Akupunktur bei Katzen

Akupunktur ist eine aus der traditionellen chinesischen Medizin stammende Therapieform, die heute auch bei Tieren eingesetzt wird. Wörtlich heißt Akupunktur – chinesisch Zhen Jiu – "stechen, brennen".

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Würden Sie Ihre Katze "nadeln" lassen?© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Wir sprachen mit Tierärztin Dr. Dagmar Brunner, die ihre Patienten erfolgreich "nadelt".

Lassen sich Katzen problemlos akupunktieren?

Wenn es notwendig ist, ja. Das ist abhängig von der Schwere der Erkrankung. Zum Beispiel lassen sich Katzen mit Verdauungsproblemen problemlos an Bauchpunkten (das sind Nahpunkte) nadeln. Sonst nimmt man den Laser zum Akupunktieren.

Was machen die Katzen während der Behandlung?

Normalerweise hält der Besitzer dabei seine Katze auf dem Arm. Wenn der Punkt richtig ist, entspannen sich die Tiere und genießen die Behandlung. Man sollte mit so wenig Nadeln wie möglich auskommen. Wenn sich die Patientin nicht nadeln lässt, dann wird einfach der Laser eingesetzt.

In welchen Fällen wenden Sie Akupunktur an?

Bei Nierenproblemen, um die Nierenfunktion zu stärken, bei Stoffwechselstörungen, zur Stärkung des Immunsystems, als Zusatzbehandlung bei Knochenbrüchen, bei Durchfallerkrankungen, bei Katzenschnupfen als Begleittherapie und auch als Schmerztherapie zum Beispiel bei Krebserkrankungen. Die Behandlung bei der traditionellen chinesischen Medizin besteht immer aus der äußeren und inneren Therapie. Die Akupunktur, die eine äußere Therapie ist, ergänze ich durch die innere Behandlung mit Homöopathie.

Wie wirkt Akupunktur?

Ganzheitlich. Akupunktur wirkt auf den ganzen Organismus. Diese alte chinesische Heilkunst hat sich seit Jahrtausenden bewährt. Heute weiß man, dass man mit der Akupunktur viele Krankheiten auch bei Tieren heilen kann und vor allem viele Schmerzzustände lindern kann. Dabei werden bestimmte Punkte auf der Körperoberfläche auf verschiedene Weise stimuliert. Dazu setzt der Tierarzt entweder spezielle Akupunkturnadeln an besondere Hautpunkte an oder reizt diese durch Laser-Akupunktur. Es ist erwiesen, dass man über die Körperoberfläche bestimmte Organe im Körper direkt beeinflussen und ihre gestörte Funktion wieder harmonisieren kann.

Wie werden die Akupunkturpunkte lokalisiert?

Die wichtigsten Akupunkturpunkte liegen an anatomisch gut zugänglichen Stellen. Man muss wissen, wo sie liegen, und lokalisiert sie dann durch Fühlen. Sie können druckschmerzhaft sein, und sie haben eine andere Konsistenz als die Umgebung, weil dort eine andere Spannung im Gewebe herrscht. Und sie haben auch eine andere Leitfähigkeit, das kann ein so genannter Punktsucher zeigen. Wenn die Katze sehr viel Fett hat, ist es übrigens schwierig, die Akupunkturpunkte zu finden, bei einem schlanken Tier geht das einfacher.

Welches sind die wichtigsten Akupunkturpunkte bei der Katze?

Erstens die Notfallpunkte – zum Beispiel der Ohrspitzenpunkt, Nasenspiegel und Schwanzspitzenpunkt. Bei einem Notfall kann der Besitzer als Erste Hilfe-Maßnahme diese Punkte reiben, um den Kreislauf des Tiers zu stabilisieren. Dann die Zustimmungspunkte zu den einzelnen Organen und die Meisterpunkte. Die Zustimmungspunkte liegen alle am Rücken entlang von Meridianen, das sind Leitbahnen, in denen die Lebensenergie fließt. Sie können auch der Diagnostik dienen. Ist etwa der Zustimmungspunkt für die Leber druckschmerzhaft, dann heißt das, dass die Katze ein Problem mit der Leber hat. Die Meisterpunkte sind über den ganzen Körper verteilt. So gibt es zum Beispiel Meisterpunkte für den Stoffwechsel oder Meisterpunkte für die Psyche. Massiert man bei einer psychisch gestörten Katze den Meisterpunkt am Kopf oder reibt ihn mit Notfalltropfen ein, wirkt das beruhigend auf sie.

Können Sie Fälle aus Ihrer Praxis nennen, bei denen Akupunktur geholfen hat?

Zum Beispiel einer Wohnungskatze mit Verdauungsproblemen, bei der sonst übliche Mittel vorher nicht zum Erfolg geführt hatten. Laut Angaben der Besitzerin war sie schon einige Tage nicht mehr auf dem Katzenklo und hatte starke Bauchschmerzen. Die Akupunktur hat das Problem gelöst. Oder einer Katze mit chronischem Katzenschnupfen, der grüne Flocken aus der Nase spritzten und die ich im Kopfbereich genadelt habe. Vom schulmedizinischen Standpunkt aus war die Katze ein austherapierter Fall. Einem Katzenwelpen mit Darmvorfall hat die Akupunktur sogar das Leben gerettet. Eine Operation wäre bei dem zwölf Wochen alten Tier nicht nur äußerst schwierig gewesen, sondern auch wenig Erfolg versprechend.

(Nina Blersch)

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