Hundewissen für Klugscheißer
Wer schon seit Jahrtausenden mit Menschen lebt, um den ranken sich viele Mythen, Geschichten, Legenden und (Halb-)Wahrheiten. Auf diesen Seiten reden wir drüber, klären auf und bescheren Ihnen Fakten, die Sie zum echten Hundekenner machen.
Unsere Hunde verfügen über fantastische Fähigkeiten – wie etwa ihren Geruchssinn, der bis zu 100.000-mal besser ist als unser eigener. Deshalb wird er von unseren vierbeinigen Begleitern auch in allen Lebenslagen eingesetzt. Unter anderem zur Kommunikation mit ihren Artgenossen.
Duftende Hinterlassenschaften
Die meisten Hunde lieben es, draußen unterwegs zu sein. Sie können sich nach Herzenslust bewegen, laufen und toben und ganz nebenbei mit ihren Zweibeinern gemeinsame Abenteuer erleben. Sie lieben Gassigehen aber auch deshalb so sehr, weil es ihnen die Möglichkeit gibt, Botschaften an andere Tiere in der Umgebung zu hinterlassen und selbst Botschaften zu empfangen. Das unter Hundehaltern viel berufene „Zeitunglesen“ unserer Hunde hat also durchaus seine Berechtigung. Über Urin und Kot hinterlassen Hunde bestimmte Duftnoten – und teilen damit auch eine Menge Dinge an ihre Umwelt mit.
Eine Frage der Chemie
Allem voran steht hier natürlich die Reviermarkierung. Genauso wie ihre wölfischen Vorfahren markieren Hunde mit Kot und Urin ihr Revier, das sie für sich beanspruchen. Damit aber nicht genug, denn unsere Hunde sammeln und übermitteln eine unglaubliche Fülle an Informationen, wenn sie an den Hinterlassenschaften eines anderen Tieres schnuppern und anschließend darüberpinkeln. Und hier kommt die unglaublich leistungsstarke Hundenase ins Spiel. Die Nasen unserer Vierbeiner sind nämlich so fein, dass sie beim Schnüffeln an den Hinterlassenschaften von Artgenossen oder anderen Tieren unterschiedliche Chemikalien wahrnehmen können. Auf diese Weise erfahren Hunde zum Bei spiel das Alter und das Geschlecht des Artgenossen, ob der andere Vierbeiner läufig, kastriert oder sogar krank ist. Und natürlich erkennen sie den Urin von ihnen bekannten (oder auch verhassten) Hunden wieder.
Nachrichten überschreiben
Noch nicht ganz einig ist sich die Forschung darüber, warum viele unserer Hunde über Duftmarken, auf die sie stoßen, darüber markieren müssen. Forschende vermuten eine Art „Wettbewerb“ zwischen verschiedenen Hunden, die im gleichen Revier, also auf den gleichen Gassistrecken unterwegs sind. Eventuell könnte es aber auch Teil des Paarungsverhaltens sein. Dafür spricht, dass unkastrierte Rüden dazu tendieren, die Marke von unkastrierten Hündinnen überzumarkieren.
Hoch das Beinchen
Rüden scheinen einen regelrechten Wettbewerb zu haben, wer an senkrechten Flächen wie Bäumen, Hausecken oder Laternenpfählen höher markieren kann. Das Prinzip dahinter ist einfach: Je höher die Duftmarke, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass andere Hunde den Urin auch riechen. Außerdem verrät die Höhe der Duftmarke auch die Größe des Hundes. Allerdings haben kleine Hunde einen Trick auf Lager: Kurzbeinige Hunde schaffen es, ihre Hinterbeine höher zu heben und sich stärker zurückzulehnen als große Hunde. So täuschen sie eine stattliche Größe vor, wo gar keine ist.
Geduldig bleiben
Für Hundehalter kann es nervig sein, wenn der Hund beim Spazieren alle paar Meter stehen bleibt, um ausgiebig zu schnüffeln und anschließend in einem sorgsam gewählten Winkel darüber zu pinkeln. Gönnen Sie Ihrem Vierbeiner den Spaß. Die geistige Stimulation durch die Analyse der Duftmarken ist für Hunde ebenso wichtig wie die Bewegung, die sie durch einen Spaziergang bekommen.
Biologie – Plötzlich wird der Welpe schlaff
Hüpfen, rennen, springen und wildes Toben mit den Geschwistern – Welpen sind ganz schön viel in Bewegung. Umso seltsamer ist die Reaktion, wenn man einen Welpen hochnimmt: Die Muskeln werden schlaff, die Augen fallen zu und es fühlt sich so an, als halte man einen nassen Sack in der Hand. Dieses Erschlaffen ist eine natürliche Verhaltensweise, die sich im Laufe der Evolution immer mehr gefestigt hat. Droht Gefahr, packt die Wolfsmutter ihre Jungen im Nackenfell, um sie schnell in den schützenden Bau zu bringen. Zappelt ein Welpe jedoch herum, ist die Gefahr groß, dass er sich dabei verletzt oder wertvolle Zeit verloren geht. Darum werden die Welpen, die stillhalten, zuerst von der Mutter gerettet und haben somit größere Überlebenschancen. So setzte sich die Reaktion durch und blieb bis heute erhalten. Im Junghundealter, wenn aus dem Hundekind ein Teenager wird, hört dieses Verhalten jedoch auf und das Tragen wird schwieriger.
Forschung – Großes Hirn, schlauer Hund?
Laut einer Studie der Royal Society haben besonders intelligente Hunde wie Border Collies im Verhältnis zu ihrer Körpergröße das geringste Hirnvolumen. Hingegen zeigen Hunderassen mit einem relativ großen Gehirn wie Chihuahuas eher ängstliches oder aggressives Verhalten. Hundehirne sind ca. 20 % kleiner als die von Wölfen. Rassen mit großen Gehirnen sind dem Hirnvolumen ihrer Vorfahren also näher. Forschende vermuten darin auch den Grund, warum diese Rassen ängstlicher und aggressiver reagieren. Die Domestizierung reduzierte nicht nur die Hirngröße, sondern auch das Angst- und Aggressionsverhalten unserer Haushunde.
Geschichte – Der erste Blindenführhund
Wann genau Hunde zum ersten Mal als Blindenführer eingesetzt wurden, lässt sich nicht sicher sagen. In der antiken Stadt Herculaneum in Italien fand man ein Wandgemälde mit einem Blinden in Begleitung eines Hundes. Ende des 18. Jahrhunderts bildete Josef Reisinger einen Spitz so gut aus, dass seine Blindheit von Mitmenschen bezweifelt wurde. Zur selben Zeit wurden auch Hunde im Pariser Blindenhospital „Les Quinze-Vingts“ zu Führdiensten abgerichtet.