Haltung von Kameliden

Lamas und Alpakas sind ausgesprochene Herdentiere und sollten deshalb niemals alleine gehalten werden - mindestens zwei artgleiche Tiere gehören zusammen auf eine Weide.

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Lamas und Alpakas benötigen keinen warmen, geschlossenen Stall, wohl aber einen Witterungsschutz.© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Um diesen Tieren artgerechte Lebensbedingungen zu ermöglichen, sollten sich Halter unbedingt mit ihren Bedürfnissen vertraut machen.

Weidehaltung

Alle Neuwelt-Kameliden sind aufgrund ihrer Herkunft an extreme Unterschiede des Klimas und der Landschaft bestens angepasst. Man findet sie in Südamerika von den Niederungen am Indischen Ozean bis hoch hinauf in die Bergwelt der Anden unterhalb der Schneegrenze. Eine ganzjährige Freilandhaltung in unserem gemäßigten Klima stellt für Lamas und Alpakas daher keine Schwierigkeit dar. Allerdings sollten sie als ausgesprochene Herdentiere niemals alleine gehalten werden, mindestens zwei artgleiche Tiere gehören zusammen auf eine Weide. Um dem hohen Bewegungsbedürfnis Rechnung zu tragen, gelten 1000 Quadratmeter als Mindestfläche für zwei Tiere, für jedes weitere Tier kommen 100 Quadratmeter dazu. Eine Fläche von einem Hektar sollte mit maximal 12 bis 15 Tieren besetzt sein, darunter immer höchstens ein ausgewachsener Hengst, da es sonst zu Beschädigungskämpfen kommt.

Die sehr genügsamen Kleinkamele verwerten auch karges Futter bestens. Im Gegenteil können frisch gewachsene Weiden sogar gesundheitsschädlich sein, da das junge Gras zu eiweißhaltig ist und damit zu Verdauungsproblemen bis hin zu Eiweißvergiftungen führen kann. Da sie mit ihren weichen Fußunterseiten (Schwielensohler) sehr trittsicher sind, eignen sie sich auch zur Abweidung magerer, hochgelegener Weiden. Zur Körper- und Fellpflege lieben es Lamas und Alpakas, sich zu wälzen. Ein Sandplatz auf der Weide wird mehrmals täglich zum willkommenen Tummelplatz für die Tiere.

Kamelide legen auf der Weide einen Kotplatz an, auf dem dann nicht mehr gefressen wird. Man kann die Wahl des Kotplatzes beeinflussen, indem man auf einer neuen Weide einige Kotballen an der gewünschten Stelle platziert. Die regelmäßige Entmistung der Weide wird dadurch erleichtert. Eine natürliche Düngung erfolgt allerdings auf der restlichen Weidefläche nicht mehr, dies muss ev. durch zusätzliche Düngemittel ausgeglichen werden.

Zur optimalen Ausnutzung des Weidebewuchses kann man – entweder gleichzeitig oder nacheinander - neben den Kleinkamelen andere Tierarten wie Rinder oder Schafe darauf halten. Bei entsprechender Gewöhnung der Tiere aneinander stellt dies kein Problem dar.

Unterstand

Lamas und Alpakas benötigen keinen warmen, geschlossenen Stall, wohl aber einen Witterungsschutz, in den sie sich bei starker Sonne bzw. heftigem Regen und Wind zurückziehen können. Der Unterstand muss also trocken und zugluftfrei und so bemessen sein, dass alle Tiere der Herde darin ausreichend Platz zum Liegen haben. Man rechnet pro Tier zwei Quadratmeter Grundfläche und eine lichte Höhe von zwei, besser 2,5 Metern.

Einzäunung

Da Kleinkamele in der Regel nicht springen oder klettern, reicht für die Einfriedung der Weide ein Maschenzaun (etwa Schafzaun) mit 140 Zentimeter Höhe. Damit die Tiere sich in Konfliktsituationen ausweichen können, müssen spitze Winkel vermieden werden. Stacheldraht ist aufgrund der hohen Verletzungsgefahr nicht geeignet als Weideeinzäunung.

Das Tierschutzgesetz (§ 2)

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

  1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
  2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
  3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. (Heike Pankatz)

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