Vorurteile gegen Tierheilpraktiker unter der Lupe
Tierheilpraktiker werden mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert, dennoch schwören viele Tierhalter auf ihre Hilfe. Hier erfahren Sie, inwiefern die Vorurteile der Wahrheit entsprechen und wie Sie einen guten Tierheilpraktiker für Ihr Tier finden.
Alternative Heilmethoden werden im human-medizinischen Bereich immer beliebter. Auch für Tiere steigt die Nachfrage nach naturbasierten Behandlungsmethoden. Trotz vieler positiver Resonanzen haben Tierheilpraktiker mit Vorurteilen zu kämpfen. Im Interview mit einer Tierheilpraktikerin haben wir die 6 größten Vorurteile auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und zeigen Ihnen, woran Sie einen guten Tierheilpraktiker erkennen.
Inhaltsübersicht:
- 1. Vorurteil: Jeder kann sich als Tierheilpraktiker bezeichnen
- 2. Vorurteil: Tierheilpraktiker verfahren nach unpräzisen Praktiken
- 3. Vorurteil: Tierheilpraktiker legen ihre Preise willkürlich fest
- 4. Vorurteil: Natürliche Behandlungsmethoden sind intransparent
- 5. Vorurteil: Tierheilpraktiker haben Behandlungsgrenzen
- 6. Vorurteil: Tierheilpraktiker und Tierarzt, unerbittliche Konkurrenten?
- Checkliste: 7 Faktoren für einen guten Tierheilpraktiker
Im Interview:
Im Jahr 2008 begann Sabine Diederich die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin. Heute behandelt sie Tiere mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern, vorrangig unter Nutzung der Bioresonanztherapie, Akupunktur, Phytotherapie und der Analyse des Ernährungsverhaltens. Im Zentrum ihres Berufes steht ihre persönliche Ambition, sich mit jedem ihrer Patienten zeitintensiv zu beschäftigen und so das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen.
1. Vorurteil: Jeder kann sich als Tierheilpraktiker bezeichnen
Während ein anerkannter Tierarzt zahlreiche staatlich-reglementierte Ausbildungsschritte durchlaufen hat, ist die Bezeichnung als „Tierheilpraktiker“ nicht gesetzlich geschützt. Faktisch kann sich also jeder als Tierheilpraktiker deklarieren. „Im schlimmsten Fall könnte man ein Wochenend-Seminar belegen und sofort ein Tierheilpraktiker-Schild anbringen“, bestätigt Sabine Diederich.
In der Praxis erweise sich dies als weniger realisierbar: „Ein fundiertes veterinäres Grundwissen und ein professioneller Mentor sind viel wert“, erklärt die Tierheilpraktikerin. Demnach erfolgt der Werdegang zum Tierheilpraktiker zumeist durch das Absolvieren einer Ausbildung von privaten Anbietern. Hier werden nicht nur Grundsätze der Naturheilkunde gelehrt: Auch physiologische sowie anatomische Lektionen der Schulmedizin gehören zur gängigen Ausbildungspraxis.
2. Vorurteil: Tierheilpraktiker verfahren nach unpräzisen Praktiken
Viele Tierhalter wissen nicht, wie Tierheilpraktiker bei der Behandlung vorgehen. „Wir schauen uns nicht nur anatomische Begebenheiten des Tieres an, sondern berücksichtigen die Wohnsituation, die Beziehung zum Halter und Ernährungsweisen“, erklärt Sabine Diederich und beschreibt dieses Verfahren als ganzheitliche Betrachtung des tierischen Patienten.
Während sich der Tierarzt der „Außenhaut“ im Sinne sichtbarer Verletzungen widmen, identifizieren Tierheilpraktiker vorrangig innere Störfaktoren. Auch gibt es weitere Unterschiede. „Neben dem Empfang in meiner Praxis besuche ich die Tiere daheim, störe sie kaum und mache mir ein Bild in der natürlichen Umgebung.“ Dieses entspannte Verhältnis schätzt die Tierheilpraktikerin als Erfolgsgaranten.
3. Vorurteil: Tierheilpraktiker legen ihre Preise willkürlich fest
Das Porträt eines Tierheilpraktikers, der nur für ein kurzes Beratungsgespräch horrende Summen verlangt, erscheint in vielen Köpfen als präsent. Der Grund: Tierärzte obliegen hinsichtlich ihrer Preiskalkulation einer streng reglementierten Gebührenordnung, für Tierheilpraktiker existiert kein staatliches Pendant.
Bedeutet dies, Tierheilpraktiker kalkulieren ihre Preise nach reiner Lust und Laune? „Wohl kaum“, relativiert Diederich und fügt hinzu: „Die Gebührenlisten der Fachverbände orientieren sich grob an jenen der Tierärzte.“ Das Berufen auf besagte Listen ermögliche zwar weiterhin eine freie Preisgestaltung, dennoch würden sich diese minimal von den staatlichen Veterinärnormen unterscheiden, so die Tierheilpraktikerin.
4. Vorurteil: Natürliche Behandlungsmethoden sind intransparent
Tatsächlich gibt es einige Parallelen, wenn es um das Konsultieren eines Tierheilpraktikers und einen Tierarzt geht: Termine erfolgen zumeist nach telefonischer Absprache, hier wird die bestehende Krankheitsgeschichte ermittelt.
„Wenn ich weiß, dass ich leisten kann, was gewünscht wird, mache ich einen passenden Termin mit dem Tierhalter aus“, erklärt Diederich. Im Stundentakt begegnen die Patienten der Tierheilpraktikerin jedoch nicht: „Ich behandle meine Kunden je nach Zeitmanagement. So kann ich mich auf jedes Tier individuell einlassen und mögliche Behandlungsansätze ausgiebig darlegen“, meint die Tierheilpraktikerin.
Der Vorteil: Oft beschäftige sich die Tierheilpraktikerin auch außerhalb der Behandlungszeiten mit den gesundheitlichen Baustellen ihrer Schützlinge.
5. Vorurteil: Tierheilpraktiker haben Behandlungsgrenzen
Die Leistungen einer gut ausgestatteten Tierarztpraxis kreisen nicht nur um allgemeine Untersuchungspraktiken, sondern auch um die Durchführung von operativen Eingriffen: Operationen der inneren Organe sowie Kastrationen stellen hierbei nur zwei der gängigsten Behandlungsoptionen eines Tierarztes dar.
Diese führen Tierheilpraktiker nicht durch. Laut Sabine Diederich ist dies selbstverständlich: „Eine Homöopathie-basierte Kastration kann ich nicht durchführen“, schmunzelt sie.
Anschließend bestätigt sie die Grenzen der Naturheilkunde, welche abhängig von rechtlichen Einschränkungen und auch vorliegenden Krankheitsbildern seien. Ein wichtiger Faktor würden hier akute Wunden bilden sowie die Tatsache, dass der Tierarzt eine Vielzahl schmerzlindernder Medikamente verschreiben kann:
Das zusätzliche zu Rate ziehen eines Tierheilpraktikers sei dennoch nicht verkehrt. Demnach können Tierheilpraktiker, laut Diederich, ihre Patienten unterstützend durch den veterinären Behandlungsprozess begleiten und auch exemplarisch in der Nachsorge helfen, zum Beispiel um ein optimales Verdauen der Narkosemittel zu gewährleisten.
6. Vorurteil: Tierheilpraktiker und Tierarzt, unerbittliche Konkurrenten?
Das angenommene Konkurrenzverhältnis verneint Diederich: „Eine direkte Beziehung zu Tierärzten haben wir oft nicht. Wenn ich das Gefühl habe, ein Patient wäre im Sinne einer schulmedizinischen Behandlung besser geeignet, dann schlage ich gerne passende Tierärzte in der Nähe vor.“ Von primärer Wichtigkeit erscheint für die Tierheilpraktikerin der Patient und dessen bestmögliche Behandlung, unabhängig von der Wahl des Behandlungsweges.
Auch erweise sich ein reines „Schwarz-Weiß-Denken“ als überholt: „Ich sehe die Grenzen zwischen Tierheilkunde und althergebrachter Veterinärmedizin als fließend an, viele Tierärzte freuen sich über zusätzliche Ansätze“, erzählt Diederich. Tierärzte, welche alternative Heilmethoden grundsätzlich verteufeln, würden heutzutage die Aunahme bilden.
Checkliste: 7 Faktoren für einen guten Tierheilpraktiker
Möchten Sie mit Ihrem Tier ergänzend zur schulmedizinischen Therapie einen Naturheilpraktiker aufsuchen, sollten Sie die Auswahl keineswegs leichtsinnig angehen. „In jedem Berufsfeld gibt es schwarze Schafe“, so Sabine Diederich und fügt nach kurzer Überlegung hinzu: „Verzweifelte Tierhalter entscheiden sich oft vorschnell für den nächstbesten Tierheilpraktiker, die richtige Entscheidung ist das nicht immer.“
Als Tierhalter sollten Sie sich demnach genau nach den spezialisierten Heilungsmethoden, der Ausbildung und persönlichen Expertise des Tierheilpraktikers erkundigen.
7 Kriterien unterstützen Sie bei Ihrer Auswahl:
- professioneller Internet-Auftritt
„Unseriöse Tierheilpraktiker erkennt man oft an ungenauen Behandlungsformulierungen“, betont Diederich. Achten Sie ebenfalls auf Rechtschreibfehler und überflüssige Höflichkeitsfloskeln: Ein guter Tierheilpraktiker präsentiert sich sowie seine Expertisen so transparent wie möglich. - zeitintensive, vielseitige Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung
„So erlangen wir immer mehr Fachwissen“, betont die Tierheilpraktikerin. Sie können sich nicht nur erkundigen, welche natürlichen Ansätze der jeweilige Tierheilpraktiker favorisiert, sondern können sich vorab informieren, inwiefern jene Behandlungsmethoden für Ihr Tier geeignet sind. - Mitgliedschaft in einem Fachverband
Die fehlende staatliche Reglementierung kann zwar nicht gänzlich missachtet, aber durch die Mitgliedschaft in bekannten Fachverbänden entschärft werden. Fachverbände formulieren klare Regelungen und Behandlungskodexe, an welche sich Tierheilpraktiker halten sollen: „Durch die Verpflichtung muss ich mich klar an die Spielregeln halten“, bestätigt Diederich. - Sympathie
Schauen Sie sich nicht nur an, wie der Tierheilpraktiker auf Ihr Tier zugeht, sondern vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Ein guter Tierheilpraktiker versteht die Kunst, eine entspannte Behandlungsatmosphäre für Sie und Ihr Tier zu kreieren und baut ein nachhaltiges Vertrauensverhältnis auf. - Krankheitsbild und Umfeld werden beleuchtet
Natürlich steht Ihr Tier und die bestehend Krankheitsgeschichte im Zentrum der Behandlung. Dennoch, ein guter Tierheilpraktiker geht sowohl auf das Tier als auch die Gesamtsituation ein: Die genauere Observierung des Umfeldes, der Ernährung, Psyche und andere, zumeist verborgene, Faktoren spielen eine maßgebliche Rolle. - Behandlungsgrenzen werden anerkannt und klar kommuniziert
Ein guter Tierheilpraktiker hegt ein ausgeprägtes Bewusstsein für regionale Behandlungsspezialisten und erklärt offenkundig, wann die Verweisung an einen entsprechenden Experten zielführend erscheint. - Spezialisierung als Qualitätsmerkmal
Bioresonanztherapie, Akupunktur und Kinesiologie sind nur drei der vielen Therapieverfahren, welche Tierheilpraktiker in ihr Behandlungsangebot integrieren. Je größer jene Auflistung, desto geeigneter erscheint der Tierheilpraktiker? Nicht ganz: „Ein seriöser Tierheilpraktiker spezialisiert sich auf die Behandlungsmethoden, die ihm liegen“, äußert Diederich. Achten Sie auf die Festlegung eines naturheilkundlichen Schwerpunktes. Dieser fungiert als Indikator dafür, dass sich der Tierheilpraktiker intensiv mit jener Behandlungsmethode auseinandersetzt.