Knurren bei Hunden: Bedeutung und Maßnahmen

Angst, Schmerzen, Grenzsetzung – die Gründe für Knurren bei Hunden sind vielfältig. Halter nehmen das wichtige Warnsignal jedoch oft nicht als solches wahr. Das müssen Sie über Knurren beim Hund wissen.

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Knurren gehört zum normalen Verhaltensrepertoire von Hunden. © Jill Peters-stock.adobe.com

Knurren beim Hund ist ein normales Kommunikationsmittel. Ein Hund teilt seiner Umwelt dadurch mit, dass er in einer bestimmten Situation mehr Abstand benötigen, etwa zu einer anderen Person oder einem anderen Hund. Was für viele Hundehalter auf den ersten Blick erschreckend klingt, ist eine Vorstufe – eine Warnung –, um einen Konflikt mit Körpereinsatz zu vermeiden.

Inhaltsübersicht

Warum knurren Welpen?

Werden Welpen geboren, so können diese alle schon knurren. Während ihrer sozial-sensiblen Phase lernen die Kleinen im Umgang mit Artgenossen, Menschen, Gegenstände usw., wie sie das Knurren einsetzen müssen, damit es die passende Wirkung auf die jeweilige Situation zeigt.

Junge Hunde lernen also im besten Fall schon, wie sie „ihre Stimme heben“ müssen, um ihrem Ziel näherzukommen. Dabei lernen sie zu Beginn auch am Misserfolg, also wenn ihr Knurren in einer bestimmten Situation nicht zielführend war. Sie probieren sich aus und lernen in jeder Situation. Deshalb ist Knurren nicht gleich Knurren, sondern kann in verschiedenen Situationen vorkommen.

Warum knurren erwachsene Hunde?

Als erwachsene Tiere, ist das Knurren die sanfteste Art zu zeigen, dass der oder die andere (Hund oder Mensch) das unterlassen soll, was er gerade beabsichtigt oder schon tut. Der Grummellaut will die Distanz des Gegenübers halten oder herstellen.

Gibt es auf diese leise Drohung keine oder die falsche Reaktion, eskaliert die Situation. Es folgt meistens der gehemmte oder Scheinbiss: ein Schnappen über den Körper des angesprochenen Hundes oder in die Luft, wenn ein Mensch gemeint ist. Und dann schaukelt sich das Ganze hoch:

  • Verfehlen die Warnungen ihren Zweck, wird der Hund den Angesprochenen zwicken oder anrempeln, immer noch, ohne ihn zu verletzen.
  • In der höchsten Eskalationsstufe startet der Vierbeiner dann den ersten Angriff mit Verletzungsabsicht, bevor es zur heftigen Attacke kommt, bei der ein Hund nicht mehr ansprechbar ist.

Hunde, die eine gute Sozialisation hinter sich haben, setzen in jeder Situation (und so auch in jedem Konflikt) immer nur so viel Energie ein, wie es die Situation verlangt.

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Hund knurrt mich an – richtig reagieren

Wenn sich Ihr Hund in einer für ihn stressigen Situation befindet und knurrt, sollten Sie die Situation für ihn lösen und ihn aus dem Konflikt nehmen. Das ist wichtig für den Hund, denn so geben Sie ihm Sicherheit und können die Bindung zum Hund stärken.  Außerdem verhindern Sie so, dass der Konflikt auf körperlicher Ebene endet.

Nehmen Sie das Knurren Ihres Hundes deshalb wahr und reagieren Sie frühzeitig, dann ist der Stresspegel für sie beide sowie die Aggressionsbereitschaft des Hundes geringer. Erkennen Sie sein Knurren nicht, würde Ihr Hund womöglich weitere Drohstufen nutzen und sich, wenn nötig, auch verteidigen bzw. angreifen.

Das könnten Sie tun, wenn Ihr Hund einen Reiz oder aus Sie gezielt anknurrt:

  • Vergrößern Sie die Distanz zum Reiz. Laufen Sie mit Ihrem Hund in einem größeren Abstand am Reiz vorbei (wechseln Sie z.B. die Straßenseite) – oder, wenn es möglich ist, gehen Sie in eine andere Richtung. So entlasten Sie Ihren Hund, denn wenn Sie nicht reagieren, denkt er, dass Sie sein Knurren nicht erkennen und er wird die Strategie wechseln. Schnappen würde dann vielleicht folgen.
  • Begegnen Sie dem Reiz in einem Bogen und nicht frontal. Hunde begrüßen sich auch nicht frontal, sondern über einen respektvollen Bogen. Auch das kann helfen, um die Situation zu entspannen – und das Knurren lässt womöglich nach.
  • Nehmen Sie den Reiz einfach weg. In einer Akutmaßnahme ist dies eine gute Idee (wenn möglich), um die Situation zu entspannen und schnell zu handeln. Auf Dauer sollte allerdings ein Training stattfinden.

Allgemein sollten Sie so vorgehen, wenn Ihr Hund knurrt:

  1. Nehmen Sie wahr, wann Ihr Hund knurrt, in welchen Situationen. Wer ist beteiligt? Was sind die Auslöser?
  2. Finden Sie heraus, was Ihr Hund in diesem Moment fühlt. Ist er ängstlich? Wütend?
  3. Prüfen Sie, was Ihr Hund in diesem Augenblick stattdessen brauchen könnte. Sie werden feststellen, dass Sie das oft sind, der ihm Halt, Orientierung und Sicherheit vermitteln kann, sodass er gar nicht knurren muss, weil Sie ohnehin alles managen.
  4. Überlegen Sie – gerne auch mit einem Hundetrainer – wie Sie das Training angehen können.
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Knurren kann ein Stresssignal sein. © Shutterstock/ Anna Krivitskaya

3 Gründe, warum Hunde knurren

Zu jedem Knurren gehört eine Ursache. Damit Sie richtig reagieren können, müssen Sie wissen, warum Ihr Hund gerade knurrt. Denn wenn ein Hund aus Angst knurrt, ist die Lösung natürlich eine andere, als wenn er aus Wut oder Schmerzen knurrt.

Knurren aus Wut

Stellen Sie sich vor, dass Ihr Hund gerade wütend ist. Sie bringen Ihren Hund durch ein „Nein“ zum Abbruch des Knurrens. Aber was ist dann? Die Energie ist ja noch vorhanden. Höchstwahrscheinlich sucht sich Ihr Hund einen anderen Puffer, um „Dampf abzulassen“. Das könnte im schlimmsten Fall auch eine ungerichtete Aggression sein.

Zeigen Sie Ihrem Hund lieber ein Alternativverhalten auf. Erarbeiten Sie das gemeinsam mit Ihrem Hund. Sie werden merken, dass Sie ihn leichter durch eine Alternative lenken können, statt nur mit einem Abbruch.

Knurren aus Unsicherheit

Haben Sie hingegen einen Hund vor sich, der aus einer Unsicherheit heraus knurrt, ist es auch nicht gut, den Hund durch einen Abbruch zum Schweigen zu bekommen. Dieser Hund benötigt Ihre Unterstützung, was ein „Nein“ aber sicher nicht ist.

Knurren aus Schmerzen

Haben Sie den Verdacht, dass das Knurren bei Ihrem Hund ein Schmerzsignal ist, dann sollten Sie unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen. Sind Schmerzen die Ursache für das Knurren, so tritt es z.B. bei bestimmten Berührungen oder Bewegungen auf. Achten Sie zudem auf andere Krankheitssymptome oder Verhaltensveränderungen bei Ihrem Hund.

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Das Knurren bei Hunden kann verschiedene Ursachen haben. © Shutterstock/ Agnes Kantaruk

Der knurrende Hund hat den Streit angefangen?

Viele Hundehalter interpretieren, dass der Hund, der geknurrt hat, den Streit „angefangen“ haben muss. Dem ist jedoch meist keinesfalls so. Knurren ist bei Menschen oft mit etwas Negativem verknüpft und wird oft als Auslöser wahrgenommen. Aber Kommunikation hat keinen Anfang und auch kein Ende. Sie läuft auf verschiedenen Ebenen ab, wie durch Berührungen, Gerüche, Akustik, Geschmack und auch über die Optik. Viele kleine, für uns oft nicht sichtbare, Nuancen laufen meist schon vor dem Knurren ab. Der, der knurrt, ist auf jeden Fall nicht immer automatisch auch der Schuldige!

Hund knurrt: Noch mehr Tipps und Informationen

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