Ohrerkrankungen bei Hunden
Räude ist nicht gleich Räude. Die Erkrankung und ihre Therapie unterscheiden sich stark je nach der Milbenart, die dahintersteckt. Lesen Sie hier, wie Sie Räude bei Ihrem Hund effektiv behandeln.
Räude ist der Überbegriff für Hauterkrankungen durch parasitisch lebende Milben. Das Krankheitsbild der Räude unterscheidet sich stark je nach Milbenart. Die wichtigsten parasitischen Milben hierzulande sind Sarkoptesmilben - auch Grabmilben genannt, Demodex-Milben, Ohrmilben oder Pelzmilben. Eine Sonderstellung nehmen die Herbstgrasmilben ein, denn sie sind eigentlich Pflanzenmilben. Nur während ihres Larvenstadiums parasitieren sie für eine knappe Woche bei einem tierischen Wirt.
Sarkoptes-Räude bei Hunden
Das klassische Krankheitsbild des räudigen Hundes wird von Grabmilben (Sarcoptes) hervorgerufen. Sie sind etwas kleiner als ein halber Millimeter. Die Sarkoptesmilbe kann direkt von Hund zu Hund übertragen werden. Weibliche Milben können rund sechs Tage außerhalb des Wirtes zum Beispiel auf Fellbüscheln oder der Hundedecke überleben. Der wichtigste Überträger dieser Milbe ist jedoch der Fuchs, der sich auch in Städten äußerst wohl fühlt. Hunde infizieren sich, wenn sie mit von Milben befallenen Fuchshaaren in Berührung kommen.
Die Aktivität der Milben auf und in der Hundehaut ruft heftigen Juckreiz hervor. Die Hunde lassen sich kaum vom Kratzen abringen. Typisch für die Sarkoptes-Räude ist, dass sich die Milben am Bauch, der Unterseite der Brust, den Ellbogen und den Ohren ansiedeln. Dort ist die Haut gerötet und mit kleinen, roten Knötchen übersät, die im Laufe der Krankheit größer werden.
Zum Nachweis der Milben schabt der Tierarzt die Haut des Hundes an mehreren Stellen ab, bis sie blutet. Entdeckt er bei der Untersuchung Milben, erhält der Hund ein spezielles Antiparasitikum. In den ersten Tagen nach der Behandlung mit dem Antiparasitikum kann der Juckreiz bei den betroffenen Hunden stärker werden. Falls nötig, wird die Haut mit besonderen medizinischen Shampoos gepflegt. Bei einer Infektion ist manchmal auch die Gabe von Antibiotika sinnvoll.
Demodikose bei Hunden
Ganz anders als bei der Sarkoptes-Räude jucken Demodex-Milben den Hund eigentlich nicht. Die Demodex-Milben werden von der Mutter auf die Welpen übertragen und leben in der Regel unauffällig in den Haarbälgen der Hunde. Daher nennt man sie auch Haarbalgmilben. Erst im Falle einer Abwehrschwäche des Hundes vermehren sich die Demodex-Milben rasant und verursachen dann eine Erkrankung, die Demodikose. Sie beginnt mit Haarausfall und Schuppenbildung an vereinzelten Körperstellen. Da die Stellen weder jucken noch schmerzen, stören sie den Hund nicht. Bei vielen Tieren heilen diese Stellen wieder von allein ab.
In schweren Fällen breitet sich die Demodikose jedoch immer weiter aus. Sie wird zu einer schweren Hautentzündung, die sich häufig infiziert und dann auch heftigen Juckreiz und Schmerzen bei den betroffenen Hunden hervorruft. Ohne fachgerechte Behandlung kann die Demodikose zum Tod des Hundes führen. Zur Diagnose dieser Milbenerkrankung muss der Tierarzt ebenfalls ein tiefes „Hautschabsel“ anfertigen. Darüber hinaus muss er nach der Ursache für die zugrundeliegende Abwehrschwäche suchen.
Zur Behandlung kommt ein spezielles Antiparasitikum zum Einsatz. Darüber hinaus müssen Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Infektionen, und die Ursache der Abwehrschwäche behandelt werden.
Pelzmilben bei Hunden
Wie ihr Name schon sagt, halten sich die Pelzmilben (Cheyletiella) nicht in der Haut, sondern im Fell der Hunde auf. Auf dunklem Fell kann man sie manchmal als wandernde weiße Pünktchen erkennen. Die Pelzmilben verursachen häufig nur eine verstärkte Schuppenbildung. Sie können aber auch schwere Hautentzündungen mit Krustenbildung und quälendem Juckreiz auslösen. Beim Verdacht auf Pelzmilben untersucht der Tierarzt die Haare und Schuppen des Hundes unter dem Mikroskop. Zur Therapie werden auch hier Antiparasitika eingesetzt und die Haut entsprechend ihres Zustandes behandelt. Pelzmilben können auch beim Menschen Juckreiz verursachen, bleiben jedoch meist nicht lange auf dem unbehaarten Wirt.
Ohrräude bei Hunden
Ohrmilben (Otodectes) fühlen sich im Gehörgang des Hundes wohl. Dort verursachen Sie eine stark juckende Ohrenentzündung beim Hund. Befallene Hunde schütteln häufig ihren Kopf und kratzen sich am Ohr. Im Gehörgang und in der Ohrmuschel sind kaffeesatzartige Beläge und Krümel zu sehen. Der Tierarzt kann mit einem Otoskop die Parasiten im Gehörgang der Hunde sehen. In der Praxis räumt der Tierarzt den befallenen Gehörgang aus. Im Anschluss daran kontrolliert er, ob das Trommelfell unversehrt ist. Danach bekommt der Hund ein Antiparasitikum gegen Milben. Zur Behandlung der Entzündung des Gehörgangs zuhause gibt es je nach Fall Reinigungslösungen, Ohrtropfen und/oder Salben. Wichtig ist, dass bei der Ohrbehandlung oder -reinigung bei Hunden niemals Wattestäbchen verwendet werden, weil die Verletzungsgefahr hierbei sehr hoch ist. Am besten lässt man sich die Anwendung der Medikamente am und im Ohr des Hundes in der Tierarztpraxis genau zeigen.
Ohrerkrankungen durch Herbstgrasmilben
Herbstgrasmilben (Neotrombidula autumnalis) sind eigentlich Pflanzenmilben. Sie stechen die Pflanzen an und ernähren sich von deren Pflanzensaft. Nur während ihrer Larvenzeit benötigen sie für einige Tage tierisches Eiweiß, um sich zu ausgewachsenen Milben weiterzuentwickeln. Die Larven warten vor allem im Früh- und Spätsommer auf niedrigen Pflanzen auf ihre tierischen Wirte. Kommt ein Hund vorbei, wandern die rostroten Larven meist als kleines Rudel auf den Hund und saugen sich vorzugsweise zwischen den Pfoten fest. Nach ein paar Tagen fallen sie von alleine ab. Derzeit ist kein Medikament speziell gegen die Herbstgrasmilben zugelassen, einige Präparate gegen Zecken und andere Milben wirken aber auch gegen die Herbstgrasmilbe. Wenn der Befall den Hund sehr juckt, können Medikamente vom Tierarzt helfen.
Milbenbefall bei Hunden vorbeugen
Einige Präparate für Hunde gegen Zecken und Flöhe vom Tierarzt schützen auch vor Milbenbefall, allerdings nicht gegen jede Art. Am besten lässt man sich individuell beraten. Wenn der Hund bereits befallen ist, muss die Umgebung gründlich gesaugt und Textilien sowie Zubehör gewaschen werden. Sonst kann der Hund sich mit den Milben, die er selbst in die Wohnung gebracht hat, immer wieder anstecken. Die Reinigung der Umgebung dient auch dem Schutz des Menschen und anderer Tiere im Haushalt.