?
Degus sind ebenfalls sehr soziale Tiere, aber auch hier kommt es auf den Charakter der Tiere an, ob eine Gruppenhaltung gut funktioniert. In freier Wildbahn leben Degus in stabilen, familienähnlichen Gruppen. In der Heimtierhaltung können sie sich auch in gleichgeschlechtlichen Gruppen wohlfühlen, wenn genügend Platz und Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind.
Optimale Haltung von Degus:
- Kastration der Männchen: Um Konflikte und ungewollte Nachkommen zu vermeiden, sollten die Männchen kastriert werden.
- Gleiche Geschlechter: In gleichgeschlechtlichen Gruppen von drei bis sechs Tieren können Degus gut zusammenleben, ohne dass es zu großen Auseinandersetzungen kommt.
Ratten und Mäuse: Gruppenhaltung für soziales Wohlbefinden
Ratten und Mäuse sind ebenfalls sehr soziale Tiere, die in der Gruppe leben. Eine Einzelhaltung ist hier nicht nur traurig für das Tier, sondern führt auch zu Verhaltensproblemen. Bei diesen Nagern ist es besonders wichtig, auf die Gruppenzusammensetzung zu achten.
Die ideale Haltung für Ratten und Mäuse:
- Gleichgeschlechtliche Gruppen: Bei gleichgeschlechtlichen Gruppen von drei oder mehr Tieren gibt es weniger Konflikte.
- Kastration: Obwohl eine Kastration nicht zwingend erforderlich ist, kann sie helfen, Streitigkeiten und ungewollte Nachkommen zu verhindern.
Hamster: Der Einzelgänger unter den Nagern
Im Gegensatz zu den meisten anderen kleinen Heimtieren ist der Hamster ein ausgesprochener Einzelgänger. In freier Wildbahn leben Hamster allein und suchen nur zur Paarung den Kontakt zu Artgenossen. Daher ist es für Hamster vollkommen normal, alleine zu leben – auch in der Heimtierhaltung.
Hamsterhaltung:
- Einzelhaltung: Hamster sind keine sozialen Tiere und bevorzugen es, ihr Revier allein zu haben. Eine Gruppenhaltung ist hier nicht notwendig und kann sogar zu Stress führen.
Die Bedeutung von Gesellschaft für Kleintiere
Die Bedürfnisse von Heimtieren sind ebenso vielfältig wie ihre individuellen Charaktere. Während Tiere wie Hamster in Einzelhaltung aufblühen, benötigen andere Tiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchillas unbedingt die Gesellschaft von Artgenossen. Die richtige Gruppenhaltung sorgt nicht nur für ein erfülltes Leben der Tiere, sondern fördert auch deren Gesundheit und Wohlbefinden.
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