Zahnprobleme bei Kaninchen
Viele Kaninchen und andere Nager haben Probleme mit den Zähnen, entweder aufgrund einer angeborenen Fehlstellung oder aufgrund falscher Haltung, bzw. Ernährung. Welche Folgen Zahnprobleme bei Ihren Kaninchen haben und wie Sie sie verhindern, lesen Sie hier
Die Zähne der Nager und Hasenartigen wachsen das ganze Leben lang: In drei Monaten kann das Wachstum bis zu zwei Zentimeter betragen. Beim Fressen von Heu, Grünfutter und Kräutern - rohfaserreichem Futter, das lange gekaut wird - reiben die Zähne der Tiere aneinander: der sogenannte Zahn-Zahn Abrieb. So wird sichergestellt, dass die Zähne nicht zu lange werden und außerdem keine gefährlichen Spitzen oder Kanten entwickeln, die das Kaninchen verletzen können.
Wenn es jedoch durch eine angeborene Fehlstellung oder durch eine falsch zusammengesetzte Fütterung zu einem Missverhältnis von Zahnwachstum und -abrieb kommt, können erhebliche Zahnprobleme auftreten, die ernste Folgen haben. Die Zähne der Kaninchen können zu lang werden oder eine Fehlstellung einnehmen. Das gilt auch für andere Nager und Hasenartige.
Ursachen für Zahnprobleme bei Kaninchen
Es gibt viele verschiedene Ursachen dafür, dass Zahnprobleme bei Kleintieren auftreten. Oft, aber nicht immer liegen sie in der Haltung der Tiere:
- angeborene Fehlstellung
- Fütterungsfehler: zu wenig Zahnabrieb durch Gabe von zu wenig rohfaserreichem Futter (Heu, Grünfutter) und stattdessen Füttern mit Brot und Trockenfutter
- Fütterungsfehler: einseitig phosphorreiches (Tomate, Banane) oder kalziumarmes Futter (Salat, Gurke, Karotte...) führt zu Kalziummangel, wodurch die Zähne brüchig werden
- Vitamin-D Mangel vor allem bei Innenhaltung
- Ältere Kaninchen leiden häufig an Zahnproblemen.
- traumatische Erlebnisse (z.B. Gewalt, ständiges Knabbern am Gitter, Maulspreizer beim Tierarzt ohne Narkose, Sturz...)
- Kaninchen hat andere Krankheit, durch die es weniger frisst und so kommt es zu zu wenig Zahnabrieb
- Bricht ein Zahn ab, so muss der gegenüberliegende gekürzt werden, bis er wieder nachgewachsen ist, da kein Zahnabrieb möglich ist.
Symptome von Zahnerkrankungen bei Kaninchen
Die Symptome von Zahnerkrankungen sind vielfältig. Sind die Vorderzähne betroffen, so sollten Sie beim täglichen Gesundheitscheck schnell feststellen, dass die Zähne zu lange und/oder in eine falsche Richtung wachsen oder abgebrochen sind. Gerade bei den Backenzähnen ist das aber nicht so einfach zu bemerken. Weitere Symptome können daher sein:
- Kaninchen frisst zu wenig, nimmt an Gewicht ab
- Kaninchen kann sein Maul nicht mehr ganz schließen
- Durchfall
- Kaninchen hat Probleme bei der Nahrungsaufnahme
- einseitiges Kauen
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kaninchen eine Zahnerkrankung hat, so sollten Sie nicht zögern und einen Tierarzt aufsuchen.
Die Folgen von Zahnproblemen bei Kaninchen
Nutzen sich die Zähne von Kaninchen und Co. nicht so stark ab wie sie sollten, können sich Länge, Form und Richtung der Zähne krankhaft verändern:
- Die Folge davon sind scharfe Zahnhaken, die in die Zunge und Backentaschen schneiden.
- Der Schmerz verhindert zunächst gründliches Kauen, woraufhin die Tiere Durchfall bekommen und unzerkautes Futter ausspucken.
- Im Endstadium wird durch die Verletzung der Zunge das Schlucken unmöglich, die Tiere magern ab und verhungern schließlich.
Dr. Stefan Gabriel, Tierarzt mit dem Fokus Zahnheilkunde, rät bei beginnenden Zahnproblemen, die Tiere unverzüglich tierärztlich untersuchen zu lassen: "Jeder Fastentag schwächt die Tiere und verschlechtert die Genesungsaussichten."
Die Behandlung von Zahnproblemen bei Kaninchen
Die Behandlung von Zahnproblemen bei Kleintieren kann aufwändig, langwierig und teuer sein. Je nachdem, was die Ursache für das Zahnproblem ist und welche Zähne betroffen sind, ist die Behandlung unterschiedlich.
Stellen Sie fest, dass Ihr Kaninchen womöglich eine Zahnerkrankung hat, sollten Sie so schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen. Er muss die Ursache für die Zahnfehlstellung herausfinden. Wichtig dabei ist, dass er keinen Maulspreizer ohne Narkose verwendet. Eventuell ist für die Diagnosestellung ein Röntgenbild notwendig. Von der Ursache hängt auch die Behandlung ab:
- Handelt es sich um fütterungsbedingte Zahnprobleme, so müssen zu lange Zähne in der Regel nur einmal korrigiert und dann die Fütterung langsam von Trockenfutter, Pellets, Brot & Co. auf Heu, Gras, Kräuter, etwas Gemüse und wenig Obst umgestellt werden.
- Handelt es sich hingegen um eine angeborene Fehlstellung oder eine Alterserscheinung, so werden die Kaninchenzähne immer wieder falsch nachwachsen und das Tier muss alle paar Wochen zur Zahnkorrektur zum Tierarzt. Je nachdem, welche Zähne betroffen sind geschieht das wenn möglich ohne Narkose (Schneidezähne) oder mit Narkose (Backenzähne).
Sind bereits Entzündungen oder Abszesse entstanden, so braucht das Kaninchen zusätzlich Antibiotikum. In manchen Fällen müssen die Zähne auch gezogen werden. Das bedeutet eine lebenslange Fütterungsumstellung auf Brei und geraspeltes Futter.
Dieses Futter verhindert Zahnprobleme bei Kaninchen
Das A und O bei der Kaninchenfütterung ist hochwertiges Heu und frisches Wasser. Das Heu muss lange gekaut werden und das fordert den Zahnabrieb der Kaninchen. Auch frisches Grünfutter (Gras) ist geeignet und wichtig. Außerdem sollten Sie Ihren Kaninchen hochwertige Kräuter wie Brennnesseln, Lindenblüten, Kamille, Ringelblume, Gänseblümchen und Löwenzahn anbieten.
Äste und Zweige von ungespritzten, für Kaninchen ungiftigen Obstbäumen und -sträuchern tragen ebenfalls zum natürlichen Zahnabrieb bei.
Achten Sie im Allgemeinen auf einen hohen Anteil an Rohfasern, Rohproteinen und Rohasche. Verfüttern Sie Pellets, so achten Sie darauf, dass sie von harter Beschaffenheit sind, damit auch sie zum Abrieb der Zähne beitragen. Oft werden sie zu lange gelagert und haben damit Gehaltsstoffe verloren.
Dieses Futter für Kaninchen sollten Sie vermeiden
Auf folgende Dinge sollten Sie bei der Kaninchenernährung besser verzichten:
- rohfaserarmes Futter (Pellets und Brot weichen schnell auf und müssen nicht so lange gekaut werden --> weniger Zahnabrieb)
- weiche und satt machende Leckerlis (verhindern den Zahnabrieb)
- Haferflocken (sind Dickmacher)
- Vitaminpräparate, die nicht vom Tierarzt verordnet wurden (daraus resultiert häufig Durchfall)
- Rosinen und Cornflakes (enthalten Zucker)
- Mandeln (enthalten Bitterstoffe)
- Leckerlis, die einem großen Teil aus Zucker bestehen (führt nicht nur zu Gewichtsproblemen, sondern auch zu Verdauungsstörungen)