Warum Spechte beim Klopfen keine Kopfschmerzen bekommen

Was für Singvögel der Balzgesang, das ist das Klopfen für Spechte. Mit Wucht und Lautstärke soll der Trommelwirbel das Interesse eines Partners wecken und Rivalen beeindrucken. Und das hat seinen Preis.

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Im Frühjahr geht es wieder los: Die heimischen Specht-Arten beginnen mit dem Klopfen.© shutterstock.com/James W. Thompson

Im Frühjahr werden die zehn heimischen Specht-Arten fleißig. Dann hämmern und klopfen die Zimmermeister des Waldes, dass es weithin schallt. Lohn der Mühe ist ein Familienleben.

Klopfverhalten der Spechte: Kommunikation mit Wucht und Takt

Wenn wir mit dem Finger nervös auf die Tischplatte trommeln, dann kommen wir so etwa auf zwei Klopfer pro Sekunde – und selbst mit viel Übung und Technik geben unsere Muskeln kaum mehr her.

Unser Grünspecht bringt es auf 20 Klopfer pro Sekunde. Minutenlang rattert er mit Tempo 25 km/h aufs Holz. Ohne Kopfschmerz oder Gehirnerschütterung.

Wie Spechte sich vor Verletzungen schützen – Das 4-Punkte-Programm

Eine ausgefeilte Zusammenarbeit von hochspezialisierten Nerven, Sehnen, Muskeln und Gelenken macht das sichere Arbeiten des gefiederten Zimmermanns bei diesem hohen Tempo möglich.

  • Mit jedem neuen Schlag schließen sich zum Schutz vor Splittern und Spänen die Augen, um sich für den nächsten gezielten Hieb wieder zu öffnen.
  • Und dann gibt es noch einen biologischen Schutzhelm in Form einer außergewöhnlich stabilen knöchernen Schädelkapsel.
  • Damit der Kopf nicht ungebremst aufs Holz prallt, federt eine elastische Knorpelschicht zwischen Schnabel und Schädel die Wucht des Aufpralls ab.
  • Das schwimmend gelagerte Hirn des Spechts driftet bei all dem hektischen Rattern derweil vor und zurück, ohne aber ernstlich an seine Kapsel zu stoßen.
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Warum Spechte klopfen: Imponiergehabe mit Resonanz-Effekt

Mit diesen Voraussetzungen lassen sich nicht nur Insekten und Larven aus Bäumen picken und Nisthöhlen bauen. Das geht auch leiser. Doch früh im Jahr gilt es, Eindruck zu schinden. Denn das laute Trommeln soll Partnern imponieren und Rivalen zeigen, wie stark man ist. Hört, hört! Solange die Säfte noch nicht in die Bäume gestiegen sind, solange Stamm und Äste noch wintertrocken sind, solange ist ihr Holz ein wunderbar weithin schallender Resonanzkörper.

Der Grünspecht macht zudem noch mit einem markanten lachenden Ruf auf sich aufmerksam.

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Brutverhalten der Spechte: So entsteht eine Höhle im Baum

Hat sich ein Paar gefunden, dann arbeitet es an seiner gemeinsamen Zukunft. Zwei Wochen wird abwechselnd gehämmert, geklopft und ausgespänt, bis die Wiege in einem Baumstamm fertiggestellt ist. Richtfest wird bei Zimmermanns gefeiert, wenn die Bruthöhle mit einer Tiefe von 25 bis 60 Zentimetern den Baumeistern groß genug erscheint. Dann lassen sie die letzten Holzspäne am Grund liegen. Als Polster für fünf bis acht Küken, die nach drei Wochen Brut aus den Eiern schlüpfen.

Schlafrhythmus der Spechte: Von Langschläfern zu Frühaufstehern

In der Vogelwelt gelten Spechte als rechte Langschläfer – meist begeben sie sich bereits vor Sonnenuntergang in die Höhle, die sie erst lange nach Sonnenaufgang wieder verlassen. Doch wenn die Küken im Mai geschlüpft sind, ist es für ihre Eltern um die Bettruhe geschehen. Mit Anbruch des Tageslichts, so um 4 Uhr in der Früh, fliegen sie aus, um Insekten für ihre nimmersatten Küken zu sammeln. Bis die Schwingen flugfähig und ausgewachsen sind, füttern die Eltern weiter und müssen noch für ein Weilchen auf den erholsamen Schlaf in den Morgenstunden verzichten.

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Beeindruckende Spechtrekorde: Klopfrate, Größe und Seltenheit

  • Bis zu 1200-mal am Tag trommelt ein Specht zur Balzzeit.
  • Nur 15 Zentimeter von Kopf bis Schwanz misst der Kleinspecht.
  • Die wenigsten Zehen hat der Dreizehenspecht. Alle anderen Spechte haben vier Zehen.
  • Der seltenste Vertreter der Spechte ist der Okinawa-Specht. Nur 75 Brutpaare gibt es noch auf der südlichen japanischen Insel.

Der Grünspecht und seine besondere Nahrungssuche am Boden

Anders als Bunt- und Schwarzspecht sucht der Grünspecht seine Nahrung nicht in Bäumen, sondern vorwiegend am Boden. Zusammen mit dem Grauspecht zählt er deshalb biologisch zu den Gras- oder Erdspechten. Die stochern mit ihren Schnäbeln in Ameisenbauten herum und sammeln die Insekten, ihre Eier und Larven mit einer zehn Zentimeter langen Zunge ein und bringen sie ihrer Brut.

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