Gift-Cocktail für Bienen: Als "bienenfreundlich" deklariert und pestizidbelastet geliefert
Der BUND hat Zierpflanzen getestet, die als bienenfreundlich verkauft werden. Das Ergebnis: Kaum eine ist es wirklich – viele enthalten gefährliche Pestizide.
Wer Insekten helfen will und dafür Blumen pflanzt, richtet oft ungewollt Schaden an. In einer aktuellen Untersuchung fand der BUND Niedersachsen in 82 von 85 getesteten Zierpflanzen Pestizide – obwohl sie als "bienenfreundlich" verkauft wurden.
Die Analyse ergab: Mehr als die Hälfte der Pflanzen enthielten Wirkstoffe, die für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten hochgefährlich sind. Der Begriff "bienenfreundlich" ist rechtlich nicht geschützt – und damit Türöffner für Etikettenschwindel.
Pflanzen für Bienen erweisen sich als Giftfalle
Der Handel kennt die Produktionsbedingungen seiner Lieferanten oft nicht. In Gesprächen mit Verkaufsstellen stieß der BUND auf Unwissen über den Einsatz von Chemikalien. Die Pflanzen stammen meist aus internationalen Großproduktionen, bei denen Umwelt- und Verbraucherschutz offenbar kaum eine Rolle spielen.
Doch die Pestizide treffen nicht nur Tiere. In einem Drittel der Proben fanden sich auch Stoffe, die für Menschen als krebserregend oder fruchtbarkeitsschädigend gelten. In 35 Fällen tauchten sogar Mittel auf, die in der EU längst verboten sind – darunter Bifenthrin und Diphenylamin. Auch Küchenkräuter wie Rosmarin und Bohnenkraut waren betroffen.
Die Laboruntersuchungen erfassten rund 600 Einzelsubstanzen. Zur Bewertung nutzten die Forscher den Ökotox-Index, der Umweltgiftigkeit, Gesundheitsgefahr und die Belastung von Luft, Wasser und Boden berücksichtigt.
Besonders alarmierend: Der Test ist kein Einzelfall. Seit 2021 führen der BUND und die Partnerorganisation Global 2000 regelmäßig solche Analysen durch – mit ähnlich ernüchternden Ergebnissen. Auch das Magazin "Öko-Test" fand jüngst in Lavendelpflanzen teils komplexe Pestizidcocktails.
Bienenfreundlich gärtnern
Wer wirklich Gutes für Bienen tun will, sollte Pflanzen mit Bio-Siegel kaufen, regionale Gärtnereien bevorzugen oder selbst aus Bio-Samen ziehen. Ungefüllte Blüten, heimische Arten und ein Verzicht auf eigene Pestizide helfen, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten.
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