Warum eine Tierkrankenversicherung für Ihre Katze sinnvoll ist – Tierarzt gibt Tipps
Was tun, wenn die Katze krank ist, aber das Geld knapp – und warum ist der Tierarztbesuch überhaupt so teuer geworden? In unserem großen Experten-Interview gehen wir diesen und weiteren Fragen nach
Ein Besuch in der Tierarztpraxis ist für viele Katzen mit Stress verbunden – und der beginnt meist schon, wenn wir auch nur an die Worte „Tierarzt“ oder „Transportbox“ denken. Die Aufregung unserer Katze überträgt sich rasch auf uns, und das macht wiederum unsere Katze noch unsicherer – ein waschechter Teufelskreis, aber eben auch verständlich. Schließlich sind unsere Katzen mehr als nur Haustiere, sie sind Teil der Familie. Kein Wunder also, dass uns ihre Gesundheit besonders am Herzen liegt. Neben der Sorge um das Wohlergehen unserer Samtpfoten kommen häufig auch finanzielle Fragen ins Spiel. Tierarztkosten sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, und das sorgt unter vielen Tierhaltern für Unsicherheit und emotional geführte Debatten. Die gute Nachricht: Es gibt Wege, um Besuche beim Tierarzt deutlich entspannter zu gestalten und sich finanziell besser abzusichern.
Unser Experte In seiner Tierarztpraxis im hessischen Oberursel behandelt Dr. med. vet. Streicher ausschließlich Katzen. www.katzen-praxis.de
Warum wurden die Gebühren für Tierarztleistungen erhöht?
Dr. med. vet. Streicher: Die Tiermedizin ist teuer geworden, insbesondere das Personal, wenn man noch welches findet. Allein im näheren Umfeld meiner Praxis haben in den letzten Jahren sieben Tierarztpraxen geschlossen. Nicht, weil sie nicht rentabel waren, im Gegenteil, sondern weil es einfach keine Nachfolge gegeben hat, die sich die Arbeitsbelastung einer selbständigen Tätigkeit in eigener Praxis zumuten wollte. Die Gebührenerhöhung Ende 2022 könnte als Versuch gesehen werden, das Praxissterben durch finanzielle Anreize aufzuhalten. Meine Prognose ist jedoch, dass es in 20 Jahren in Deutschland kaum noch den praktizierenden Tierarzt geben wird, und dass 90 Prozent aller Tiere in sehr großen und überregionalen Tierkliniken behandelt werden, die allesamt von Großkonzernen geführt werden.
Was können Tierhalter tun, wenn sie an ihre finanziellen Grenzen stoßen?
Wer keine vollumfängliche Tierkrankenversicherung hat, wundert sich schon über die Höhe der Rechnung im Vergleich zur Rechnung vor der Gebührenerhöhung. Die tatsächliche Anzahl der Beschwerden über die Tierarztkosten sind jedoch unverändert gleichgeblieben. Selbst, wenn wir die Gebühren um die Hälfte reduzieren würden, wird es immer diejenigen geben, denen das zu teuer ist. Es kommt aber auch vor, dass Kunden die Erhöhung verstehen und nachvollziehen können.
Was tun, wenn Tierhalter sich die Behandlung nicht mehr leisten können?
Können sich manche Tierhalter die Behandlung nicht mehr leisten? Manche, ja. Ein Tierarzt, der seine Kunden kennt, und in dessen Praxis ein vertrauensvolles Miteinander herrscht, wird ein Tier aber nicht unbehandelt oder sogar sterben lassen. Es finden sich immer Wege und Lösungen, wenn die Kosten im akuten Fall nicht vollumfänglich beglichen werden können. Größere Eingriffe in Kliniken müssen jedoch immer direkt bezahlt werden. Mittlerweile können Kredite vor Ort in den tiermedizinischen Einrichtungen abgeschlossen werden. Wer jedoch nicht kreditwürdig ist, der hat ein Problem bei der Beantragung eines Darlehens.
Was tun, wenn die finanzielle Absicherung fehlt?
Die Frage ist eine andere: „Warum kann ich als Tierhalter das nicht bezahlen? Warum habe ich keine Tierkrankenversicherung? Warum habe ich kein Geld für mein Tier zurückgelegt?“ Als ich vor über 20 Jahren anfing als Tierarzt zu arbeiten, haben wir Tierärzte uns gegenseitig unterboten, nur um den Kunden zu halten. Da wurde nicht wirtschaftlich gearbeitet. Wenn es bei mir zu teuer war, ging man halt zwei Straßen weiter zu einem anderen Tierarzt. Eine 100 Stunden-Woche war keine Seltenheit. Hauptsache, man konnte günstig den Kunden zufrieden stellen. Diese Tierärzte gibt es kaum noch. Das bekommen die Tierhalter zum einen durch die gestiegenen Preise zu spüren, zum anderen wird es immer schwieriger, sehr zeitnah bei einem Tierarzt einen spontanen Termin zu bekommen. Die Praxen sind überlaufen.
Welche Lösung gibt es für das Problem der überlasteten Tierarztpraxen?
Ich vermute, dass sich das Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen wird. Viele in eigener Praxis arbeitende Tierärzte werden in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand gehen, ohne einen geeigneten Praxisnachfolger zu finden. Diesen Praxismangel werden Tierkliniken abfangen müssen, wie sie es auch jetzt schon tun. Auch wenn viele Tierhalter nicht glücklich über die „Kommerzialisierung“ der Tiermedizin durch den Einstieg von Investoren sind: Ohne diese Investoren, die Kliniken und große Praxen aufkaufen, würde derzeit in Deutschland die immer noch sehr gute tiermedizinische Versorgung nicht mehr adäquat aufrechterhalten werden können.
Wie setzen sich die Kosten für Tierarztleistungen zusammen?
Je nach Schwierigkeit, Zeitaufwand und Zeitpunkt des Erbringens der Leistung kann der ein- bis dreifache Gebührensatz angelegt werden. Zu Notdienst-Zeiten wird eine gesetzlich festgelegte Notdienstpauschale von 50 Euro netto fällig. Die GOT ist online unter anderem auf der Seite der Bundestierärztekammer öffentlich einsehbar. Im Folgenden sind beispielhaft die Posten aufgeführt, die eine Kastration eines Katers umfassen kann – punktgenau voraussagen lassen sich die Kosten jedoch nie. Folgende Beispielrechnung kann also nur als grober Anhaltspunkt gesehen werden:
Leistung Kosten – einfacher Satz GOT Allgemeine Untersuchung mit Beratung .......................................................23,65 Euro Injektion......................................................................................................11,50 Euro Injektionsnarkose intramuskulär..................................................................23,44 Euro Kastration Kater..........................................................................................30,32 Euro
+ Kosten für Verbrauchsmaterial
+ Kosten für Medikamente
+ Umsatzsteuer
Wie bleibt die Kommunikation zwischen Tierhalter und Tierarzt entspannt?
1. So bleiben Sie im Gespräch entspannt: Wer seine Katze liebt, übernimmt Verantwortung – auch für den Dialog mit dem Tierarzt. Es gehört dazu, Fragen zu stellen, Unsicherheiten zu äußern und offen für Empfehlungen zu bleiben. Bedenken Sie: Sie sprechen dabei für jemanden, der sich selbst nicht äußern kann, nämlich für ihre Katze.
2. Alle Optionen besprechen – auch, wenn nicht alle in Frage kommen: Selbst wenn aufwändige Verfahren wie ein MRT oder eine Hüft-OP nicht im Rahmen Ihrer finanziellen Möglichkeiten liegen: Es sollte trotzdem darüber gesprochen werden. Denn Information schärft Handlungsspielraum und ermöglicht gut informierte Entscheidungen – ganz ohne Schuldgefühle. Auch Zweitmeinungen und verlässliche Recherchen können helfen, die beste Wahl für das eigene Tier zu treffen. Wissen ist in solchen Momenten ein echter Vertrauensanker.
3. Zeitplan und Prioritäten gemeinsam festlegen: Manchmal besteht Uneinigkeit darüber, ob und wann eine Behandlung nötig ist. Gute Tierärzte werden in solchen Fällen offen sagen, was aus ihrer Sicht erforderlich ist – nicht aus Prinzip, sondern aus tiermedizinischer Verantwortung und Tierliebe. Im nächsten Schritt geht es dann darum, gemeinsam zu schauen, wie sich die empfohlenen Maßnahmen in sinnvollen Etappen umsetzen lassen. Erst wenn alle Optionen auf dem Tisch liegen, sollte über die konkreten Kosten gesprochen werden – transparent und ehrlich.
Warum die Kostenfrage nicht sofort an erster Stelle stehen sollte
Es kann kontraproduktiv sein, wenn Sie direkt zu Beginn eine feste Obergrenze für mögliche Behandlungskosten nennen. Denn damit werden womöglich sinnvolle Optionen gar nicht erst angesprochen. Es ist absolut legitim, Therapien abzulehnen, die finanziell nicht machbar sind – aber es ist ebenso wichtig, überhaupt über sie informiert zu werden. Nur wer weiß, welche Möglichkeiten es gibt, kann eine gute Entscheidung im Sinne der Katze treffen.
Warum es wichtig ist, alle Optionen zu besprechen
Selbst wenn aufwändige Verfahren wie ein MRT oder eine Hüft-OP nicht im Rahmen Ihrer finanziellen Möglichkeiten liegen: Es sollte trotzdem darüber gesprochen werden. Denn Information schafft Handlungsspielraum und ermöglicht gut informierte Entscheidungen – ganz ohne Schuldgefühle. Auch Zweitmeinungen und verlässliche Recherchen können helfen, die beste Wahl für das eigene Tier zu treffen. Wissen ist in solchen Momenten ein echter Vertrauensanker.
Wie man Prioritäten bei der Behandlung festlegt
Manchmal besteht Uneinigkeit darüber, ob und wann eine Behandlung nötig ist. Gute Tierärzte werden in solchen Fällen offen sagen, was aus ihrer Sicht erforderlich ist – nicht aus Prinzip, sondern aus tiermedizinischer Verantwortung und Tierliebe. Im nächsten Schritt geht es dann darum, gemeinsam zu schauen, wie sich die empfohlenen Maßnahmen in sinnvollen Etappen umsetzen lassen. Erst wenn alle Optionen auf dem Tisch liegen, sollte über die konkreten Kosten gesprochen werden – transparent und ehrlich.
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