Warum Katzen so viel Wert auf Körperpflege und Hygiene legen
Katzen sind bekannt für ihre Reinlichkeit und verbringen einen erheblichen Teil ihres Tages damit, sich zu putzen. Dieses Verhalten ist nicht in Eitelkeit begründet; es spielt vielmehr eine zentrale Rolle in der täglichen Routine der Katze und hat sowohl physische als auch psychologische Gründe.
Der Instinkt zur Reinlichkeit
Die Vorliebe für Sauberkeit ist tief in der Natur der Katze verwurzelt. Als ursprünglich in der Wildnis lebende Lauerjägerinnen, die gleichzeitig selbst zur Beute größerer Raubtiere werden können, ist Körperhygiene ein wichtiger Überlebensfaktor für Katzen: Der Geruch von Schmutz oder Nahrung, der im Fell zurückbleibt, kann potenzielle Fressfeinde anziehen. Indem sie sich gründlich putzen, minimieren Katzen ihren Eigengeruch und erhöhen ihre Chancen, unentdeckt zu bleiben. Gleichzeitig vermeiden sie es, Aufmerksamkeit zu erregen, wenn sie sich selbst auf die Jagd begeben.
Eingebaute Klimaanlage
Eine der zentralen Funktionen des Putzens ist die Thermoregulation, also die Kontrolle der Körpertemperatur. Katzen haben nur wenige Schweißdrüsen, die sich hauptsächlich an den Pfoten befinden. Statt durch Schwitzen überschüssige Wärme abzugeben, nutzen Katzen das Putzen, um sich abzukühlen. Beim Lecken ihres Fells verteilt die Katze Speichel, der auf der Haut verdunstet und so eine kühlende Wirkung hat. Dieses Verhalten ist besonders an heißen Tagen oder nach intensiver körperlicher Aktivität zu beobachten.
Geschmeidiges Fellkleid
Das Fell einer Katze ist ein wichtiger Schutz vor äußeren Einflüssen wie Kälte, Hitze und UV-Strahlung. Indem Katzen ihr Fell regelmäßig putzen, entfernen sie Staub, Schmutz und Parasiten wie Flöhe oder Milben. Darüber hinaus wird das Fell durch das Putzen gleichmäßig mit Talg überzogen, der von den Talgdrüsen produziert wird. Diese ölige Substanz macht das Fell geschmeidig und wasserabweisend. Ein glänzendes, gut gepflegtes Fell ist nicht nur ein Zeichen für Gesundheit, sondern trägt auch dazu bei, dass das Fell seine schützende Funktion optimal erfüllen kann.
Hygiene als Stressbewältigung
Das Putzen hat für Katzen nicht nur eine reinigende, sondern auch eine beruhigende Funktion. In stressigen oder unangenehmen Situationen fangen viele Katzen an, sich intensiv zu lecken. Dieses sogenannte Übersprungverhalten dient der Stressbewältigung und hilft der Katze, sich zu beruhigen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Verhalten von Katzen beim Tierarzt: Wenn sie auf dem Behandlungstisch aus ihrer Transportbox genommen werden, beginnen viele Katzen damit, sich sofort zu putzen. Dies ist ein Versuch, ihre Umgebung zeitweise auszublenden und sich selbst zu beruhigen.
Soziale Funktion des Putzens
Das Putzen hat auch eine soziale Komponente. In Haushalten mit mehreren Katzen oder bei Katzenmüttern mit ihren Jungen ist das gegenseitige Putzen (sog. Allogrooming) ein Ausdruck von Zuneigung und Bindung. Wenn Katzen sich gegenseitig putzen, stärken sie damit ihre sozialen Beziehungen. Es ist auch ein Zeichen von Vertrauen, da eine Katze, die sich von einer anderen putzen lässt, eine gewisse Verletzlichkeit zeigt.
Gesundheitliche Vorteile
Das Putzen trägt wesentlich zur Gesundheit der Katze bei.
• Hautgesundheit: Durch das regelmäßige Putzen bleiben Fell und Haut frei von Schuppen oder Schmutz.
• Psychische Gesundheit: Bei der Körperpflege schüttet der Körper der Katze Glückshormone aus, die bei der Stressbewältigung helfen können.
Es ist jedoch wichtig, das Putzverhalten der Katze im Auge zu behalten. Übermäßiges oder vermindertes Putzen kann ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme wie Hauterkrankungen, Schmerzen oder Stress sein.
Übermäßiges Putzen
Manchmal kann das Putzverhalten von Katzen problematisch werden. Übermäßiges Putzen, auch als psychogene Leckalopezie bekannt, kann zu kahlen Stellen im Fell und Hautreizungen führen. Dieses Verhalten wird oft durch Stress, Langeweile oder gesundheitliche Probleme ausgelöst.
Ursachen für übermäßiges Putzen können sein:
• Veränderungen im Lebensumfeld der Katze (z. B. ein Umzug oder ein neues Haustier).
• Schmerzen oder Juckreiz durch Allergien, Parasiten oder Hauterkrankungen.
• Psychologische Probleme wie Angst oder Langeweile.
Wenn eine Katze ungewöhnlich viel Zeit mit Putzen verbringt, sollte ein Tierarzt konsultiert werden, um die Ursache abzuklären.
Haarballen vorbeugen
Ein Nebeneffekt des Putzverhaltens ist die Bildung von Haarballen. Katzen schlucken beim Putzen lose Haare, die sich im Magen sammeln und als Haarballen erbrochen werden können. Dies ist ein natürlicher Prozess, aber übermäßige Haarballenbildung kann ein Problem sein.
Um Haarballen zu reduzieren, können Katzenhalter folgende Maßnahmen ergreifen:
• Regelmäßiges Bürsten: Dadurch werden lose Haare entfernt, bevor die Katze sie schluckt.
• Spezial-Diät: Einige Futtersorten sind speziell darauf ausgelegt, die Bildung von Haarballen zu minimieren.
• Katzengras anbieten: Frische, junge Weizenhalme werden von vielen Katzen gerne angenommen und erleichtern das Erbrechen der Haarballen. Malzpaste kann ebenfalls helfen, ist aber recht kalorienreich.
Putzverhalten im Alter
Mit zunehmendem Alter oder bei (chronischen) Krankheiten kann das Putzverhalten von Katzen nachlassen. Dies liegt oft daran, dass sie weniger flexibel sind oder Schmerzen haben, die das Putzen erschweren. In solchen Fällen können Halter helfen, indem sie die Katze regelmäßig bürsten und sie bei der Reinigung der Augen oder der After-Region unterstützen, wenn nötig. Es ist auch wichtig, gesundheitliche Probleme wie Zahnprobleme oder Gelenkerkrankungen auszuschließen, die das Putzen behindern könnten.