Obedience Training mit dem Hund: Übungen und Tipps

Obedience Training ist ein Hundesport, der sich um Gehorsamkeit dreht. Doch nicht auf Drill kommt es an, wie der Begriff selbst vermuten lässt, sondern auf eine gute Hund-Mensch-Beziehung.

Hund gibt Pfote
Obedience Training ist für jeden Hund geeignet.© shutterstock.com/otsphoto

Auch bei Obedience wird "Gehorsam" ausschließlich über die Futter- oder die Beutemotivation oder mit dem Clicker aufgebaut. Dabei sind Einfühlungsvermögen, Geduld und gutes Wissen über das Wesen Hund gefragt. In Deutschland wird Obedience offiziell seit 1. Januar 2001 als FCI-Hundesportart angeboten.

Erfahren Sie hier alles rund um das Obedience-Training und den Wettkampf.

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Bei Obedience muss der Hund verschiedene Übungen durchführen.© stock.adobe.com/Osetrik

Obedience-Training: Worauf kommt es an?

Beim Obedience-Training kommt es darauf an, dass der Hund alle Übungen mit Freude, aber auch schnell und korrekt ausführt. Das Besondere an Obedience: Man spürt den Hund durch die nahe Zusammenarbeit. Die Motivation gibt dem Hund das "Wollen", für Sie zu arbeiten.

Wichtig ist, dass die Übungen die Mensch-Hund-Beziehung vertiefen, der Hund hat "ein Lächeln" um die Schnauze. Drill ist fehl am Platz – stattdessen ist Präzision gefragt! Und das ist die Herausforderung für Hund und Halter. Gefragt sind Fantasie bei der Ausbildung, das richtige Motivieren des Hundes, seine ganze Aufmerksamkeit, damit er auf Distanz die Anweisungen sofort ausführen kann. Er soll praktisch immer durch eine unsichtbare Leine mit dem Hundeführer verbunden sein.

Für welche Hunde ist Obedience geeignet?

Obedience ist für jeden Hund geeignet. Die Höhe der Hürde, die es zu überwinden gilt, wird auf die Schulterhöhe des jeweiligen Hundes eingestellt. Auch die Apportierhölzer werden der Größe des Hundes angepasst. Jeder Hund soll bei den Übungen außerdem die Grundgeschwindigkeit seiner Rasse zeigen.

Es geht also nicht um herausragende Schnelligkeit. Daher ist Obedience auch für Hunde geeignet, die nicht ganz so fit oder schon älter sind. Alle Übungen können auf spielerische Art aufgebaut werden. So kann man Obedience auch zuhause (vor dem Spiegel) trainieren. Es ist immer reine Teamarbeit, bei der auch ganz kleine und ältere Hunde eine Chance haben.

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Obedience ist für alle Hunderassen geeignet.© stock.adobe.com/elen31

Nasenarbeit beim Obedience

Die einzige Nasenarbeit beim Obedience ist die sogenannte Eigenidentifikation: Der Hund sucht unter den am Boden liegenden Hölzern das aus, das der Hundeführer vorher in der Hand hatte. Je nach Klasse liegen bis max. sechs Hölzer in einem Kreis oder auf einer Linie, fünf neutrale und das mit dem Geruch des Hundeführers. Der Hund hat das gefundene Holz sauber und schnell zu apportieren.

Welche Voraussetzungen müssen Hund und Halter für Obedience erfüllen?

Wer mit seinem Hund Obedience Training machen will, muss selber in guter Verfassung sein: Gefragt sind eine gute Kondition, gute Balance und ein gutes Körpergefühl. Der Hundeführer soll seinen Hund "lesen" können, er soll emotional, psychisch und physisch fit sein, denn alles beginnt im Kopf des Hundeführers, nicht beim Hund. Wenn alles stimmt, will der Hund für uns arbeiten.

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Für Obedience müssen Hund und Halter ein gutes Team sein.© stock.adobe.com/Karoline Thalhofer

Obedience-Prüfung: Voraussetzungen für Halter bei Obedience

Offizielle Obedience-Prüfungen und -Wettkämpfe werden von Vereinen und Organisationen durchgeführt. Dabei gibt es offene Obedience-Wettbewerbe und sogenannte Qualifikations-Obedience-Wettbewerbe.

  • offener Wettbewerb: Jeder kann teilnehmen, der Mitglied in einem durch den VDH anerkannten Verband oder Mitgliedsverein ist.
  • Qualifikations-Wettbewerb: Nur Teams mit Hunden der Obedience Klasse 3 können teilnehmen (Gewinner sollen an Weltmeisterschaften teilnehmen).

Obedience-Prüfung: Voraussetzungen für Hunde bei Obedience

Die Größe und die Rasse des Hundes spielt bei Obedience keine Rolle. Allerdings sollte der Hund

Ausgeschlossen sind vom Obedience-Wettkampf Hunde, die

  • blind sind
  • eine ansteckende Krankheit oder Infektion haben
  • Parasiten (Würmer, Krätze) haben
  • aggressiv sind
  • getaped, genäht oder verbunden sind

Läufige Hündinnen dürfen am Obedience-Wettbewerb teilnehmen. Allerdings starten sie meist als Letzte.

Obedience-Training: Tipps für einen gelungenen Start

Mit dem Obedience-Training können Sie schon im Welpenalter beginnen, wenn Sie keine Erwartungshaltung an den Welpen stellen. Andernfalls verliert der Welpe die Freude, mit Ihnen zu trainieren. Alles können Sie ihm auf spielerische Art vermitteln. Da in der Regel der Hundeführer zu wenig interessant für den Hund ist, brauchen Sie ein Hilfsmittel, ein Stück Fleisch oder einen Ball zum Beispiel. Einfach etwas, was der Hund unbedingt haben will.

Parallel zu den Hilfsmitteln muss der Hundeführer lernen, mit dem Hund zu spielen, mit oder ohne Gegenstand. Ziel ist ja, dass der Hundeführer die höchste Motivation für den Hund ist. Lehren Sie den Hund von Anfang an korrektes "Sitzen bei Fuß", wird er nie eine schräge Grundstellung einnehmen. Er wird nur die Perfektion kennen, somit müssen Sie ihn nie korrigieren. Trainieren Sie jeden Tag nur 5–10 Minuten. Denn ein Hund in höchster Spannung und Konzentration kann höchstens 10 Minuten richtig aufnehmen.

Schritt für Schritt führen Sie den Hund schließlich zur perfekten Übung. Die jeweiligen Übungen müssen Sie zuerst zerlegen und dann beim ersten Schritt beginnen. Überspringen Sie einzelne Schritte, fällt die ganze Übung früher oder später auseinander. Gehen Sie erst einen Schritt weiter, wenn Sie sicher sind, dass der Hund alles verstanden hat. All diese kleinen Schritte setzte Sie am Schluss wie ein "Puzzle" zusammen. Arbeiten Sie locker und konsequent.

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Fangen Sie zuhause mit dem Obedience-Training an.© stock.adobe.com/Prostock-studio
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Obedience mit Hund: Dieses Zubehör brauchen Sie

Wollen Sie Ihren Hund in Obedience trainieren, sollten Sie gleich ähnliche Verhältnisse schaffen, wie sie auch beim Wettkampf gegeben sind. Diese Gegenstände sollten Sie für das Obedience-Trianing verwenden:

Halsbänder für Obedience

Hundegeschirre sind bei Obedience verboten. Zugelassen sind nur gewöhnliche Halsbänder. Schlicht und einfach ist beispielsweise das weiche Lederhalsband von Knuffelwuff*.

Auch das Halsband Larvik von Hunter* ist schlicht und trotzdem elegant. Es besteht aus geschmeidigen Rindsleder.

Schwarz und einfach ist das gepolsterte Halsband von Heele*. Es ist laut Hersteller robust und strapazierfähig, es besteht aus echtem Leder und weichem Neopren.

Hürden für Obedience-Training

Bei manchen Wettkämpfen muss der Hund auch über ein niedriges Hindernis springen. Dafür sollten Sie mit einer Hürde trainieren, die etwa einen Meter breit und höhenverstellbar ist (von 10 bis 70 Zentimeter). Dafür geeignet ist beispielsweise die Dog Activity Agility Hürde von Trixie*. Die Höhe ist stufenlos verstellbar, die Schnellspannverschlüsse machen einen schnellen Auf- und Abbau möglich.

Apportiergegenstände für das Obedience-Training

Für Trainingszwecke können Sie auch einen Dummy für Hunde verwenden, um Obedience zu üben. Um dem Obedience-Wettkampf aber so nah wie möglich zu kommen, sollten Sie mit Holzapportel und Apportiergegenständen aus Metall arbeiten.

Besonders preisgünstig ist das Apportierholz von Nobby*. Es ist in verschiedenen Größen (125 bis 1000 Gramm) erhältlich.

Sehr gute Bewertungen hat das eckige Apportierholz von Kerbl*. Es ist in zwei Größen (400 und 650 Gramm) erhältlich.

Stoppuhren für Obedience mit Hund

Stoppuhren sind sehr wichtig bei Obedience, da die Kommandos auf Zeit ausgeführt werden müssen. Eine kleine, handliche Stoppuhr ist der Timer von DFA Dostmann*. Wer gerne auf eine robuste, outdoor-taugliche Stoppuhr setzen möchte, kann beispielsweise die Ditigtal Sport Stoppuhr von RSVOM* wählen.

Obedience-Kommandos

Obedience besteht eigentlich aus bekannten Kommandos:

Dazu kommen einige Übungen, die auf Distanz gezeigt werden müssen.

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Obedience verlangt verschiedene Kommandos ab.© stock.adobe.com/Karoline Thalhofer

Der Ablauf beim Obedience-Wettkampf

Obedience ist je nach Land in vier bis sieben Klassen aufgeteilt. In Deutschland sind es diese vier:

In jeder Klasse müssen zehn Übungen gezeigt werden. Welche das sind und welche Hunde in welcher Klasse antreten dürfen, lesen Sie hier.

Obedience mit Hund: Beginner-Klasse

Die Beginner-Klasse ist die Einsteigerklasse. Hier können alle Hunde unter den üblichen Voraussetzungen teilnehmen, die mindestens 15 Monate alt sind. Folgende elf Übungen werden in der Beginner-Klasse laut der Prüfungsordnung des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V.) bewertet:

  1. Verhalten gegenüber anderen Hunden
  2. stehen und betasten
  3. zwei Minuten liegen in einer Gruppe, Hundeführer in Sicht
  4. Freifolge
  5. Sitz oder Platz aus der Bewegung
  6. in ein 10 Meter entferntes Quadrat schicken mit Platz
  7. abrufen
  8. Apport auf ebener Erde
  9. Distanzkontrolle aus 3 Meter, zwei Wechsel
  10. Um eine fünf Meter entfernte Pylonengruppe/Tonne schicken
  11. Gesamteindruck

Bewertet wird auch das Team, das heißt, der vertrauensvolle und kooperative Umgang zwischen Mensch und Hund.

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Der Hund muss auch um Pylonen laufen.© stock.adobe.com/Karoline Thalhofer

Obedience mit Hund: Senioren-Klasse

Um in der Senioren-Klasse zu starten, muss der Hund mindestens die Klasse 1 bestanden haben. Außerdem muss er das 8. Lebensjahr vollendet haben. Hunde, die in der Senioren-Klasse starten, können nicht mehr in die anderen Klassen zurück.

Diese Übungen muss ein Mensch-Hund-Team in der Senioren-Klasse laut der Prüfungsordnung des VDH meistern.

  1. zwei Minuten liegen in der Gruppe, Hundeführer in Sicht
  2. Freifolge
  3. abrufen
  4. in ein 15 Meter entferntes Quadrat schicken mit Platz
  5. Steh und/oder Sitz und/oder Platz aus der Bewegung
  6. apportieren mit Richtungsanweisung
  7. um eine 5 Meter entfernte Pylonengruppe/Tonne herumschicken
  8. Geruchsidentifizierung aus sechs Holzgegenständen
  9. Distanzkontrolle aus zehn Meter
  10. Gesamteindruck
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Kontrolle auf Distanz ist wichtig beim Obedience.© stock.adobe.com/bobdapaloma

Obedience mit Hund: Klasse 1

Hunde, die die Beginner-Klasse mit der Note "Vorzüglich" beendet haben, dürfen in der Obedience-Klasse-1 antreten. Der Hund muss mindestens 15 Monate alt sein.

Diese Obedience-Übungen müssen in der Klasse 1 erledigt werden:

  1. eine Minute sitzen in einer Gruppe, Hundeführer in Sicht des Hundes
  2. Freifolge
  3. Steh oder Sitz oder Platz aus der Bewegung
  4. abrufen
  5. voraussenden in ein Quadrat
  6. Distanzkontrolle aus fünf Meter
  7. apportieren und Sprung über eine Hürde
  8. um eine Pyloengruppe/Tonne schicken und zurückkehren
  9. Gesamteindruck
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Steh, Sitz und Platz müssen sitzen.© stock.adobe.com/melounix

Obedience mit Hund: Klasse 2

In der Klasse 2 darf man beim Obedience erst antreten, wenn die Klasse 1 mit der Note "Vorzüglich" beendet wurde. Der Hund muss in dieser Klasse ein Mindestalter von 16 Monaten haben.

In der Klasse 2 muss der Hund sein Können bei diesen Übungen unter Beweis stellen:

  1. zwei Minuten liegen in einer Gruppe, Hundeführer außer Sicht des Hundes
  2. Freifolge
  3. Steh oder Sitz oder Platz aus der Bewegung (zwei dieser Positionen)
  4. abrufen im Steh
  5. in ein Quadrat schicken mit Platz und abrufen
  6. apportieren mit Richtungsanweisung
  7. Geruchsidentifizierung aus sechs Holzgegenständen
  8. Distanzkontrolle aus 10 Meter
  9. um eine Pylonengruppe/Tonne schicken, Steh/Platz und springen
  10. Gesamteindruck
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Beim Obedience muss der Hund apportieren.© stock.adobe.com/melounix

Obedience mit Hund: Klasse 3

Die Klasse 3 ist die Königsklasse. Nur, wenn das Hund-Mensch-Team die Klasse 2 mit der Note "Vorzüglich" abgeschlossen hat, darf das Team an Klasse-3-Wettbewerben teilnehmen. Der Hund muss für die Klasse 3 mindestens 17 Monate alt sein. Folgende Übungen werden laut Prüfungsordnung des VDH verlangt:

  1. zwei Minuten sitzen in einer Gruppe, Hundefrüher außer Sicht des Hundes
  2. eine Minute liegen in einer Gruppe mit abrufen
  3. Freifolge
  4. Positionen aus der Bewegung
  5. abrufen mit Steh/Sitz/Platz
  6. in ein Quadrat schicken mit Richtungsanweisung, Platz und abrufen
  7. apportieren auf Anweisung
  8. um eine Pylonengruppe schicken, Steh/Sitz/Platz, apportieren und springen
  9. Geruchsidentifizierung und apportieren
  10. Distanzkontrolle
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Bei Obedience braucht es Disziplin. © stock.adobe.com/Christian Müller

Obedience: So wird der Hund bewertet

Die Bewertung der Übungen findet durch den Leistungsrichter statt. Zusätzlich gibt es den Ring-Steward, der dem Hundeführer alle Anweisungen zu den Übungen gibt. Er begleitet die Teams durch den Wettkampf.

Diese Punktzahl bestimmt die Note:

ProzentPunktzahlNote
> 80 %256 - 320Vorzüglich
70 % - 80 %224 - 255,5Sehr gut
60 % - 70 %192 - 223,5Gut
< 60 %0 - 191,5Mangelhaft

Erst, wenn die Note "Vorzüglich" in einer Klasse erreicht wurde, steigt das Mensch-Hund-Team in die nächste Klasse auf. Hund und Mensch können aber niemals zurückgestuft werden.

Der Hundesport Obedience ist für alle Hunde, aller Größe, Altersklassen und Rassen geeignet. Außerdem wir dabei die Beziehung zwischen Mensch und Hund gestärkt. Kein Wunder also, dass Obedience bei vielen Hundehaltern so beliebt ist.

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