Lebererkrankungen bei Katzen
Die Leber ist die größte Drüse des Organismus und erfüllt viele lebensnotwenige Aufgaben. Erfahren Sie hier alles zu Ursachen, Symptomen und Behandlung von Lebererkrankungen bei Katzen.
Die Leber ist die größte Drüse des Organismus. In ihr finden über 1500 verschiedene biochemische Reaktionen statt. Erst bei einem Verlust von 70% des Gewebes sind funktioniert sie nicht mehr richtig und die Katze wirkt krank. Oder anders ausgedrückt: Auch wenn nur noch 30% des Lebergewebes arbeiten, wirkt die Katze noch gesund.
Außerdem verjüngt sich die Leber stets, indem alte Zellen durch neue ersetzt werden. Im Laufe eines Katzenlebens wird jede Leberzelle ca. sieben Mal ausgetauscht. Durch diese Eigenschaft kann sich die Leber auch nach schweren Krankheiten wieder komplett regenerieren – Herz und Nieren sind dazu nicht in der Lage, Schäden an diesen Organen können in der Regel nicht repariert werden.
Aufgaben der Leber
Die Leber verrichtet tagtäglich so unauffällig ihren Dienst, dass man sie einfach vergessen könnte. Dabei geht ohne die Leber im Katzen-Organismus nichts. Denn die Leber erfüllt viele für Katzen lebenswichtige Funktionen:
- Über die in der Leber gebildete Galle werden Nahrungsfette im Darm aufgeschlossen, damit sie die Darmwand passieren und in die Blutbahn gelangen können. Auf diese Weise werden auch die lebensnotwendigen fettlöslichen Vitamine, wie z.B. Vitamin A oder E, in den Organismus aufgenommen.
- Die Leber stellt viele wichtige Hilfsstoffe (Enzyme) zur Verdauung der Nahrung her.
- Die Leber bereitet alle Nährstoffe aus der Nahrung so auf, dass die verschiedenen Körperzellen sie verwerten können.
- Die Leber ist für die Entgiftung einer Vielzahl schädlicher Substanzen zuständig
- Die Leber produziert Blutgerinnungsfaktoren, ohne die bereits eine kleine Wunde zum Verbluten der Katze führen könnte.
- Die Leber bildet Hormone und andere Botenstoffe, die auf den Flüssigkeitsaustausch, die Körpertemperatur, den Kreislauf regulierend einwirken und auf das Immunsystem Einfluss nehmen.
Symptome für Lebererkrankungen bei Katzen
So vielfältig wie die Aufgaben der Leber sind auch die Symptome, wenn das Organ krank ist. Symptome für Lebererkrankungen bei Katzen können sein:
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Katze übergibt sich
- Durchfall bei Katzen
- immer wiederkehrenden Verstopfungen
- Fieber
- Speichelfluss
- Einblutungen in die Schleimhäute
- stumpfes, glanzloses Haarkleid
Das bekannteste Symptom von Lebererkrankungen ist die Gelbsucht (Ikterus), eine Verfärbung von Schleimhäuten und Haut mit dem gelben Farbstoff Bilirubin. Bilirubin entsteht aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin, der frei wird, wenn die roten Blutkörperchen absterben. Die Leber bereitet das entstandene Bilirubin so auf, dass es über die Nieren ausgeschieden werden kann. Ist die Leber hierzu nicht in der Lage, verbleibt das Bilirubin im Körper.
Hepatoenzephales Syndrom bei leberkranken Katzen
Im Verlauf einer Leberkrankheit kann es zu schweren Störungen des Nervensystems und des Gehirns kommen, dem Hepatoenzephalen Syndrom. Es entsteht, weil die kranke Leber nicht mehr in der Lage ist, Schadstoffe zu entgiften. Insbesondere die Schadstoffe aus dem Eiweißstoffwechsel sind jedoch giftig für das Nervensystem einer Katze. Das Hepatoenzephale Syndrom ist durch Verhaltensänderungen wie Aggressivität, Ängstlichkeit, Orientierungslosigkeit sowie Muskelzittern und Krämpfen bis hin zu komatösen Zuständen gekennzeichnet.
Diagnose von Leberschäden bei Katzen
Trotz der Vielfalt der Symptome beweist nicht eines dieser Symptome eindeutig den Leberschaden. Selbst die Gelbsucht kann sich auch aufgrund anderer Ursachen wie z.B. einer Erkrankung des Blutes entwickeln. Zur Diagnostik von Lebererkrankungen werden daher vielfältige Untersuchungen, wie Bluttests, Ultraschall oder Biopsien (Gewebeentnahmen zur Laboruntersuchung) durchgeführt.
Ursachen von Leberschäden bei Katzen
Auch die Ursache für eine Lebererkrankung kann nicht immer zweifelsfrei gefunden werden. Eindeutig sind meist Verlegungen der Gallenwege, Durchblutungsstörungen und manchmal Schäden durch Gifte. Weitere Ursachen für Leberschäden können sein:
- Bakterieninfektion, die zu einer eitrigen Entzündung der Leber führt
- Leberschäden als Begleiterscheinung bei Infektionen wie FIP oder Feline Leukämie
- Hormon- und Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus
- Tumore
Zur Therapie von Leberkrankheiten sollten die zugrunde liegenden Ursachen erkannt und möglichst ausgeschaltet werden. Doch das ist oft gar nicht so einfach: Häufig kann die zugrunde liegende Krankheit nicht festgestellt werden, oder es handelt sich um eine unheilbare Erkrankung wie beispielsweise FIP oder Feline Leukämie.
Die Behandlung von Lebererkrankungen bei Katzen
Es gibt keine Medikamente, die die Leber effektiv schützen oder in ihrer Funktion unterstützen könne. Daher spielt die Ernährung die bedeutendste Rolle bei der Therapie von Leberkrankheiten bei Katzen. Bei der Diät geht es vor allem darum, die kranke Katze optimal zu versorgen und die Leber dabei zu schonen. Hierzu setzt man eine hochkonzentrierte und leicht verdauliche Nahrung ein, damit die Leber bei der Aufbereitung der Nährstoffe und der Entgiftung von Abfall- und Schadstoffen möglichst wenig Arbeit hat. Beachten sollten Sie bei der Fütterung Folgendes:
- Am besten füttert man die leberkranke Katze mehrmals täglich mit kleinen Portionen.
- Zusätzliche Gaben der Vitamine C, E und B-Komplex können der Leber helfen. Vorsicht ist bei Vitamin A und dem Spurenelement Kupfer geboten – zu große Mengen können die Leber zusätzlich belasten. Besprechen Sie alle Nahrungsergänzungsmittel vorab mit Ihrem Tierarzt!
- Falls die Blutgerinnung durch die Lebererkrankung beeinträchtigt ist, muss der Tierarzt Vitamin K spritzen.
Bei einem Hepatoenzephalen Syndrom ist die richtige Eiweiß-Versorgung der kranken Katze von großer Bedeutung. Die Proteine (Eiweiße) müssen...
- ...insgesamt auf die unbedingt nötige Menge reduziert werden.
- ...leicht verdaulich sein. So wird die Bildung der schädlichen Abfallstoffe aus dem Eiweißstoffwechsel vermieden. Diesem Zweck dient auch der Zusatz bestimmter Rohfasern im Futter. Sie sollen die giftigen Abfallprodukte im Darm binden.
Gleichzeitig wird der Tierarzt mit Antibiotika die Darmflora beeinflussen, dass auch hier nur wenig giftige Schlacken entstehen.
In schweren Fällen muss eine Flüssigkeitstherapie über Infusion erfolgen. Die Therapie von Lebererkrankungen bei Katzen ist nicht einfach – Todesfälle sind trotz intensiver Behandlung und Betreuung möglich. Doch wenn die Ursache der Erkrankung ausgeschaltet werden kann und es gelingt, das Leberproblem in der Griff zu bekommen, stehen die Chancen auf eine Heilung gar nicht so schlecht, denn die Leber kann sich wieder vollständig regenerieren.
Hepatische Lipidose bei Katzen
Die häufigste Lebererkrankung bei Katzen, die hepatische Lipidose, wird durch ein Entgleisen des Fettstoffwechsels verursacht. Hierzu kommt es, wenn die Katze, z.B. aufgrund einer Erkrankung, nichts frisst. Um Energie zu gewinnen, werden dann die Fettdepots im Körpergewebe abgeschmolzen. Die Körperfette gelangen zur weiteren Bearbeitung in die Leber. Fluten zu viele Körperfette auf einmal an, kann die Leber sie nicht bearbeiten. Die Fette sammeln sich in den Zellen an.
Ab einer kritischen Menge behindert das Fett alle wichtigen Funktionen der Leberzellen. Es lässt die Zellen darüber hinaus gefährlich anschwellen. Wird der "Fettfluss" in die Leber nicht gestoppt, sterben die Leberzellen schließlich ab, und es kommt zu einem tödlichen Leberversagen.
Der bedeutendste Risikofaktor diese lebensbedrohliche Leberkrise ist übrigens Übergewicht: Bei dicken Katzen entgleist der Fettstoffwechsel viel häufiger und auch schneller als bei schlanken Artgenossen. Auch aus anderen gesundheitlichen Gründen ist daher eine tierärztlich begleitete Abnehmkur für übergewichtige Katzen empfehlenswert. Doch darf die Katze auch nicht zu schnell abnehmen: Denn dann droht erst recht die Entgleisung des Fettstoffwechsels. Am besten lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten.